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V8 – Komm, wenn du dich traust!

V8 – Komm, wenn du dich traust!

Titel: V8 – Komm, wenn du dich traust! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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musterte Davids Gurkengesicht.
    „Wenn du auch nur einen Fleck auf ein Kostüm machen solltest, zahlst du es, hörst du. Wir fangen mit dem an.“ Sie zeigte nach links. „Und das, kleiner Mann, ist das Teuerste. Es kostet dich mindestens fünfhundert Euro.“
    „Das ist nicht ihr Ernst!“, flüsterte David geschockt, doch die Schneiderin zuckte nur mit den Achseln.
    „Ich hab doch gesagt, ich hab ein Mädchen erwartet. Und jetzt beeil dich gefälligst. Wir sind schon spät dran.“
    Das Grün in Davids Gesicht wurde blass und die Gurke begann, wie die Nase von Rudolph, dem Rentier, zu glühen. Doch er wollte das Kart und auf die Straße des Ruhms. Deshalb zog er die Jacke aus. Die Jacke, die Hose, das T-Shirt, die Socken, und dann zog er das Elfenkostüm über den Kopf.

07
Du willst der Beste sein
    Sieben Minuten. Was hatte Luca gesagt?!
    Der Eisbecher war ausgeschleckt und der Löffel lag blitzblank daneben auf dem Tisch. Damit war das Ersatzkindermädchen, das David ihr spendiert hatte, verputzt und niemand hinderte Luca mehr daran, es allen zu zeigen.
    Deshalb stand sie jetzt vor dem Mast. Dem Mast vor der Kartbahn, der bis in den Himmel reichte, und starrte entschlossen zu dem Schriftzug empor, der sich in leuchtend roten Buchstaben um das Logo schwang: Für die Besten der Besten!
    „Ha! Ich bin kein Diesellutscher!“, zischte Luca und machte sich Mut. Sie wurde noch trotzig entschlossener und vergaß ihre Höhenangst. Ja, Lucas Höhenangst war berühmt und berüchtigt. Aber jetzt schaltete sie ihre Magnetstiefel ein. Ihre Super-Elektromagnet-Heldenstiefel. Das Lämpchen am Gürtel begann zu blinken.
    „Ich bin Diamond Dachsmann von Drachenherz. Aus den Hallen der Kurzen. Der Bezwinger der Spinne, der Reps und der Sekten, und allen Monstern, die in Wildernacht hausen. Ich hab keine Angst vor einer Menschenleiter. Die pack ich mit links.“
    Sie holte tief Luft.
    „Ich gehör zu den Besten!“
    Dann schloss sie die Augen und trat auf die Sprosse. Die erste von hundert oder vielleicht hundertfünfzig.
    Huh. Das tat gut! Es klackte und klockte, wenn sich die Magnetstiefel an die Metallstäbe saugten und das gab Luca nicht nur sicheren Halt.
    Es nahm ihr die Angst. Sie stieg die Leiter hinauf, und weil sie dabei die Augen nicht öffnete, sah sie auch nicht, wie hoch sie schon war.
    Genauso wie David. Auch er hielt die Augen zusammengepresst und stand auf dem Tisch vor der Schneiderin. Er drehte sich langsam für sie im Kreis und seufzte bei jedem Nadelstich, mit dem sie den Tüllrock um seine Hüfte in flaumweiche, wolkige Falten warf. Das war eine Qual und Demütigung. Das hielt er nur aus, indem er seinen Traum träumte. Den Traum von der Kartbahn und dem eigenen Kart. David stellte sich vor, wie er darin fuhr. Über die Straße des Ruhms. Er machte Motorengeräusche mit seinem Mund und er zuckte mit beiden Füßen, wenn er Gas gab und bremste.
    „Autsch!“, schrie er auf, als eine Nadel ihn pikste. Doch die Schneiderin, die davon noch ein Dutzend wie Giftstacheln zwischen den Zähnen hielt, zischte genervt.
    „Dann halt auch mal still. Ich bin ja gleich fertig.“
    Doch dieser Satz war ein falsches Versprechen. Er war blanker Hohn. Denn das, was jetzt folgte, war noch viel schlimmer als das Tütü oder die glitzernden Elfenflügel auf seinem Rücken. Die Schneiderin fasste an seinen Fuß, denn der steckte in einem seidigen Socken. Doch das war kein gewöhnlicher Socken. Das war ein Strumpf, verziert mit Blumen und Spitzen, und den rollte sie hoch. Über das Knie bis auf die Hälfte des Oberschenkels und dort hakte sie ihn am Strapsgürtel ein.

    „Nein. Bitte nicht!“ David öffnete vor Entsetzen die Augen. Das war zuviel. Das hielt kein Traum aus. Selbst dann nicht, wenn ihn der Beste träumt. Das war die Hölle! Oder Halt! Das war sie noch nicht!
    „Oh nein, bitte nicht! Lucaaaa!“, schrie David entsetzt und starrte dabei aus dem Fenster des Tanzsaals.
    Dort über den Dächern sah er den Turm. Den Mast der Kartbahn und unter dem Logo stieg seine Schwester jetzt die Leiter empor. Seine neunjährige Schwester, auf die er aufpassen musste, die Höhenangst hatte und der schon schwindelig wurde, wenn sie vom Bordstein auf die Straße stieg.
    David stieß die Schneiderin weg. Er sprang vom Tisch und rannte quer durch den Saal. Er warf dabei Piraten um, vier Piraten und fünf Indianer, fand zwischen all den Spiegeln die Tür und raste die Treppen hinab und über die Straßen, bis er auf den Parkplatz

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