Urod - Die Quelle (German Edition)
hinten nachsehen und basta.“
Sebastian starrte sie einen Moment lang an, doch sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen.
„Ist ja gut“, murmelte er dann und stapfte drauflos.
Enza musste sich beeilen, den Anschluss nicht zu verpassen. Ohne Sebastian war sie hier draußen aufgeschmissen. Sie konnte nichts sehen und es war mehr als fraglich, dass sie alleine mit einem Urod fertig werden würde. Warum nur war er so wütend? Hatte er Angst? Sicher hatte er die. Aber das war es nicht. Nicht nur. Natürlich! Thomas und Viola! Sebastian musste der größte Idiot der Welt sein, wenn ihm das entgangen wäre. Nun, das kam zwar Enzas Meinung über ihn schon sehr nahe, aber ihr war auch klar, dass Sebastian alles andere als dumm war. Er wusste, dass seine Verlobte einen anderen liebte. Und dazu noch seinen besten Freund.
Himmel, das machte ihn unberechenbar.
Sie bekam eine Gänsehaut. Andererseits wäre das in einem potenziellen Kampf mit den Urods vielleicht sogar ganz hilfreich. Er war wütend. Mordlustig. Das konnte er schön an diesen Mistkerlen auslassen.
Ein plötzliches Geräusch ließ sie beide erstarren.
Unwillkürlich hielten sie schützend ihre Waffen vor den Körper, rückten näher aneinander und sahen sich um. Es war nichts zu erkennen. Enza klappte den Mund auf, aber Sebastian schüttelte den Kopf und bedeutet ihr, nicht zu sprechen. Sie lauschten. Enza wies auf die Taschenlampe. Doch Sebastian gestikulierte, dass er noch abwarten wolle. Als nach einigen Sekunden, die Enza wie eine Ewigkeit vorkam, immer noch nichts zu hören war, flüsterte Sebastian kaum hörbar, dass sie weiter suchen sollten. Das Adrenalin, das nun durch ihre Adern floss, beschleunigte ihre Atmung und ihre Bewegungen. Enza hatte sogar das Gefühl, besser sehen zu können. Sie konnte deutlich spüren, wie ihr Herz das Blut durch ihre Adern jagte und sie fühlte sich so aufgeputscht, als hätte sie sieben doppelte Espressos getrunken. Ihr war warm, obwohl ihre Haut sich kalt anfühlte. Sie versuchte ihren Bewegungsdrang im Zaum zu halten. Sie mussten sich trotzdem vorsichtig und leise verhalten, sonst wären sie verloren.
Sebastian war stehen geblieben und sie wäre beinahe in ihn hineingerannt, konnte sich im letzten Moment aber noch abbremsen. Er zeichnete mit seiner Hand einen Kreis in die Luft.
„Hier muss es ungefähr gewesen sein. Ich würde sagen, in einem Radius von etwa zwanzig Metern. Geh du in diese Richtung, ich suche da vorne alles ab. Aber halte immer Blickkontakt und wenn was ist, komm sofort zu mir! Auch wenn du den Mantel mit dem Schlüssel findest, ruf mich nicht, sondern komm so leise du kannst zu mir rüber! Alles klar?“
Enza passte sein Befehlston zwar nicht, aber sie sah ein, dass sein Vorschlag vernünftig und effektiv war. Auch wenn ihr bei der Vorstellung, sich von ihm zu trennen, angst und bange wurde. Selbst wenn es nur wenige Meter waren.
„Ja, ist klar“, flüsterte sie. „Und wenn du mich doch schreien hörst, dann haben sie mich entdeckt. Und ich erwarte deine Hilfe“, fügte sie hinzu.
Wieder starrte Sebastian Enza und wieder konnte sie nicht sehen, welchen Ausdruck sein Gesicht zeigte.
„Natürlich!“ sagte er und Enza hatte den Eindruck, ein Grinsen in seiner Stimme zu vernehmen.
Dann drehte er sich um, den Blick zu Boden gerichtet, und tastete sich Stück für Stück vorwärts. Enza tat es ihm nach. Sie musste sich zwingen, ihre Augen nicht ständig hinter sich blicken zu lassen und zweifelte stark daran, den Mantel oder Schlüssel überhaupt zu sehen, wenn sie darauf stieß. Sie verließ sich einfach darauf, ihn zu fühlen.
Der Regen war wieder stärker geworden und hatte sie mittlerweile völlig durchnässt. Doch das bemerkte sie gar nicht mehr. Einzig ihre tropfenden Haare nervten sie und verschlechterten ihre ohnehin schon üblen Sichtverhältnisse.
Da!
Wieder glaubte sie ein Geräusch zu hören. Ihr Kopf flog hin und her, um die Umgebung zu taxieren. Doch sie konnte nichts erkennen. Sie verfluchte ihr schlechtes Augenlicht und den Regen und musste all ihre Willenskraft aufbringen, um sich weiter auf den Boden zu konzentrieren. Insgeheim glaubte sie nicht mehr daran, dass diese Aktion überhaupt etwas brachte. Sie riskierten hier ihr Leben, um etwas zu finden, von dem sie nicht mal wussten, ob es hier war. In der warmen, hellen Baracke war ihr das noch vernünftig erschienen. Aber jetzt. Sie wollte bereits aufgeben und zu Sebastian gehen, als ihre Füße auf
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