Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Utopolis

Utopolis

Titel: Utopolis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Illig
Vom Netzwerk:
bei den Kriegslieferungen verdienen las sen, denke ich. Bestelle Dir immer den Blaufuchsmantel, den Du Dir so sehnsüchtig wünschst. Seine Majestät hat mich beauftragt, Entwürfe für populäre Kriegsorden zu beschaffen. Sie müssen billig sein und nach was aussehen. Fällt Dir was ein, mein Schatz? Morgen nach der Kaiserparade komme ich zu Dir … Ob man schon wieder echte Seidenpinscher kaufen kann, ist mir nicht bekannt. Ich werde aber meinen Kollegen, den Kul tusminister, bitten, daß er mir einen beschafft. So was fällt doch in sein Ressort.«
    An den Rand des Briefes waren putzige Figuren, Sternchen, Kreuze und dergleichen gemalt. Wahrscheinlich vorläufige Versuche Seiner Exzellenz in der Ordensfrage …
    Der Portier des Handelsklubs empfing mich ohne besondere Hochachtung. Er führte mich in ein nüchternes Zimmer und meinte trocken, ich solle warten.
    Nach ungefähr einer halben Stunde erschien ein jun ger Mann und fragte mich herablassend, was ich eigentlich wolle.
    Donnerwetter – dem mußte ich imponieren. Was nahm sich der heraus! Ich schlug den Mantel auseinander, stattlich leuchtete das rote Futter, stemmte mich auf den Säbel und schnarrte: »von Starkström, Kriegsminister. Ersuche die Herren vom Präsidium um dringende Unterredung!«
    Der junge Mann lächelte unverhohlen und betrachtete mich mit unverschämter Neugier von oben bis unten.
    »Wer hat Sie denn eigentlich hergeschickt?« fragte er schließlich belustigt.
    »Ich komme im Auftrag Seiner Majestät des Kaisers in wichtigen Staatsgeschäften.«
    »Das ist ja großartig!« platzte der Bursche heraus. »Ein kapitaler Spaß, na, werden mal sehen, glaube al lerdings kaum, daß die Herren vom Präsidium Interes se für Ihre Bekanntschaft haben werden.«
    Ich wollte ihn ärgern: »Die Herren vom Präsidium schlafen wahrscheinlich zu so früher Stunde«, sagte ich mit der Unverschämtheit des Militärs, der über die Schlappheit der Zivilisten spottet.
    Da kam ich aber schon an. Der Jüngling funkelte böse: »Die Herren vom Präsidium sind selbst im Schlaf noch mehr auf dem Posten, als Leute Ihres Schlages in der wachsten Stunde. Merken Sie sich das. Im übrigen empfangen wir nur, wen wir gerufen haben. Ich habe völlige Freiheit, Sie einfach wieder nach Hause zu schicken, verstehen Sie. Reine Gefälligkeit, wenn ich das Präsidium mit Ihrer Person belästige.«
    Damit ging er in den Nebenraum und telephonierte bei offener Tür.
    Er nannte meinen Titel und Namen und äffte meine Stimme nach: »… in wichtigen Staatsgeschäften.« Aus dem Telephon lachte es und der Jüngling stimmte herzhaft ein. Dann antwortete er dem unsichtbaren Sprecher. »… natürlich … habe ihm schon angedeutet … also abweisen … ja, bitte (eine Weile verging) … wie? … also doch? … mal zum Spaß? … Sehr gut! … Gewiß, sofort.«
    Der Jüngling erschien. »Man will Sie empfangen. Legen Sie Ihren Säbel ab. Haben Sie sonst noch Waf fen bei sich? Die Mütze können Sie auch hierlassen. Ich muß Ihnen die Augen verbinden.«
    Dagegen protestierte ich energisch. Man behandle mich, einen kaiserlichen Minister, wie einen Gefangenen. Das sei empörend. Seine Majestät werde Rechenschaft fordern.
    Der junge Mann betrachtete aufmerksam den Sonnenaufgang durch das Fenster. »Entweder Sie fügen sich – oder Sie verlassen das Klubhaus«, sagte er kühl.
    Ich fügte mich.
    Ein zweiter Privaten-Jüngling brachte ein Tuch. Man verband mich wirklich kunstgerecht und führte mich durch mehrere Räume, dann sackten wir in einem Fahrstuhl ab. Über eine schwebende Stufe bestiegen wir einen Wagen. Am Widerhall hörte ich, daß wir durch einen langen Tunnel rollten.
    Es bestätigte sich, was ich schon vermutet hatte: zwischen dem Klubhaus und Morgons Burg bestand eine unterirdische Verbindung.
    Wir hielten. Ein Fahrstuhl hißte uns empor. Noch einige Schritte, und man nahm mir das Tuch von den Augen. Als ich mich umblickte, waren meine Führer verschwunden. Vor mir saßen sieben Männer in bequemen Seidensesseln; denselben Sesseln, die ich vom Lichtspuk der Morgons her kannte. Fünf Plätze waren frei, das Präsidium also nicht vollzählig versammelt. Ihre Gesichter verbargen die sieben Geldleute hinter leichten Masken.
    Drei Wände des fensterlosen Raumes schimmerten in mattsilbernem Metall. Die vierte Wand überzog in ganzer Breite und Höhe eine Milchglastafel, ähnlich denen, die im Dom den Börsennotizen dienten. Durch dieses Glas drang angenehmes gedämpftes Licht.
    Mir

Weitere Kostenlose Bücher