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riesige Kollektion. Ich glaube, sie hat für jeden Stammkunden ein eigenes Gerät.«
In zwei langen Reihen hingen mindestens fünfzig verschiedene Modelle und keines glich dem anderen. Die meisten waren aus Leder, dunkel und speckig glänzend. Die Griffe wiesen größere Unterschiede auf: Es gab sogar hölzerne mit Schnitzereien – Penisse, Gesichter, Tierdarstellungen. Die Ledergriffe waren meist geflochten, nur eine besonders bizarre Peitsche besaß einen Tierschädel am Ende. Länge und Anzahl der Schnüre variierte jeweils. Eine hässliche Bullenpeitsche mit Gebrauchsspuren, die mir Gänsehaut verursachte, war mindestens zwei Meter lang.
»Irgendwo hat Wanda doch ihre Dildos …«
Markus zog eine Schranktür auf und präsentierte die Sammlung wie ein Schmuckverkäufer. Eine riesige Auswahl. Auch hier spiegelten die Formen die unerschöpfliche Fantasie des Menschen wider. Ungläubig starrte ich auf die Skulptur eines Männerarmes, der in einer Faust endete, und versuchte mir vorzustellen, was man mit diesem Riesending überhaupt anfangen konnte. Markus verfolgte meinen Blick und grinste.
»Frag mich nicht, wie man das anstellt. Wenn Wanda etwas redseliger wäre, könnte sie sicher Wahnsinnsgeschichten erzählen.«
Im Schrank fanden sich diverse Elektroklemmen samt Anschlusskabeln für alle möglichen Körperteile und -öffnungen. Manches Fach wirkte eher wie die Auslage eines Haushaltswarengeschäfts oder einer Eisenwarenhandlung. Zwicken und Kneifen schienen sehr gefragt zu sein. Ich ermüdete in meiner Lage und bat Markus, mich loszubinden. Er warf mir einen nachdenklichen Blick zu und schlenderte sehr langsam auf mich zu. Sein Augenausdruck gefiel mir nicht besonders.
»Mach schon, mir schlafen die Arme ein. Und es drückt an den Füßen.«
»Was würdest du machen, wenn ich es nicht täte? Du gefällst mir nämlich gut so. Solltest dich mal sehen.«
Die raue Stimme verstummte und Fingerspitzen begannen, meine exponierten Brüste zu streicheln. Meine Nippel reagierten in Sekundenbruchteilen. Davon ermutigt, begann er, mir mit zarten, kurzen Pinselstrichen Hals und Schultern zu lecken, während seine Hände fester zupackten. Das vertraute Kribbeln setzte unmittelbar ein und ich schloss die Augen, um mich auf seine Berührungen zu konzentrieren. Ich schreckte genauso zusammen wie er, als Wandas Stimme plötzlich vorwurfsvoll sagte:
»Es reicht, Markus. Übertreib’s nicht. Sie ist zum ersten Mal hier. Elise wartet im Massageraum auf dich. Geh schon, ich kümmere mich um deine Freundin.«
Wie ein gescholtener Schuljunge machte Markus sich aus dem Staub. Wanda band mich los, zog mir mit einer fürsorglichen Geste meinen Bademantel zusammen und begleitete mich in den Raum, in dem Sophia mich vorher eingekleidet hatte. Dort wies sie auf einen wunderschön bemalten Wandschirm, hinter dem ich mich wieder in mein altes Ich verwandeln konnte. Der Paravent war so niedrig, dass ich Wanda beobachten konnte, während ich mich umzog. Sie sank anmutig auf einen zerbrechlich wirkenden Gobelinsessel am Fenster. Ihre Augen schweiften über die Gartenanlagen. Für eine Frau ihrer Profession fand ich ihre Damenhaftigkeit befremdend. Sie wurde mir aber mit jedem Augenblick sympathischer.
»Hat Markus Ihnen meine Arbeitsgeräte vorgeführt?«
Aha, wir waren wieder beim förmlichen »Sie«. Ich brummte zustimmend und hoffte, dass er damit nicht gegen ein ungeschriebenes Gesetz verstoßen hatte.
»Die Peitschen faszinieren ihn immer wieder. Er hat einen starken Hang zur Theatralik. Fesseln und Schlagen …« Sie lachte, wohl über eine Erinnerung. »Aber die Demut ist seine Sache nicht. Er liebt es, nur so zu tun als ob, verstehen Sie? Würde man es sportlich ausdrücken, könnte man sagen: Ich spiele in der Oberliga – und er ist bestenfalls Amateur. Ich hätte euch beide noch viel weiter treiben können, aber damit hätte ich euch keinen guten Dienst erwiesen. Wirkt der Kick bei Ihnen, Amanda? Sie reagieren schnell, ich habe es gemerkt.«
Wie peinlich. Ich war froh, hinter meinem Paravent zu stehen und bückte mich nach meinen Schuhen. Wanda sprach weiter, wie zu sich selbst.
»Schmerz und Angst – beides stimuliert wirkungsvoll. Wussten Sie, dass der Adrenalinausstoß durchaus mit dem beim Sport vergleichbar ist? Man kann süchtig danach werden – wie ein Jogger nach seinem Endorphin.«
Wollte sie mich warnen? Und wenn ja, vor Markus oder vor mir? Ich trat hinter dem Schirm hervor. Sie erhob sich und ging mir
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