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Urmel zieht zum Pol

Urmel zieht zum Pol

Titel: Urmel zieht zum Pol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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Titiwu. Das ist mir eigentlich recht, denn ich
hätte ihn doch nicht als Kind annehmen können! Ich finde, einer, der zu weise
ist, paßt nicht zu uns. — Auf Wiedersehen! Ich gehe lieber zurück zu unserem
gemütlichen Pfiff, zum kleinen Albi... Dies alles hier macht mich zu
unglücklich. Und ich brauche ja auch sowieso pfrecklich lange für den Weg!«
    »Soll ich
dich trrragen?« fragte Babu hilfsbereit. Auch er mochte dem Todeszug der
Lemminge nicht länger zuschauen. Und Wutz fand, daß sie so viel an Deck zu tun
habe, öfföff. Sie waren alle wohl noch nicht bejahrt genug, um die Weisheit des
Alten vom Nordberge zu verstehen. »Ich denke«, sagte Wutz, »eine Büchse
Kohlrabi in Rahmsauce wird mich stärken!«
    Babu nahm
Ping Pinguin auf den Arm, Wutz und das Urmel gingen neben ihm her — heimwärts.
Nur Tim Tintenklecks blieb noch einen Moment beim Professor und dem
Moschusochsen. »Ob es die Menschen wohl eines Tages ebenso machen müssen — wenn
es mehr und immer mehr werden?« fragte er.
    Zunächst
antwortete Habakuk Tibatong nicht. Dann sagte er leise: »Auch ich zöge mich
dann lieber zu unserem Begleiter in die Stille zurück.«
    »In diese
Einöde? Bis dahin stehen hier schon große Städte unter riesigen Glaskuppeln!«
    Als ginge
ihn ihr Gespräch nichts an, erhob der Alte vom Nordberge seine Stimme ein
letztes Mal. Er brüllte in den Wind. Dann legte er sich nieder. Sein langes,
wolliges Fell hüllte ihn völlig ein. Er sah aus wie ein Teil des Berges, eine
Pflanze mit wehendem Gewöll.
    Der
Professor streichelte seine Kehle. Er brummte — das Tier brummte wieder, es
schloß die Augen, es fühlte sich wohl.
    Dann machten
sich auch der Professor und Tim Tintenklecks auf den Rückweg, hinab und hinauf, über Schneefelder und braune, feuchte
Erde, über strohiges Gras. Sie schwiegen noch lange — bis sie die Arbeit auf
dem Schiff wieder ganz beanspruchte .
    Als es
dämmerte, lag das Holz in großen Stapeln auf dem Hinterdeck. Tim Tintenklecks
hämmerte und sägte, Wutz schürte den Herd an, Babu schleppte die Scheite.
    Albi lag in
der roten Schüssel, seine Nase ragte aus dem Wasser. Und das Urmel trieb ihm
mit den Vorderpfoten ganz kleine Wellen zu.
    Ping Pinguin
aber klappte Wawas Muscheldach auf und fragte: »Pfläfst du pfön?« — Und Wawa
antwortete verträumt: »Tür tschu, es tschieht!« Und die Nacht kam, und am
Querbalken des Hauptmastes leuchteten die grünen und roten Positionslichter.
    Es war
gemütlich und heimatlich an Bord. Doch Wutz zerdrückte beim Mohrrübenschaben
manchmal eine heimliche Träne und seufzte: »Hoffentlich wartet der Schamane
nicht auch mit einer so traurigen Weisheit auf uns, о Gott!«



Wawas Heizung geht aus, und Ping Pinguin treibt Sport
     
    Der
Professor stimmte Wutz zu: »Das wünsche ich uns auch! — Aber zunächst müßten
wir ihn finden. Und wer weiß, ob er uns überhaupt sprechen will? Einsiedler
sind wahrhaftig oft recht sonderbar. Doch Kopf hoch! Morgen in aller Frühe
segeln wir weiter. Ich möchte den Nordpol erreicht und schon wieder verlassen
haben, ehe Zwengelmann erscheint: auf der Suche nach dem ausgestorbenen
Riesenalk. Er würde es womöglich übelnehmen, einem Schwein, einem Pinguin,
einem Waran, einem Pandabären und — nicht zu vergessen — einem Urmel zu
begegnen. Vielleicht hielte er uns auch für Gespenster oder für eine Fata
Morgana. Mir jedenfalls wäre das Zusammentreffen unangenehm. Und unangenehm
wäre es auch, wenn er ganz zufällig vor mir auf den großen Meteoriten stieße.
Blinde Hühner finden ja bekanntlich auch manchmal ein Korn. Warum sollte dann
Zwengelmann nicht einen Stern finden? Also — wir werden uns beeilen! Heute
abend aber nehme ich ein heißes Bad.«
    »Ich auch«,
sagte Tim Tintenklecks. »Ich bin voll Dreck vom Holzhacken, voll Harz und
Baumrinde.«
    Der
Professor seufzte. »Dann trete ich zurück. Du hast es nötiger. Ich überlasse
dir den Bottich, wir haben nun einmal nur einen.«
    Doch Wutz
brachte jedes Opfer für die Sauberkeit. »Wir essen alle Sauerkraut«, entschied
sie. »Dann wird ein Faß leer, und ihr könnt beide baden.«
    Der
Professor lachte. »Ausgezeichnet, wenn wir so weitermachen, haben wir bald für
jeden ein leeres Faß, einen Kübel oder einen Marmeladeneimer. Am Ende unserer
Seefahrt wird die Kajüte aussehen wie eine Badestube in einer mittelalterlichen
Stadt.«
    So kehrte
die gute Laune bald wieder zurück.
    Am nächsten
Morgen stiegen die Segel an den Masten empor. Mit roter

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