Urod - Die Quelle (German Edition)
verrückt.
„Seht mich nicht so an! Wenn wir hier wegwollen, dann ist das die einzige Möglichkeit. Es kann sein, dass die Urods uns verfolgen. Dass wir vielleicht nicht alle erwischen. Also brauchen wir den Schlüssel, sonst kommen wir hier nie weg. So schnell sind wir einfach nicht.“
„Der Schlüssel kann überall sein. Ich meine, vielleicht haben sie ihn einfach mit runtergeschluckt, oder was weiß ich.“
Miles schüttelte sich bei diesem Gedanken.
„Das glaube ich nicht“, entgegnete Enza. „Wo hat Drago ihn aufbewahrt?“
„In seiner Manteltasche, soweit ich weiß“, erklärte Miles.
„Die Urods fressen nur das Fleisch. Der Mantel wird noch irgendwo da draußen liegen. Haben wir den Mantel, haben wir den Schlüssel.“
Thomas hörte sich zuversichtlicher an als er in Wirklichkeit war.
„Ja, total simpel“, bemerkte Miles denn auch ironisch.
„Einfach oder nicht – wir brauchen den Schlüssel. Die Frage ist: Wer holt ihn und wann?“ brachte es Sebastian auf den Punkt.
„Wir warten ja wohl, bis es hell ist“, warf Enza erschrocken ein.
Miles, Thomas und Sebastian sahen einander fragend an.
„Naja. Die Helligkeit ist gut für uns, aber wir wissen nicht, ob es Morgen Früh noch regnet und im Moment sieht es so aus, als hätten die Urods sich zurückgezogen, also ist jetzt kein schlechter Zeitpunkt“, überlegte Miles.
Viola und Enza machten große Augen, aber die beiden Jungs nickten.
„Aber dieses Mal gehen wir zu zweit. Ich gehe davon aus, dass einer von ihnen immer noch da draußen rumlungert. Zur Beobachtung. Und selbst wenn nicht – sie könnten jederzeit zurückkehren. Und dann muss einer sie aufhalten, während der andere zur Baracke rennt, um euch zu warnen“, sagte Thomas.
Viola warf ihm einen flehenden Blick zu. Nicht schon wieder du! – bat sie ihn. Doch Thomas drehte ihr den Rücken zu und schnappte sich eine Axt, die Sebastian ihm direkt wieder entriss.
„Ich mache das. Du hast uns schon bewiesen, was für ein Held du bist. Jetzt lass die anderen auch mal!“
Es sollte witzig klingen, aber die Bitterkeit in Sebastians Stimme übertönte alles andere. Thomas wollte widersprechen, aber etwas an Sebastians Haltung warnte ihn davor und er ließ die Axt schweigend wieder los.
Sebastian drehte sich zu Miles um, der Anstalten machte, sich ebenfalls zu bewaffnen, um Sebastian zu begleiten. Da stellte sich Enza ihm in den Weg.
„ Nein. Ich begleite ihn.“
Dabei schweifte ihr Blick für einen winzigen Moment zu Viola herüber, die so fragil wirkte, als könne sie jederzeit zerbrechen. Ihr sowieso schon blasse Haut war nahezu transparent. Ihre blauen Adern zeichneten sich darunter ab, ihre Augen lagen tief in den Höhlen und ließen sie wächsern aussehen. Auch wenn Enza nicht genau wusste, was Viola und Thomas aneinander band, so hatte sie doch mehr als deutlich gespürt, dass diese beiden sich liebten. Zuerst hatte sie das eifersüchtig gemacht, neidisch und gleichzeitig tieftraurig, doch jetzt hatte sie eingesehen, dass ihre missgünstigen Gefühle so gar nichts daran änderten, dass sie Nicole für immer verloren hatte. Stattdessen sollte sie alles dafür tun, dass zwei Menschen, die so starke Gefühle füreinander hegten, zusammenbleiben konnten. Dass sie Sebastian für einen egomanischen Trottel hielt, der Viola nicht verdient hatte, war ein zusätzliches Argument. Außerdem wollte sie nicht, dass Miles dort hinausging. Ihr war klar, dass Miles gewiss besser dafür gerüstet war als sie selbst, aber er war noch ein Junge. Ein Junge, der mit ansehen musste, wie sein Vater sich in eine ekelhafte, überdimensionale Heuschrecke verwandelt hatte. Und der wahrscheinlich keine Sekunde zögern würde, seine Zähne in Miles' kleinen Hintern zu schlagen.
Miles, Thomas und Sebastian protestierten. Aber das stachelte Enza erst recht an.
„Körperliche Kraft spielt keine Rolle und wir wissen nicht, wie weit wir uns von der Baracke entfernen müssen. Also ist es besser, Thomas bleibt hier. Falls die Urods doch zurückkommen kann er schwere Gegenstände vor die Tür schieben. Wir Frauen würden das alleine nicht schaffen. Und Miles brauchen wir morgen auf jeden Fall, wenn die Sprengung und die anschließende Flucht gelingen soll. Keiner von kennt das Gelände so gut wie er. Also fällt der auch aus.“
„Aber du weißt am besten, wie wir die Sprengsätze anbringen müssen“, fuhr Miles dazwischen.
„Das habe ich euch doch schon auf der Zeichnung gezeigt. So
Weitere Kostenlose Bücher