Urmel wird ein Star
konnte.
Dieser
Drehplan war daher ein beliebter Treffpunkt. Nur Seele-Fant kam nicht
angerobbt, aber Ping Pinguin oder Wawa sorgten für seine Unterrichtung.
König
Futsch fand es, glaube ich, besonders bitter, so oft so früh aufstehen zu
müssen, ungefähr so früh wie auf einer Jagd. Doch da schlief er ja nicht im
warmen Bett, sondern in seiner Hängematte in freier Luft und wurde sowieso vom
Gesang der Vögel im ersten Morgengrauen geweckt.
Hier
wurden wir auch oft von Gesang geweckt, aber nicht vom Gesang der Vögel,
sondern von Seele-Fants Geröhre.
Wenn
seine vertraute Stimme ertönte, schlug Wutz verschlafen die Augen auf, reckte
und dehnte sich, kroch aus der Schlummertonne und stieg rosafarben in das
blaugekachelte Schwimmbecken. Manchmal, wenn ich guter Laune war, dann schlang
ich mir ein Handtuch um den Hals und schritt ganz vornehm und lässig, wie ich
es einmal in einer Zeitung von einem Filmstar gesehen hatte, auch zum
morgendlichen Bad.
Seele-Fant
erwachte immer beim ersten Sonnenstrahl, er brauchte keine Uhr. Wenn ihn nicht
alle so gern gehabt hätten, wäre sicher mancher böse auf ihn gewesen. Ich
glaube, trotzdem wurde so mancher unterdrückte Fluch in ein Kopfkissen
gestöhnt. Nur die Frühaufsteher machten sein Meerwasserschwimmbecken gleich zu
ihrem Treffpunkt und brachten ihm Fischleckereien mit. Er bekam auch einen
Spitznamen, der ihm viel Spaß machte — man nannte ihn den Film-Hahn, weil ja bekanntlich
die Hähne alle Leute morgens mit ihrem Krähen wecken.
Seele-Fant
war glücklich, weil ihm die Filmleute so viele neue Gesänge aus allen Ländern
beibrachten. Fast jeder Mitarbeiter, der Beleuchter, der Maskenbildner, ein
Bühnenarbeiter, ein Friseur oder ein Elektriker, alle kannten so verschiedene
Lieder und Songs, oder sie erfanden nur für ihn neue — leider auch sehr
unanständige!
Wenn
ihm die Melodie gefiel, sang Seele-Fant alles:
»Wönn
öch früh aufs Örtchön göhö,
und
nach meunöm Törtchön söhö...«
Und das war
noch fast harmlos, obwohl Wutz auch diesen Text ganz schrecklich fand, öfföff.
Und gerade ihn mochte er so gern, und manche Filmleute behaupteten, wenn sie
das Lied gleich am Morgen hörten, dann wirke es besser und gesünder auf sie als
jedes Abführmittel.
Wie
Seele-Fants Lieder auf Zwengelmann wirkten, hat er nie verraten.
Am
Anfang hatte er schon viele Schwierigkeiten mit der Rolle unseres geliebten
Professors, die er ja nicht nur im Film, sondern immerzu spielen mußte. Gar
nicht leiden konnte er es, wenn er als vermeintlicher Professor auf Zwengelmann
angesprochen wurde. Dann sagte er nur: »Kein Dromedar!« (Das Urmel meint
Kommentar.)
Beim
Filmen ließ es sich aber nicht vermeiden, daß er manchmal von sich als von
seinem Feind Zwengelmann sprechen mußte, und dann bemühte er sich immer, diese
Stellen etwas abzumildern, bis ihm Rumo Regi einmal sagte: »Ich wundere mich
wirklich, daß Sie so für diesen Dummkopf eintreten!«
Da
ging Zwengelmännchen in die Luft, und Naftaline mußte wieder flehende Blicke
schmeißen, die Rumo Regi irgendwie unruhig machten. Aber Zwengelmännchen nahm
sich zusammen und brummte: »Ich habe niemals behauptet, daß Zwengelmann ein
Dummkopf ist, er ist im Gegenteil ein außerordentlich geschätzter Kollege.«
Wutz
wunderte sich sehr scheinheilig: »Auf einmal, öfföff? Ich habe aber oft genug
erlebt, wie wütend du auf ihn gewesen bist!«
»Ha,
war er das?« fragte Zwengelmann. Er meinte damit den Professor und war nun
seinerseits wütend.
Rumo
Regi fragte: »Wer... er? Manchmal habe ich das Gefühl, daß Sie und Zwengelmann
ein und dieselbe Person sind. Wissen Sie vielleicht selbst nicht mehr, wer Sie
sind, Professor?«
»Natürlich
weiß ich, wer ich bin«, schrie Zwengelmann, und Naftaline blitzte geradezu
gefährlich mit den Augen. »Ich bin Professor Doktor Habakuk Zwengeltong!«
»Seltsam«,
murmelte Rumo Regi. »Irgend etwas scheint Sie äußerst nervös zu machen.« Und
dann blickte er Naftaline an und dachte wohl, sie irritiere Zwengeltong mit
ihren flehenden Blicken.
»Jaja,
ich bin völlig fertig«, murmelte Zwengelmännchen.
Da
ging ich von dem Scheinwerfer wieder weg, zu dem ich mich hingeschlichen hatte
und der ein bißchen wacklig auf seinem Drahtief (das Urmel meint Stativ) stand.
Und ich verzichtete damit auf eine einmalige Gelegenheit, denn Zwengelmann war
ganz nahe, und es hätte auch bestimmt niemand gemerkt.
Aber
Wutz hatte mir zugeraunt: »Wir dürfen ihn nicht weiter
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