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Urmel zieht zum Pol

Urmel zieht zum Pol

Titel: Urmel zieht zum Pol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Nase holte Tim
Tintenklecks den Anker ein. Als sie langsam aus der Bucht trieben, sahen sie
den Alten vom Nordberge noch ein letztes Mal auf dem Hügel stehen.
    Dann
verstrichen die Tage eintönig. Sie trieben mit der Drift des Eises. Immer
größer wurden die Eisschollen, immer enger die Kanäle, durch die sich DER
FLIEGENDE HABAKUK seinen Weg suchen mußte. Nicht immer gelang es, den weißen
Bergen auszuweichen. Dann stießen sie dröhnend an die Bordwand, und die Planken
ächzten.
    Der
Professor und Tim Tintenklecks hatten mehr als genug mit dem Schiff, dem
Steuern, den Segeln und den Tauen zu tun. Alles überzog sich mit einer dicken
Eisschicht, die in harter Arbeit abgeschlagen werden mußte, damit sie manövrierfähig
blieben.
    Und so
vergaß Tim einmal, den Spiritus im Kocher unter Wawas Muschel zu ergänzen. Die
Heizung ging aus — eiskalt wurde es. Doch Wawa spürte es nicht. Er war so
müde..., das Denken dauerte so lange..., er konnte die Augen nicht mehr öffnen.
    Als Wutz die
erloschene Flamme bemerkte und den erstarrten Wawa in der Muschel fand, klagte
sie:
    »Wawa ist
erfroren... öff... öff... öff...«
    Ping Pinguin
war es, als würde ihm ein Eiszapfen mitten durchs Herz gestoßen. Sein Wawa? —
Nun war die Mupfel sein Grab...
    Doch der
Professor tröstete sie: »Er hält Winterschlaf. Laßt ihn. Auf diese Weise kommt
er am besten über die kalte Zeit. Wir hüllen seine Muschel in Decken!«
    »War ich
denn auch so steif, als mein Ei einfror?« fragte das Urmel bibbernd.
    Ping Pinguin
antwortete: »So kalt pfon — aber du warst noch nicht fertig, sondern nur Eiweiß
und Eigelb!«
    Wutz hielt
sich nicht mit Erörterungen auf. Sie packte Wawas Muschel so dick ein, wie sie
konnte, mit allen Decken, die entbehrlich waren.

    Ping Pinguin
dankte es ihr ehrlich: »Ganz prima, Wutz! Auf dich kann man sich wirklich
verlassen. Aber pfade ist es doch, daß Wawa nun die Sonne nicht mehr über seine
Mupfel ziehen sehen kann...«
    »Desto
sicherer sieht er sie in voller Schönheit, wenn wir nach Titiwu zurückgekehrt
sind«, sagte der Professor. »Ihr anderen aber vergeßt nicht, dreimal täglich
einen Eßlöffel ›Tibatongs innere Heizung‹ zu nehmen. Wutz, bitte sorge dafür!«
    »Wird
gemacht, Professor.« Im übrigen aber blieb sie nun lieber in der Kajüte und
heizte den Herd an, bis das Ofenrohr glühte. Holz hatten sie ja genug. Sie lag
im Liegestuhl daneben, trank Orangensaft und las einen Schmöker. Zur Zeit
liebte sie besonders Geschichten, die in Afrika oder in der Südsee oder sonst
in einer heißen Gegend spielten. Da trat ihr der Schweiß aus den Poren.
    Ping Pinguin
vertrug diese Hitze nicht. »Wutz nimmt ein Dampfbad«, meinte er. »Ich fürchte,
sie wird abnehmen.« Und da DER FLIEGENDE HABAKUK bald ganz von einer dichten
Eisdecke umgeben war, erbettelte er sich die Schlittschuhe von Tim
Tintenklecks. Unter dem kristallklaren Himmel, im funkelnden Mittagslicht,
wurden er und Albi im Körbchen — wie in einem Fahrstuhl — von Bord auf das Eis
hinabgelassen. Dort erwartete sie Seele-Fant, den weder Eisberge noch Schollen
hindern konnten, dem Schiff zu folgen. Beglückt empfing er sein Ziehkind. Es
störte ihn nicht im mindesten, daß der kleine Seehund weiß war, und er würde
sich auf jeden gestürzt haben, der ihn deshalb zu hänseln gewagt hätte. Er
richtete sich auf, grölte fröhlich und rollte sich auf den Rücken. Albi hüpfte
um ihn herum, stupste ihn unter den Bauch, schnappte nach seinen
Schnurrbarthaaren, zauste sie, bellte und knurrte übermütig. Und Seele-Fant
summte selbstvergessen: »Hönschön kleun, göng alleun, ön dö weute Wölt
höneun...«
    Ping Pinguin
aber hüpfte auf die Schlittschuhe und umklammerte sie mit seinen Flossenfüßen.
So ratterte er übers Eis, streckte den Hals vor, schwang den Schnabel wie einen
Taktstock, nach rechts, nach links, hinauf und hinab und hob graziös mal das
eine, mal das andere Bein. Er drehte sich um die eigene Achse und breitete die
Stummelflügel aus, um das Gleichgewicht zu halten: ein Eislaufmeister im Frack.

    Wenn Wawa
ihn gesehen hätte, würde er womöglich gesagt haben: »Viel nachdenken tut er tschwar
nicht, aber im Tschirkus auftreten, das könnte er.«



Seele-Fant versucht vergeblich, mit einem weißen Wal das Lied von Wutz
zu singen
     
    Wieder und
immer wieder berechnete der Professor die Drift des Eises neu, und damit auch
die Fahrt und den Standort des FLIEGENDEN HABAKUK. Bewegten sie sich überhaupt?
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