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Urmel zieht zum Pol

Urmel zieht zum Pol

Titel: Urmel zieht zum Pol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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er alle Tiere in die Kajüte hinunter, an den
warmen Ofen. Dort rubbelten sich das Urmel und Wutz gegenseitig mit Badetüchern
warm.
    Der
Professor bat Angakorok, seine Freunde möchten nun heimfahren. Es dauerte aber
noch Stunden, bis sie ihren Reigen auf dem Eisparkett beendeten. Doch endlich
setzten sie sich in die Kajaks, um singend davonzupaddeln. Wieder und immer
wieder schauten sie sich um — bis auch der letzte von ihnen hinter den
Eisbergen verschwunden war.
    Angakorok
hatte selbst mitgetanzt. Nun kletterte er die Hängeleiter empor an Bord, sehr
vergnügt, richtig aufgekratzt. Er schlug dem Professor und Tim Tintenklecks
kraftvoll auf die Schultern. Er gaffte Wutz und das Urmel immer wieder an. Er
nahm Albi auf den Arm und wiegte ihn wie ein Wickelkind. Er jauchzte: »Weißer
Seehund ist ein großes Glück. Er wird nur alle tausend Jahre einmal geboren. Er
fällt wie eine Schneeflocke vom Him mel!«
    Wutz hatte
einen Gemüseeintopf gekocht, indem sie einfach von allen Konservendosen je eine
nahm und zusammenschüttete, was sich in ihnen befand. Während der Mahlzeit ließ
Angakorok Albi nicht von seinem Schoß. Er verlangte, daß sich das Urmel an
seine rechte, Babu an seine linke Seite setzten.
    »Nun ist
Angakorok seltenes Tier unter seltenen Tieren!« rief er und grunzte fröhlich.
    Wutz teilte
die dampfenden Teller aus. Angakorok dachte, der Löffel sei ein blitzendes
Schmuckstück, das er sich ins Knopfloch steckte. Dann setzte er den
Suppenteller an den Mund, kippte ihn und schlürfte... hemmungslos! Wutz machte
gerade die Schnauze auf, um ihn zu tadeln, da fing sie des Professors Blick
auf. Er raunte ihr zu: »Andere Völker, andere Sitten!«
    »Soso —
öfföff!« bemerkte sie mit Überwindung. Die Suppe rann über Angakoroks Bart.
Kleine Gemüsestückchen blieben im Gewirr hängen. Ihn störte das nicht. Mit dem
Handrücken wischte er sie weg — und leckte sie ab. Dann dröhnte er: »Das war
bestes Essen der Welt für Angakorok! Angakorok will diese Köchin heiraten!«
    »Oh,
Professor?« quiekte Wutz hilflos und verlegen.
    Der
Professor lachte. »Mein Freund — diese Köchin würde hier im Norden erfrieren!«
    Angakorok
nahm die Ablehnung seines Antrages nicht schwer. Eskimos äußern nämlich auf
diese Art gewöhnlich ihre Zufriedenheit, weiter nichts. Er rief: »Dann besucht
Angakorok gute Köchin dort, wo sie wohnt. Angakorok wandert, wandert und
wandert — um die ganze Welt, um wieder an ihrem Tisch zu sitzen!«
    »Netter
Mensch!« meinte Wutz, als sie aufstand, um abzuräumen. Angakorok kniff ihr in
den Speck. Er lachte: »Gute Köchin — guter Hintern!« Doch da brummte Wutz leise:
»Ich weiß nicht, ob ich das noch komisch finde!«
    Als
Angakorok sagte, daß er sie besuchen wolle, war dem Professor Titiwu
eingefallen und gleich darauf Onkel Pitsch, oder richtiger: dessen Wunsch nach
einem Dampfer, der im Eis steckengeblieben und von seiner Mannschaft aufgegeben
worden war. Er fragte Angakorok, ob er davon gehört habe.
    »Von einem
Eisenschiff mit schwarzen Röhren? О ja! Das gibt es! Nicht weit von hier, sehr
schwer zu finden, aber Angakorok kennt den Platz. Ringsherum ist alles Eis,
unter dem Schiff, über dem Schiff, wie ein dicker Mantel. Das Schiff liegt fest
eingepackt...«

    »Ich brauche
es!«
    »Hataschluck
Stiefelsong soll es haben!« Angakorok war in Geberlaune. »Aber auspacken muß er
es selbst!«
    Der
Professor nickte. Dann fragte er: »Und erinnerst du dich, daß ich dich nach den
Vorfahren dieses Tieres fragte?«
    Er deutete
auf das Urmel. Angakorok ließ lange seine Augen auf ihm ruhen. Dann schloß er
sie. Er schien tief in sich zu versinken. Niemand wagte sich zu rühren. Endlich
sprach er: »Es gibt eine alte Geschichte. Angakorok will sie erzählen. Vor
langer, langer Zeit war die Erde einmal sehr warm. Keine Wolken gab es damals,
keinen Schnee, kein Eis und keinen Nebel. In dieser Zeit sprachen die Tiere wie
Menschen. Damals lebten dort, wo Land und Meer zusammenstoßen, Vogelwesen, die
waren berühmt für ihre mächtigen Flüge, die sie weit herumbrachten. Oft sah man
sie über dem Land mit ihrem langen Feuerschweif. Schwindelerregend war ihr
Flug. Einmal flogen sie weit, weit, sie schrien und stürmten. Da kamen sie an
einen Eisberg, dort, wo der Fjord ins Meer mündet. Sie wurden von seiner
Schönheit hingerissen, denn er hat viele farbenprächtige Streifen in seinem
Inneren. Sie landeten und gingen in den Berg hinein...«
    »Und?«
fragte das Urmel

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