V8 – Komm, wenn du dich traust!
Ich pass nicht zu euch.“
Er strafte Luca mit einem spöttischen Blick.
„Superfreak und ich leben nicht in derselben Welt. Papa, wir gehen!“, sagte er mit einer Stimme, die aus klirrenden Eiskristallen bestand.
David glaubte nicht, was da passierte.
Und Luca platzte beinah vor Wut:
„Superfreak? He?“, rief sie ihm hinterher. „Bist du etwa blind? Ich bin der Superdachs Diamond von Drachenherz!“
Doch ihre Wut konnte auch nichts mehr ändern. Der vierte Mann ging, stieg in den Porsche Panamera und fuhr auf die Spitze des Hügels und zur größten Villa hinauf.
17
Darauf verwette ich meinen Hintern
Der Fluss verlor seinen ganzen Glanz. Je länger sie auf die Wellen starrten, umso mehr verblasste ihr goldenes Glitzern. Sie wurden stumpf. Da konnte sich die Julinachmittagssonne auch noch so anstrengen und der Himmel noch so blau und strahlend sein.
Kiki saß in der Krone des alten Baums mit dem Rücken zum Fluss und starrte auf Luca und David hinab. Der Superdachs hing wie ein Häuflein Elend in der Astgabel unter ihr und David lehnte am Stamm mit der runzligen Rinde.
Die zupfte Kiki wütend vom Ast.
„Ich hab’s euch gesagt. Der Kerl ist ein richtiges Superar…“
Kiki konnte das Wort trotz ihrer Wut noch verschlucken. Aber aus Luca platzte es umso lauter heraus.
„…arschloch“. Sie erschrak vor sich selbst. „Uhps!“, stieß sie aus. Doch dann siegte die Wut über die gute Erziehung.
„Ich weiß, das soll man nicht sagen. Aber wenn es doch stimmt? Ich meine, was machen wir jetzt? Wir werden nur einmal erwählt. Einmal im Jahr oder im ganzen Leben, und wir brauchen den Mistkerl, den Schnösel, den Arschhhh!“
Sie ließ das Wort auf der Zunge zergehen, aber Kiki schüttelte resigniert den Kopf.
„Hey, David. Dein Bruder ist der Superchecker.“
Doch David widersprach ihr. „Das glaube ich nicht.“
„Wie bitte? Was?!“, explodierte Luca beleidigt und David ärgerte sie noch einmal.
„Nein. Das glaube ich nicht.“ Aber er meinte nicht Luca. Er meinte, was sie über Robin dachte. Er sah ihn noch einmal auf der Kartbahn. Er sah ihn, als sie die Münzen hochwarfen. Und als die Münzen zu ihnen sprachen, sah er das Lächeln in Robins Gesicht. Es sprang aus seinen staunenden Augen, bis sein Vater zu ihm kam. David sah, wie er vor seinem Vater erschrak und als er sie danach verhöhnte, spürte erRobins heimliche Angst. Ja, hinter all diesem Spott hatte Robin gezittert. Er hatte gezittert, weil er nicht ehrlich war. Er wäre viel lieber bei ihnen geblieben. Doch er traute sich nicht. Und wer aus einem solchen Grund zittert, der war auf keinen Fall ein Arsch.
„Nein. Der Arsch ist sein Vater“, erklärte David, was er dachte. „Robin wird kommen. Er kommt heute um elf in die Höhle des Löwen. Darauf verwette ich sogar meinen Hintern.“
Er ging vom Baum zu seinem Gokart, setzte den Helm auf und sprang in den Sitz.
„Komm, Luca. Wir müssen heute so pünktlich ins Bett, dass Mama und Papa nicht merken, dass wir später noch mal ausbüxen werden.“
Er schaute verschmitzt zu Kiki Lilou.
„Und das solltest du auch. Wir treffen uns alle um halb zehn auf der Brücke.“
Er trat entschlossen in die Pedale und fuhr mit durchdrehenden Reifen davon. Luca fiel das Kinn auf die Brust, und als sie die Bewunderung erkannte, mit der Kiki Lilou ihrem Bruder nachschaute, machte sie das noch wütender. Sie raufte sich die Superdiamondmütze und rief David hinterher. „Allmächtiger Dachsmann! Das gibt Ärger! Ganz großen Ärger, merk dir das!“
18
Mein Sohn ist ein Sieger
Drei Stunden später, es war schon nach acht, fiel der Schatten des Villenhügels auf die Häuser im Rosengarten. Nur die weiße Villa auf seiner Spitze leuchtete noch im Abendlicht. Doch so warm das Licht der Sonne auch war, in der Villa war es kalt. Eiskalt und still. Die nackten Betonwände trugen das Grau eines nie enden wollenden Novemberregentags und in diesem trostlosen Grau schwiegen sich Robin und sein Vater jetzt schon seit zehn Minuten an.
Sie saßen sich gegenüber. Jeder an einem Ende des langen Tischs und obwohl das Essen schon vor ihnen stand, dachte keiner daran, es anzurühren. Sie starrten sich an und schließlich nahm Robin all seinen Mut zusammen, um das unangenehme Schweigen zu brechen.
„Ich dachte, du wolltest mit mir reden?“, fragte er seinen Vater, doch der lachte nur auf. Es war ein trockenes, fast hustendes Lachen, das den im Wohnzimmer herrschenden November schlagartig in einen
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