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V8 – Komm, wenn du dich traust!

V8 – Komm, wenn du dich traust!

Titel: V8 – Komm, wenn du dich traust! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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eigentlich wissen. Doch der kannte kein Mitleid.

    „Dreißig. Natürlich. Sonst könnte doch jeder Rennfahrer werden,“ sagte er tonlos wie eine Maschine. „Es zählt die zweite Runde nach fliegendem Start. Du hast einen Versuch“, erklärte sein Vater und seine Augen glitzerten dabei wie Wasser, das in diesem Moment gefror: „Also, enttäusch mich nicht, Robin!“
    Dieser Satz war keine Bitte. Er war ein Befehl und mit diesem Befehl ging er um das Kart. Er zog an der Reißleine, um den Motor zu starten, und setzte sich zum Red-Bull-Scout auf die Tribüne.
    Robin schloss das Visier seines Helms. Er umfasste das Lenkrad mit beiden Händen. Er spürte das Gaspedal durch die hauchdünne Sohle. Er sah zu Sam Kamschik auf dem Red-Bull-Bus. Er sah, wie er den Hebel umlegte. Die Ampel sprang sofort auf Rot. Drei rote Augenpaare nebeneinander. Ein sechsäugiges Monster.
    „Enttäusch mich nicht, Robin!“ hörte er seinen Vater. „Enttäusch mich nicht. …täusch mich nicht“, rasten seine Befehle durch Robins Kopf. Dann sprang die Ampel auf Grün und mit den nächsten sieben zehntel Sekunden war Robin in seinem Element. Sieben Zehntelsekunden. Das war die Zeit, zwischen dem Schalten der Ampel auf Grün, dem Drücken des Gaspedals und dem Augenblick, in dem die Vorderräder seines Rennkarts über die Startlinie rollten.
    „Sieben Zehntelsekunden!“ Sein Vater sprang auf. „Kennen Sie einen, der schneller ist?“
    „Nein. Den kenne ich nicht!“, rief David, bevor der Red-Bull-Scout antworten konnte. Diese Startzeit war wirklich Weltklasse. „Kiki! Schau doch! Der ist verdammt gut.“
    „Nein, der ist nur ein Schnösel. Ein verwöhntes Papasöhnchen!“,zischte Kiki verächtlich. Sie blieb am Tisch sitzen, auch wenn sie David recht geben musste. Denn Robin war gut. Er fuhr wie auf Schienen und als er aus der ersten Runde in die zweite einfuhr, zeigte die Anzeige: 31,9.
    „Wow!“ staunte David. „31,9. Und der fliegende Start bringt dir noch mal zwei Sekunden.“
    „Zwei Sekunden. Die reichen locker um die 30 zu knacken“, triumphierte sein Vater. „Mein Sohn ist ein Sieger.“
    Er ballte die Faust und der Scout von Red Bull, der bisher keine Miene verzogen hatte, horchte neugierig auf.
    „Ach, wirklich? Ein Sieger“, sagte sein Blick und der sah mit Respekt, wie Robin immer schneller wurde.
    Sechs Zehntel machte er bis zur ersten Zwischenzeit gut, und als David das sah, rechnete er laut und blitzschnell.
    „Sechs Zehntel mal vier.“ Denn es wurden drei Zwischenzeiten gemessen und dazu noch die Endzeit. Die Strecke war also viermal unterteilt: „Sechs Zehntel mal vier sind 2,4. Damit liegst du fünf Zehntel unter der 30!“
    David rief das quer über die Bahn, während er Robin entgegenlief. Der kratzte in diesem Moment an einen Pylon. Das Hütchen begann sich wie ein Kreisel zu drehen. Doch das war kein Fehler. Das kostete höchstens eine Zehntelsekunde.
    „Sei vorsichtig, hörst du. Du schaffst es!“, rief David. „Du musst nichts riskieren. Du bist schnell genug.“
    Er lief mit wedelnden Armen auf die letzte S-Kurve zu. Die Schneckenhauskurve. Die kannte er gut. In der flog man sehr leicht aus der Bahn.
    „Du musst nichts riskieren. Du bist schnell genug!“
    Doch Robin sah nur das Messdienergewand. Er sah das farbenverschmierte Gesicht. Er dachte sofort an den Turm vor der Kartbahn. Er sah die Gurkennase und das Elfenkostüm.
    Nein, der Kerl war zu peinlich. Was machte der hier? Und was war das gestern auf der Brücke gewesen? Was war diese Münze?
    Doch dieser letzte Gedanke war für die Kurve zu viel.
    „Robin, pass auf!“, schrie David entsetzt.
    „Pass auf!“, schrie sein Vater.
    Da war es zu spät. Robin hatte den Bremspunkt verpasst. Er schlidderte in die Pylone. Er rasierte die Reihe der Hütchen ab.
    Kiki und Luca sprangen von ihren Hockern am Tisch. Ja, Kiki sprang auf, obwohl sie Robin doch hasste. Und dann sahen alle, wie er sich mit seinem Kart drehte.

    Er drehte sich einmal, nein zweimal und prallte in die Reifenbeplankung. Sein Kopf wirbelte auf den Schultern herum, und noch bevor Robin stand, sah er, wie sich die Ziffern der Stoppuhr auf der Anzeige überschlugen:
    Neunundzwanzig Komma Acht.
    Neun.
    Dreißig.
    Dreißig Komma eins.
    Er stand nur drei Meter vom Ziel entfernt. Dreihundert Zentimeter von seinem ganz großen Traum: Er wollte Rennfahrer werden. Das wollte er, ja! Aber es gab etwas, wonach er sich noch mehr sehnte, und das spürte er jetzt ganz

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