Urmel zieht zum Pol
Naftaline.
Doch da riß
Zwengelmann den Professor am Arm, deutete auf einen Hügel und gurgelte,
jubelte: »Da... da... der Große Alk!«
Ping Pinguin
watschelte, des Badens müde, gedankenverloren über die Höhe. Er hatte wohl
vergessen...
»Husch! —
Husch!« rief der Professor. Und der König begriff, daß der Professor seinen
Gefährten verborgen halten und verscheuchen wollte. Er nahm zum Schein die
Flinte an die Wange und ballerte einen Warnschuß in die Luft!
»Sind Sie
von Sinnen?« schrie Zwengelmann und schlug ihm das Gewehr aus der Hand.
Ping Pinguin
stand erstarrt, erschreckt, stocksteif.
Rasch war
Zwengelmann, hatte den Fotoapparat am Auge und knipste einmal, zweimal,
dreimal.
Und Ping
Pinguin überwand seinen Schock. Gackernd und flügelschlagend taumelte er davon,
verschwand über der Kuppe, warf sich ins Wasser.
»Ich habe
ihn — ich habe ihn!« jubelte Zwengelmann. »Das war er, der Große Alk —
lateinisch Pinguinus impennis!«
»Unsinn —
ich hätte das Tier eher für einen Pinguin gehalten!« protestierte der
Professor.
»Einen
Pinguin am Nordpol? Das wäre womöglich noch ungewöhnlicher! — Ein typischer
Tibatong-Witz!«
Angakorok
lachte, lachte und lachte. Er warf sich in den Schnee und wälzte sich vor und
zurück. »Ein einfaches, heiteres Gemüt!« bemerkte Zwengelmann irritiert. Er
wußte nicht, was er von diesem Heiterkeitsausbruch des Schamanen halten sollte.
Dann wandte
er sich an den Professor: »Wie auch immer, ob Alk oder Pinguin — Sie sind mein
Zeuge!«
»Ihr Zeuge,
wofür?«
»Dafür, daß
ich diese Aufnahmen tatsächlich unweit des Nordpols gemacht habe, mein Lieber.«
Und das konnte der Professor schlecht verneinen.
Naftaline
drängte. »Wenn wir hier erfrieren, nützen die schönsten Fotos nichts, Onkel
Zwengel.«
»Ja«,
stimmte der König zu, »auch ich habe Sehnsucht nach Wärme, nach blühenden
Bäumen, nach meinem gemütlichen Schloß.«
Sie eilten
zum Hubschrauber. Tim Tintenklecks hatte gründliche Arbeit geleistet. Eisfrei
stand er da, nur die Scheiben mußten noch blankgeschabt werden.
»Hinein!«
rief Naftaline. Schon war sie oben. Der König und Zwengelmann klemmten sich
neben sie auf den Sitz. Tim Tintenklecks warf die Tür zu. Die Zurückbleibenden
traten beiseite.
Der Anlasser
heulte — einmal — zweimal, der Motor donnerte, die Rotorflügel drehten sich.
Schneestaub wirbelte auf. »Hurra!« rief der König. Man sah es nur an der
Mundbewegung.
Alle
winkten, die Aufsteigenden und die, die unten zu kleinen Punkten wurden.
»Komisch!«
meinte der Professor nachdenklich. »Ich hatte Zwengelmann viel, viel
unangenehmer in Erinnerung!«
Und
Naftaline im Hubschrauber jubelte: »Nach Süden — der Sonne entgegen!«
»Ja, Gott
sei Dank!« antwortete Zwengelmann. »Ein wahres Glück, daß wir Tibatong
getroffen haben. Eigentlich ein unerhörter Zufall...«
Der König
schwieg. Er mochte nicht verraten, daß er den Professor insgeheim gesucht hatte
und einmal den FLIEGENDEN HABAKUK liegen gesehen hatte, fern, sehr fern aus der
Luft.
Zwengelmann
fuhr fort: »...ohne ihn wären wir vielleicht erfroren. Was er uns wohl für eine
lebertranartige Medizin eingeflößt hat? Ohne ihn hätte ich den Großen Alk nicht
gefunden. Und niemals die Höhlenzeichnungen gesehen... Aber eigentlich ärgert
es mich doch etwas, daß ich vergessen habe, ihn zu fragen, was er in der Arktis
will! Und warum er noch dort bleibt! — Zieht er etwa zum Nordpol? Wir hätten
ihn nicht verlassen dürfen. Ich mache mir nämlich Sorgen um ihn.«
Naftaline
drückte ihm mit zartem Spott die Hand: »Ganz unnötig! Professor Tibatong weiß,
was er tut. Dein Hauptzeuge geht dir sicher nicht verloren, Onkelchen!«
Wutz bleibt der Verstand stehen, und die Reise geht trotzdem weiter
Der
Professor wartete, bis der Hubschrauber im klaren Himmel verschwunden war. Dann
sagte er: »So, nun können wir unsere Lieben endlich aus dem Versteck befreien!«
Tim
Tintenklecks rannte übers Schneefeld, vorüber an den Hunden, die freudig
bellten, er rief: »Ping Pinguin! — Urmel! — Wutz! — Babu! —« und verschwand in
der Höhle.
»Endlich«,
quäkte das Urmel. Babu ließ seine Schnauze und Wutz seinen Schwanz los.
»Endlich! — Ist der olle Stengelmann weg?«
»So oll ist
er gar nicht!« antwortete Tim Tintenklecks. »Vielleicht werden der Professor
und er sogar noch einmal Freunde.«
»Ach du
geschabte Rübe, öfföff!« seufzte Wutz. Sie kroch hinter den Eisblöcken
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