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Urmel zieht zum Pol

Urmel zieht zum Pol

Titel: Urmel zieht zum Pol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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grandioser Schönheit an. Die hartgefrorenen
Taue krachten, Sonne brach durch Nebelschwaden, eine Alpenlandschaft mit
Gipfeln und Schroffen, mit steilen, wildgezackten Klüften und turmartigen
Eiskegeln strahlte auf. Bläulich weiß und glitzernd dehnte sich hinter ihnen
das unendliche Feld, das vereiste Meer.
    Ping Pinguin
stand winzigklein zwischen dem Professor und Tim Tintenklecks an Bord und
flüsterte verzückt: »Ganz genau so sah es dort aus, wo meine Pinguinwiege
stand.«
    »Wie
niedlich, hast du wirklich eine Wiege gehabt?« fragte das Urmel.
    »Ja, eine
aus Eis...«
    »Na, dann
wundert es mich nicht mehr, daß du so eine große Vorliebe für Muscheln hast«,
meinte der Professor.
    Seele-Fant
streckte sich unter dem Schiff aus. Er fühlte sich im kalten Licht der
tiefstehenden Sonne wohl. »Wutz!« rief er. »Komm hörab, sonnönbadön!«
    »Danke
bestens, öfföff!« grunzte sie empört. »Ich würde wahrscheinlich eineisen wie
das Urmel-Ei. Und nur, wenn ich sehr großes Glück habe, komme ich nach
Jahrtausenden tiefgefroren nach Titiwu zurück. Dann seid ihr ja nicht mehr da —
ja —! Wenn wir nur überhaupt jemals wieder nach Hause kommen!«
    »Das werden
wir!« sagte der Professor zuversichtlich. »Koch uns jetzt etwas Kräftiges zum
Abendbrot. Diese Nacht bleiben wir noch hier und ruhen uns aus!«
    Das ließ
sich Wutz nicht zweimal sagen. Bald klapperte und rumorte sie in der Küche. Ja,
sie trällerte sogar eines der gemütvollen, leider aus der Mode gekommenen
Küchenkräuterlieder.
    Sie aßen gut
und reichlich. Danach schluckten sie einen Löffel der milchweißen,
lebertranartigen Flüssigkeit: »Tibatongs innere Heizung«. Und dann tranken sie
ein Gläschen des schweren Rotweins, von dem ihnen König Pumponell einige
Flaschen mitgegeben hatte. Und dies alles zusammen war wohl ein wenig viel.
Denn sie schliefen tief — zu tief.
    Am nächsten
Morgen erwartete sie eine Überraschung.



Ein unbekannter Besucher läßt seine Spuren zurück, und Ping Pinguin
läuft einem Eisbären vor die Pratzen
     
    Aus einem
Einschnitt, einem Tal zwischen zwei Hügeln, führte eine tiefe Spur durch den
Schnee, quer über das weiße Vorfeld bis zum Ankerplatz des FLIEGENDEN HABAKUK,
eine Spur tappender, schlurfender Schritte.
    »Wir sind
entdeckt!« bemerkte Ping Pinguin sehr richtig, als er sein gewohntes Morgenbad
im Eiswasser nehmen wollte. »Ich möchte wissen, von wem!«
    Ja, das war
die Frage! Der Professor rieb sich erregt die Augen und hauchte seine Brille
an, um sie zu putzen. Sein feuchter Atem blieb als weißer Reif auf den Gläsern
liegen. »Unser Entdecker war vielleicht ein Bär?« meinte Ping Pinguin
nachdenklich.
    »Ein Bärrr,
derrr Füße so grrroß wie Wagenrrräderrr hat?« Babu schaute zweifelnd und ein
wenig ängstlich auf seine eigenen Pratzen, die sich daneben winzig ausnahmen.
Vor so riesigen Bären konnte er vielleicht seine Freunde doch nicht beschützen!
    »Es war ein
Urmel«, sagte das Urmel stolz und zuversichtlich.
    »Dann schon
eher ein Brontosaurus oder ein Gigantosaurus«, meinte der Professor. »Und
keinem der beiden Ungetüme würde ich gern begegnen wollen...«
    Tim Tintenklecks
ging von Bord, um die Spuren zu untersuchen. »Er trug Schneereifen!« stellte er
fest.
    »Ach«, rief
Wutz, »dann war es wohl ein Mensch, öfföff, vielleicht dieser
Geisterbeschwörer? Oh, Professor, aber die Geister scheinen ihn nicht zu
ernähren, schau mal, da liegt eine aufgebrochene Konservendose — und dort eine
Weinflasche, natürlich ausgetrunken — der Kerl war an Bord! Gräßlich! Er ist an
mir vorbeigeschlichen, während ich schlief, öfföff —«
    »Nun, du
hast ja in deiner gepolsterten Tonne geschlummert und sicher den Vorhang
zugezogen gehabt. Ich glaube nicht, daß er deine träumende Schönheit bemerkte.
Außerdem war es dunkel — mich wundert nur, daß wir ihn alle nicht gehört
haben!« Tim Tintenklecks schüttelte erstaunt den Kopf.
    »Er kann
sich äußerst leise bewegen!« sagte der Professor. »Ich vermute, er wohnt nicht
weit von hier. Er muß unsere Ankunft bemerkt haben. Ich suche ihn am besten
gleich. Babu und Ping Pinguin begleiten mich.«
    »Ich? Wo ich
doch so pflecht zu Fuß bin?« fragte Ping Pinguin halb stolz, halb ängstlich.
    »Ja, Babu
zieht dich auf dem Schlitten. Wenn wir an einen Wasserlauf kommen, dann kannst
du ihn durchqueren.«
    Das Urmel
bot sich an, vorauszufliegen, wenn es nur den dummen Schutzanzug ausziehen
dürfte. Aber der Professor verbot

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