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Urod - Die Quelle (German Edition)

Urod - Die Quelle (German Edition)

Titel: Urod - Die Quelle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Levine
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Tage. Es hatte drei Tage gedauert. Zeit genug.
    Ich war am Ende meiner Kräfte. Wie lange würde ich noch durchhalten können? Und was sollte ich tun, wenn sie sich wirklich verwandeln sollten? Was, wenn einer von ihnen eine neue Quelle wäre? Was, wenn sie schon stark genug wären, um sich zu wehren? So lange durfte ich nicht warten. Das konnte ich nicht riskieren. Ich wusste, was ich zu tun hatte. Doch ich war zu schwach. In der Nacht plagten mich Alpträume – und am Tag gingen sie weiter. Eines Nachts war es so weit. Diese Kreaturen durften nicht weiter leben. Es musste heute enden. Jetzt.
    Nachdem ich mir eine ganze Packung Schlaftabletten zurecht gelegt hatte, schlich ich mich an ihre Bettchen. Ich hatte ein Messer dabei. Das schien mir das humanste. Der schnellste Tod. Ein Stich ins Herz. Mir wurde schlecht, wenn ich daran dachte, aber ich zwang mich, die Bilder heraufzubeschwören, die ich doch um jeden Preis vergessen wollte. Urods. Monster. Das Messer lag wie Blei in meiner Hand.
    Ich konnte kaum etwas sehen vor Tränen. Hastig wischte ich sie weg. Ich musste präzise sein, sie durften nicht leiden. Ich musste schnell sein. Wer von ihnen war der erste? Wer müsste mit ansehen, wie ich sein Geschwisterchen tötete. Wäre ich fähig den zweiten Mord zu begehen, wenn ich mit gesehen hätte, wie mein erstes Baby verblutete. Was, wenn sie schrien? Ich versuchte, meinen Kopf zu leeren. Versuchte, mich nur auf den Akt zu konzentrieren. Lauschte ihren regelmäßigen Atemzügen. Ich beugte mich über Zoe.
    Sie waren wach und sahen mich an. Sie hatten mich längst gehört. Ihre Augen waren gütig und unendlich weise. Ihre Gesichtchen von überirdischer Schönheit. Sie waren meine Babys. Mein Fleisch und Blut. Mein Leben.
    Ich brach zusammen, hysterisch schluchzend. Niemals würde ich das über mich bringen. Ich hasste mich dafür, auch nur daran gedacht zu haben. Ich war ihre Mutter. Wir waren eins. Ich schwor mir, sie vor allem Unbill zu beschützen, solange es mir irgend möglich wäre. Was immer jetzt geschah, es lag nicht mehr in meiner Hand.
     

    Mit sechs Monaten konnten sie laufen und die ersten Worte sprechen. Sie sahen nachts so gut wie Katzen. Und ihr Gehör war feiner als das eines Hundes. Jetzt sind sie über zwei und haben die Körpergröße und das Gewicht von Fünfjährigen. Ihr Hunger hat sich gelegt. Sie haben ihn vollkommen unter Kontrolle. Sie können lesen und schreiben. Wir müssen oft umziehen.
    Ich weiß, dass sie anders sind. Aber all meine Ängste waren unbegründet. Sie sind die wundervollsten Wesen, die es auf der Welt gibt. So sanft und doch so stark. Alle Tiere lieben sie. Falken setzen sich auf ihre Schultern, Hunde kommen weinend auf sie zugelaufen, Pferde neigen ihre majestätischen Köpfe zu ihnen herab, damit sie sie streicheln können.
    Sie machen sich immerzu Sorgen um diese Welt. Sie sagen, sie spüren den unendlichen Schmerz der Agonie dieser Erde. Sie sagen, dass wir es nicht verstehen können. „Wir.“ Sie zählen mich zu den anderen. Und sie haben recht.
    Sie sind klüger, weiser, besser als ich. Sie begreifen das hier. Sie verstehen das Leben. Mehr als ich es je für möglich gehalten hätte. Und sie sind ein Teil davon. Mehr als wir es je sein könnten.
    Sie sind der neue Anfang. Sie sind, was wir niemals sein können. Und schon bald werden sie uns ersetzen.
    Ich bin glücklich. Ich bin unendlich dankbar. Denn meine Kinder bedeuten Rettung.
    Wenngleich auch nicht unsere.
     

     

     

    Ende
     

     

     

    399
     

Impressum
    Texte: © Copyright by Sarah Esser, [email protected]
    Bildmaterialien: © Copyright by Sarah Esser
     
    Alle Rechte vorbehalten.
    Tag der Veröffentlichung: 15.03.2013
    http://www.neobooks.com/werk/19329-urod-die-quelle.html

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