Urod - Die Quelle (German Edition)
wir eine Chance, das Ding zu vernichten und hier abzuhauen.“
„Und was, wenn du ihm gegenüber stehst. Wenn es heißt: Er oder wir? Wirst du dann in der Lage sein, ihm den Schädel zu spalten? Hm? Kannst du deinem eigenen Vater ein Messer ins Herz jagen? Kannst du das?“ Sebastian flüsterte nahezu, doch das machte seine Worte umso intensiver.
„Ich werde es tun. Wenn es nötig ist, werde ich alles tun. Dieses Ding ist nicht mein Vater“, antwortete Miles mit fester Stimme. „Nicht mehr“, fügte er dann leise hinzu.
Enza sah Miles zärtlich an. Wie eine Mutter, die stolz ihr Kind betrachtet, das tapfer und ohne zu weinen seine erste Spritze verwunden hat.
Gleichzeitig fragte sie sich, ob sie es gekonnt hätte.
Wäre sie in der Lage gewesen, Nicole zu töten? Auch wenn sie sich in etwas anderes verwandelt hatte? Wäre sie in der Lage gewesen, ihren Blick zu ertragen, während sie ihr ein Messer in den Leib gerammt hätte? Sie wusste es nicht. Und sie glaubte auch nicht, dass Miles so sicher war, wie er behauptete. Dies war eine unvorstellbare Situation und niemand konnte sagen, was passieren oder wie man reagieren würde. Aber Miles war nicht allein und wenn es darauf ankam, würde sie es für ihn tun. Für Nicole und Lea und für all die anderen, die sich in Monster verwandelt hatten. Enza rieb sich über das Gesicht.
„ Sebastian, bitte hör auf! Wir haben keine Wahl. Und du weißt das ganz genau. Lass uns einfach so effektiv wie möglich vorgehen und uns nicht mit diesem Hin und Her quälen. Wer weiß, ob sie heute Nacht nicht doch wieder zurückkehren. Lasst uns einfach einen Plan machen. Für alle Fälle. Und vor allem: Lasst uns gemeinsam handeln. Ihr habt gesehen, dass sie als Gruppe agieren. Nur so sind sie stark. Das können wir von ihnen lernen. Also…“ Enza machte eine vage Handbewegung, als hoffte sie, jemand anderer würde nun das Kommando übernehmen.
Viola saß müde und erschöpft auf den am Boden liegenden Schlafsäcken. Doch ihr Blick war entschlossen, ebenso wie ihre Haltung. Sie sah Sebastian bittend an. Er erwiderte ihren Blick und eine Weile warteten die anderen gespannt ab, wie er sich entscheiden würde. Dann sah er für eine Sekunde herüber zu Thomas, der seinem Blick nicht standhielt und zu Boden sah. Sebastians Augen verdunkelten sich und er schloss seine Lider für einen Moment. Dann drehte er sich schwungvoll zum Fenster um und presste sein Gesicht dagegen.
Es war nichts zu sehen.
Es regnete nach wie vor und sie mussten so schnell wie möglich etwas tun. Doch stattdessen waren alle wie gelähmt. So als warteten sie auf einen erlösenden Knall oder ein sonstiges Signal, damit sie endlich aktiv werden konnten. Es war, als warteten sie darauf, dass Sebastian sich wieder mit ihnen verband. Als könnten sie nur funktionieren, wenn alle Teile des Ganzen dasselbe Ziel verfolgen.
Als Sebastian schließlich sprach war seine Stimme ganz ruhig. Unheimlich ruhig.
„Ich würde vorschlagen, wir entwerfen zwei Schlachtpläne. Einen für den Fall, dass sie uns hier angreifen und wir sie zuerst vernichten müssen, bevor wir die Quelle sprengen und einen für den Fall, dass wir zuerst sprengen und uns danach gegen ihre Angriffe wehren müssen. Denn dass sie angreifen, daran besteht wohl kein Zweifel.“
Miles und Thomas stimmten ihm zu und plötzlich war die Lethargie wie weggeblasen und mit ihr Gefühl, sich wie Fliegen in einem Spinnennetz zu fühlen.
Miles legte die beiden Stangen Sprengstoff auf den Tisch, besann sich noch einmal auf alles, was Drago ihm eingeschärft hatte und tüftelte mit Enza, die als Ingenieurin dazu am geeignetsten schien, aus, wo sie den Sprengstoff am besten platzieren sollten, damit die Quelle auf jeden Fall zum Verstummen gebracht wurde. Der Haken an der Sache war, dass sie lediglich noch zwei Patronen des gelatinösen Sprengstoffs hatten, der bei Ausgrabungen zum Zwecke von Gesteinssprengungen gerne eingesetzt wurde. Die Sprengkraft dieser beiden Stangen war unter Umständen zu schwach, um den Felsbrocken, den Drago und Miles bereits seit geraumer Zeit untergruben, auch wirklich auf die Quelle stürzen zu lassen. Miles erklärte Enza, dass sie bereits einen gescheiterten Versuch hinter sich hatten. Mit diesen letzten zwei Patronen musste es einfach klappen.
„Warum stopfen wir die Stangen nicht direkt in die Quelle, dann können wir sicher sein, dass sie explodiert", bemerkte Sebastian.
„ Daran haben wir auch gedacht, aber Drago glaubt,
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