Urmel zieht zum Pol
König.
Naftaline
sah den Professor stumm an, lächelte und schloß erschöpft die Augen. Habakuk
Tibatong war erfüllt von einem großen Glücksgefühl. Und Zwengelmann richtete
sich halb auf, vom König fürsorglich gestützt, und drückte zuerst dem
Professor, dann Angakorok die Hand.
Nach einer
Viertelstunde waren sie so weit wiederhergestellt, daß sie heißen Kaffee
schlürfen konnten, den der König auf einem Kocher bereitete. Und nach einer
weiteren Viertelstunde standen sie auf, noch schwach auf den Beinen, aber guten
Mutes. Und von den Rotorblättern waren die Eisstücke und -zapfen
abgesplittert...
»Ich habe
nur einen Wunsch: so rasch wie möglich nach Hause!« flüsterte Naftaline. Und
ihre Begleiter stimmten zu. Da rührte sich im Professor der lange verdrängte
Gelehrtenehrgeiz. »Sehr einverstanden«, meinte er. »Aber zunächst möchte ich
meinem Kollegen Zwengelmann noch etwas zeigen!«
»Einen
Großen Alk?«
»Nein, mein
Lieber, diese Vögel sind und bleiben ausgestorben. Aber einen unwiderleglichen
Beweis für die frühzeitliche Existenz von Urmeln!«
»O... о...
Kollege Tibatong! Wären Sie nicht mein Lebensretter, würde ich Sie jetzt einen
Narren nennen!«
»Warten
Sie!« sagte der Professor.
»Wollen Sie
ihm etwa das Urmel selber zeigen?« fragte Naftaline den Professor ganz leise
ins Ohr. Doch der schüttelte den Kopf und legte den Handschuhfinger an die
Lippen.
Dann führte
er sie in die Höhle. Er selbst hakte Naftaline unter, Angakorok stützte
Zwengelmann, Tim Tintenklecks legte den Hammer weg und folgte Arm in Arm mit
dem König.
Es kommt noch einmal zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den
Gelehrten
Schon lange
war es den dreien, vor allem dem Urmel, in der Höhle langweilig geworden. Sie
wußten ja auch nicht, wie es den anderen erging, und machten sich Sorgen.
Als nun der
Professor mit seiner Begleitung in den Eispalast zurückkehrte, erkannte das
Urmel Naftaline und seinen Freund Futsch — und wollte sich beiden begeistert
ans Herz werfen. Klugerweise jedoch sprach der Professor seinen Kollegen
Zwengelmann betont laut und deutlich an. Wutz verstand diese Warnung und
schnappte das Urmel am Schwanzfutteral. Und weil es quieken wollte, zischte sie
Babu zu: »Preß ihm die Nilpferdschnauze zusammen, öfföff!«
»War da
nicht ein Geräusch?« fragte Zwengelmann.
»Ich habe
nichts gehört!« log der Professor.
Wutz trat
der Schweiß aus allen Poren.
Ein wenig
später stand Zwengelmann vor den Felszeichnungen. Tim Tintenklecks zog ihre
Kratzlinien mit dem Strahl der Lampe nach. Naftaline und König Pumponell gelang
es kaum, sich ihre Überraschung nicht anmerken zu lassen: sie erkannten
natürlich die Ähnlichkeit mit dem Urmel.
Zwengelmann
aber stand verwundert und nachdenklich davor und fragte schließlich:
»Interessant! Doch was stellen die Bilder dar? Haben Sie — lieber Kollege
Tibatong — sie selbst in den Stein geritzt? Doch nein... nein... sie sind
Hunderttausende von Jahren alt. Aber wenn sie so alt sind — wieso erinnern sie
mich dann an etwas? An was nur? — Ach, jetzt weiß ich: Sie ähneln der
Gummifigur, die Naftaline angefertigt hat. Ja, ja — zuerst sah ich sie im Museum...
dann im Schloß... Können Sie mir das erklären?«
Der
Professor trat von einem Fuß auf den anderen. Wie peinlich war es ihm, wieder
lügen zu müssen. »Sehen Sie, lieber Kollege«, stotterte er endlich, »es sind
eben Urmel. Und Urmel, nicht wahr, gehörten ja zu meinen Forschungen, zu meiner
Leidenschaft, gewissermaßen. Nun, ich habe sie rekonstruiert... hm, jawohl...
und ich hatte Naftaline eine meiner Zeichnungen gezeigt... hm, ja... und danach
hat sie die Gummifigur gemacht... sehr einfach!«
»In der Tat,
sehr einfach!« murmelte Zwengelmann, während Naftaline zwar ein wenig rot
wurde, aber dann heftig nickte. »Und so hätten Sie mir wohl endgültig bewiesen,
daß die Urmel doch nicht bloß Ihre Hirngespinste waren? Wie aber haben Sie
diese Höhle gefunden?«
»Zufall,
reiner Zufall«, schwindelte der Professor. »Angakorok führte mich her...«
Angakorok
klopfte sich stolz auf die Brust.
»Sie
Glückspilz!« rief Zwengelmann. »Ich wünschte, mir liefe der Große Alk auch so
zufällig über den Weg!«
Der
Professor lächelte. Tim Tintenklecks knipste die Taschenlampe aus, und sie
ließen sich von dem Feuerwerk der Sonnenstrahlen ins Freie führen. Sie
blinzelten, kniffen die Augen zusammen, beißende Kälte fiel sie an.
»Rasch,
rasch nach Hause!« bat
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