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Urmel zieht zum Pol

Urmel zieht zum Pol

Titel: Urmel zieht zum Pol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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ringsum änderte sich kaum. Es schien immer die gleiche, zerklüftete
Eisfläche zu sein; gewölbte Buckel, riesenhafte Trümmer — und da oder dort
einmal ein Streifen graue See.
    Morgens,
mittags und abends schluckten sie nun je einen Löffel weißer, milchartiger
Flüssigkeit: »Tibatongs innere Heizung«. Nur die Tiere des Nordens, Seele-Fant,
Ping Pinguin und Albi brauchten es nicht zu tun. Den anderen schmeckte sie
bitter, aber ihre Wangen röteten sich, und ihr Herz schlug kräftiger.
    Dennoch
stand Wutz manchmal auf Deck, fröstelnd, wenn sie ihren Schutzanzug nicht trug,
warf einen Blick auf die Öde ringsum und murmelte: »Erhebend, öfföff! Aber auch
schrecklich trostlos. Kein Busch, keine Rübe, kein schmackhaftes Spinatfeld...«
    Auch das
Urmel wurde von Tag zu Tag brummiger. Längst hatte es eingesehen, daß es
unmöglich war, in der unendlichen, erstarrten Landschaft nach Urmel-Eiern zu
suchen. Es fühlte sich beengt in seinem Schutzanzug. »Wie in einem Plumpsack!
Ins Wasser darf ich nicht...«
    »Da würdest
du erfrieren«, sagte der Professor.
    »Und fliegen
kann ich auch nicht!«
    »Da würdest
du sofort so steif liegenbleiben wie Wawa!« sagte der Professor.
    Wutz und das
Urmel trugen jetzt immer die Sonnenbrillen. Das Urmel sah aus wie ein
mürrischer alter Nordpolfahrer mit pelzumrahmtem Gesicht — ein Forscher mit
Krokodilschnauze, hatschi! Und Wutz fand, König Pumponell hätte ihr ein
eleganteres Brillenmodell besorgen können: »Oben so geschwungen wie
Schmetterlingsflügel, mit viel Gold und einer Kette hinten um den Nacken, wie
sie die Filmstars tragen!« Nun, solch modische Brillen waren wohl kaum für das
blendende Licht des Eismeeres geschaffen.
    Auch Tim
Tintenklecks und der Professor mußten ihre Augen vor dem grellen Licht
schützen. Oft ging der Professor an der Reling auf und ab, das Betäubungsgewehr
mit den Lachgasspritzen geschultert, und hielt Ausschau nach Eisbären, nach den
Königen des Nordens. Babu beruhigte ihn: »Mach dirrr keine Sorrrgen, ich rrrede
schon mit ihnen, von Bärrr zu Bärrr!«
    Seele-Fant
genoß das klare Eiswasser. Möwen und Kormorane strichen über seinen Kopf
hinweg, und einmal schwamm er an einem gewaltigen Walroßbullen vorbei, der sich
auf einer Scholle sonnte. Seine bräunliche Haut war gerunzelt wie die Rinde
eines alten Baumes, und seine Stoßzähne waren so lang, daß er sein Haupt darauf
stützen konnte. So starrte er Seele-Fant aus trüben, verträumten Augen an,
kratzte sich mit der Hinterflosse im Nacken und brummte.
    Ping Pinguin
tauchte neben Seele-Fant auf und fragte: »Toll, was? Soll ich Wutz rufen? So
große Zähne hat sie bestimmt noch nie geputzt!«
    Ein andermal
begegneten die beiden Schwimmer einem weißen Wal. Seine winzigen Augen schauten
aus dem Wasser, und er schien zu lächeln. Das verblüffendste aber waren die
hellen, zwitschernden Töne, die er ausstieß...

    »Diese
Vögel!« rief Ping Pinguin. Er blickte unwillkürlich in die Höhe. Es war aber
der weiße Wal, der trillerte und jubilierte. Und Seele-Fant jauchzte:
»Hömmlösch! Dör Kanaröönvogöl dös Nordmöörös!«
    »Ein
Kanarienvogel? Eben hast du doch gesagt, es sei ein Walfipf!«
    »Man nönnt
öhn so, wögön seunös hörrlöchön Gösangös — oh, öch möchtö möt öhm söngön — das
Löd von Wutz!« Er zog und schob sich auf eine Eisscholle, pumpte sich voll
Luft, reckte seinen Hals und sang: »O rosarotö Wolkö Wutz, du schwöbst am
Aböndhömmöl hön...«
    »Tirilili«,
machte der weiße Wal, tauchte unter und verschwand auf Nimmerwiedersehen.
    »Du hast ihn
verjagt — mit deinem Baß!« meinte Ping Pinguin. Und Seele-Fant brummte: »Seu
stöll, Pöpsvogöl!«
    Der
Professor tutete in sein Signalhorn: Zurück zum Schiff! »Die lange Drift ist zu
Ende!« verkündete er.
    »Und was
kommt jetzt für’n Ding?« fragte das Urmel.
    »Jetzt sind
wir an der dichten, geschlossenen Decke des ewigen Eises angelangt. Unsere
Schiffsreise ist beendet. Hier wird DER FLIEGENDE HABAKUK verankert, und wir
beginnen den langen Marsch über das Eis. Wutz, auch du mußt von nun an immer
die Schutzkleidung tragen, wenn du das Schiff verläßt!«
    »Das olle
Ding, öfföff!« Dabei schlotterte sie vor Kälte. »Diesen unförmigen Sack! Es
gibt doch so elegante Skihosen und Anoraks!«
    »Wutz
braucht extra einen Modepföpfer für den Nordpol!« Ping Pinguin lachte, aber er
hatte gut lachen, er trug ja immer einen Frack.
    Das stolze
Schiff legte in einer Bucht von

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