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Urmel zieht zum Pol

Urmel zieht zum Pol

Titel: Urmel zieht zum Pol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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kann
einem fast leid tun«, murmelte der Professor.
    »Immerhin —
seine Mama bin schließlich ich!« brummte Wutz. »Wer hat das Küken denn mit
Bananen aufgezogen? Wer hat es die ersten Worte sprechen gelehrt? Zu wem hat es
das erstemal Mama gesagt? Was hat es denn noch mit den wilden Urtieren zu tun,
die seine Eltern einmal waren?«
    »Wahrscheinlich
nichts!« stimmte ihr der Professor zu.
    Das Echo
hallte von den Eiswänden wider. Zielstrebig folgte das Urmel einem vermutlich
vom Schmelzwasser ausgewaschenen Pfad ins Labyrinth der Gänge. Geisterhaft hohl
klang jeder Ton, jeder Schritt. Der Boden war eisglatt, sie schlidderten und
mußten sich immer wieder an den Wänden abstützen, um nicht zu fallen. Plötzlich
blieb das Urmel stehen. Schon war Angakorok neben ihm und legte ihm den Arm um
den Hals. Hier weitete sich eine gewaltige Grotte, höher als die größte Halle
der Welt.

    Wutz hatte
die Schutzbrille abgenommen. Was für ein buntes Spiel! Aus ihrem Rücken, vom
Eingang der Höhle kam das Licht wie eine Strahlenflut. Die Wände waren
überzogen von M illi onen Eiskristallen. Sie
schillerten in allen Regenbogenfarben, als seien sie mit Rubinen, Diamanten und
Lapislazuli bedeckt. Alle Goldschmiede der Welt hätten ein solches Kunstwerk
nie vollenden können, wie es die Natur hier geschaffen hatte.
    Das Urmel
verstummte. Alle schwiegen. Die Stille erfüllte den Raum. Manchmal klang ein
Wassertropfen. Die Zeit — hier wurde ihr unbegreifliches, gleichmäßiges
Verstreichen spürbar. Tiefblau war die Decke der Eishalle, über die Wände floß
ein fast schwarzes Violett herab, das nach unten heller wurde, bis es am Boden
hellblau erschien. Nach einer Pause — wer weiß, wie lange — verzog das Urmel
die Nilpferdschnauze: »Aber wo sind nun Papa und Mama?«
    Angakorok
führte sie quer durch den Dom in eine Nische, in eine Art Seitenkapelle. Da war
kein Eis an der Wand, da kam der blanke Fels durch. Tim Tintenklecks leuchtete
ihn mit der Taschenlampe ab.
    Ja — hier
waren Striche und Linien. »Urmels, lauter Urmels...«
     

    »Das
übertrifft alle Erwartungen!« sagte der Professor.
    »Ziemlich
schlecht gezeichnet«, brummte Wutz.
    »Liebe Wutz,
es sind die ältesten Kunstwerke der Erde!«
    »Soso — und
was beweist das?«
    »Darüber
werden sich die Gelehrten wohl lange streiten. Ich vermute, sie stammen aus der
sehr frühen Rißeiszeit, mit einem Klima, das dem unseren entsprochen hat. Dann
gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder lebten damals schon Menschen, die das
Bedürfnis hatten, die Wände ihrer Wohnhöhlen
zu schmücken, und zwar mit Bildern von Tieren, die ihnen etwas bedeuteten — oder
aber — verwirrender Gedanke! — die Urmel standen selbst auf einer so hohen Kulturstufe...«
    »Natürlich
standen sie das!« sagte das Urmel. »Papa und Mama haben das gemalt! Ich hab’ ja
auch gezeichnet, damals, als ich vom Floß zu Onkel Pitsch hinabtauchte!«
    »Du hattest
es aber von mir gelernt, öfföff!«
    »Tim«, bat
der Professor, »wir wollen die Urmelzeichnungen mit Blitzlicht fotografieren.
Ich bin jetzt schon neugierig, was Zwengelmann zu diesem Beweis für die
Richtigkeit meiner Theorien sagt.«
    »Er wird sie
für Fälschungen halten!« meinte Tim Tintenklecks. »Es sei denn, du zeigst sie ihm
selbst... er wollte ja auch zum Nordpol kommen, mit König Pumponell und
Naftaline.«
    »Er hat das
gefährliche und anstrengende Vorhaben gewiß längst aufgegeben. Was sollte er
auch hier? Wenn er vernünftig ist, hat er den Riesenalk so rasch vergessen, wie
er ihm einfiel!«
    »König
Futsch soll mir ganz riesige Vergrößerungen von den Fotos machen lassen!«
quengelte das Urmel. »Die hänge ich mir in mein Zimmer!«
    »Sogenannte
Urmel-Poster, öfföff!« Wutz war immer auf dem laufenden. Und der Professor
meinte, es würden wohl viele Bildbände darüber veröffentlicht werden. Und dann
erklärte er noch, daß sich über den Felsen früher ein gewaltiger Gletscher
gewälzt habe, der auch das verschneite Urmel-Ei einschloß. In Jahrmillionen
schob er es vor sich her, bis zum Meer... nun, das Ende der Geschichte kannten
sie ja.
    Und deshalb
erklärte Wutz nun: »Ich habe Hunger!«
    Und deshalb
verließen sie die Höhle, der Professor jedoch mit der festen Absicht, sogleich
wiederzukommen.
    Er wurde
jedoch daran gehindert.



»Tibatongs innere Heizung« beweist einmal mehr ihre wunderbare Wirkung
     
    Kaum standen
sie im Freien und versuchten, sich an das grelle Licht zu gewöhnen, blinzelten
durch

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