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v204640

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Titel: v204640 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Calaverno
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Blick und tat, als inspiziere ich die Peitschenkollektion, während ich mich schleunigst in den flauschigen Stoff vergrub. Nach dem Schauspiel eben war es mir entsetzlich peinlich, wieder mit ihm zu sprechen. Es hatte durchaus Momente gegeben, in denen das Klatschen der Lederschnüre, der Geruch von seiner Haut – schweißig und unverwechselbar – mir ein sensationelles Gefühl von Überlegenheit vermittelt hatten. Ich wollte es nicht näher analysieren. Es war etwas Fremdes und kam doch aus meinen eigenen Untiefen. Es war zwar nur ein kleiner Schritt, aber er öffnete mir den Blick auf einen Weg, den ich immer geglaubt hatte nie verstehen zu können. Es war mir noch nie begegnet. Jetzt sah ich seine schattenhaften Umrisse im Nebel und ich mochte es nicht. Ich wollte nicht, dass es näher kam. Es machte mir Angst. Markus schien eine Vorstellung von meiner Verunsicherung zu haben. Er zog mich an sich, legte beide Arme um mich und schwieg. Ich bohrte meine Nase in seinen Kragen, roch seinen Duft und ließ mich halten. Es tat gut.
    »Machst du so etwas öfter?«
    Meine verfluchte Neugier. Ich wagte fast zu hoffen, er hätte mich nicht gehört, aber ich spürte seine Brust vor unterdrücktem Lachen zittern.
    »In dieser Sparte bin ich nur Zaungast, aber hin und wieder – zur Abwechslung, wieso nicht? Sag bloß, es hat dir keinen Spaß gemacht?«
    Spaß? Der Begriff schien mir nicht angemessen. Konnte Markus wirklich alles so an sich abprallen lassen oder schützte er diese Oberflächlichkeit nur vor? Andererseits hatte auch Wanda die ganze Show als Kinderspiel abgetan. War ich vielleicht zu prüde? Das dunkle Etwas in mir passte nicht dazu.
    »Möchtest du es nicht einmal von der anderen Seite probieren?«, fragte Markus. »Ich meine, von der wirklich devoten. Nur um zu sehen, wie es sich anfühlt. Ich verspreche, dich nicht zu schlagen, wenn du es nicht willst. Komm, ich würde dich gerne einmal so sehen.«
    Seine schmeichelnde Stimme lullte mich ein. Ich widersetzte mich seinen bittenden Händen nur schwach. Der Wolf mit seinem untrüglichen Instinkt hatte alles bereits erspürt und schnell seinen Vorteil genutzt. Meine Handgelenke verschwanden im Nu in den breiten Manschetten und – klick, klick–waren sie an den Wandhaken über meinem Kopf eingehängt. Ich stand vor der Wand wie zur Opferung, beide Arme hoch über meinem Kopf. Als er nach dem Lederhalsband griff, schüttelte ich den Kopf. Das würde ich nicht mitmachen.
    »Gut, nur zur Zierde. Ich kette es nicht an.«
    Ich hielt still, als das von seinem Schweiß feuchte Leder sich um meinen Hals schlang. Im ersten Moment fröstelte ich, aber das Material nahm rasch meine Hauttemperatur an. Markus hatte sein Versprechen gehalten. Es saß locker und engte weder meine Atmung noch meine Bewegungsfreiheit ein, aber ich konnte mir die Wirkung vorstellen, wenn es eng gezogen wurde. Markus war vor mir niedergekniet und kettete meine Fußgelenke in gespreizter Position an eine Eisenstange. Dann stellte er sich einen Meter entfernt vor mir auf und betrachtete mich in aller Gemütsruhe, die Hände in den Taschen vergraben, ein zufriedenes Grinsen auf den Lippen.
    »Genau die richtige Pose für ein Märtyrer-Thema. Ich hätte dir den Bademantel ausziehen sollen, aber dann würdest du dir deinen zarten Hintern an der Mauer aufschürfen.«
    Er zeichnete meine Umrisse, am üppigen Faltenwurf entlang, mit beiden Händen nach. Seine Finger waren angenehm warm. Ich reckte mich ihnen entgegen, wollte gestreichelt werden. Neckend kniff er mich in die Brustwarzen und trat wieder zurück.
    »Lenk mich nicht ab! Ich wollte dir doch die Ausstattung vorführen.« Dabei machte er eine Geste quer durch die Folterkammer. »Die Hände kann man ganz verschieden befestigen. Momentan bist du in der obersten Position. Das ist nicht so gut für den Kreislauf, deshalb werden wir dich jetzt etwas tiefer ketten. In Schulterhöhe geht alles. « Er demonstrierte mir die Extreme und wählte dann eine relativ bequeme Stellung auf halber Höhe. »Beim Halsband kann man vor allem die Breite und die Enge variieren. Das Ding an den Füßen ist ganz raffiniert. Schau, diese Metallstange kann ausgezogen werden.«
    Mit einem kräftigen Ruck zog er sie auseinander. Das gesamte Körpergewicht ruhte schmerzhaft auf den Fußseiten. Die Muskeln in den weit gespreizten Beinen begannen zu protestieren. Markus schob die Stange wieder zusammen und wandte sich der Wand mit den Peitschen zu.
    »Wanda besitzt eine

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