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Vaeter und Soehne

Vaeter und Soehne

Titel: Vaeter und Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Sergejevich Turgenev
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Bazaroff, »allein Sie rechnen falsch. Wir sind viel zahlreicher, als Sie glauben.«
    »Wie? Ihr glaubt im Ernst, das ganze Volk zur Vernunft bringen zu können?«
    »Sie sollten wissen, daß ein Kreuzerlicht genügte, um die ganze Stadt Moskau in Brand zu stecken,« erwiderte Bazaroff.
    »Da haben wirs. Zuerst ein fast fanatischer Hochmut und dann eine geschmacklose Ironie. Damit reißt man die Jugend fort; damit verführt man die unerfahrenen Herzen solcher Jungen. Da ist so einer, der fast in Verzückung vor Ihnen steht! (Arkad wandte sich finster zur Seite.) Und diese Ansteckung hat sich schon weit verbreitet. Man versichert mich, daß unsre Maler in Rom keinen Fuß mehr in den Vatikan setzen; sie heißen Raffael einen Stümper, bloß weil er, wie sie sagen, als Autorität gilt, und doch sind die, die ihn so nennen, das Unvermögen selbst; ihre Phantasie geht nicht über das bekannte ›Junge Mädchen am Brunnen‹ hinaus, sie mögen tun, was sie wollen, sie kommen nicht darüber, und selbst diese Malerei ist abscheulich. Und solche Bursche stehen bei euch in hoher Achtung, nicht wahr?«
    »Ich meinesteils«, erwiderte Bazaroff, »gebe nicht einen Groschen für Raffael, und ich denke, die andern sind nicht mehr wert als er.«
    »Bravo, bravo, hörst du’s, Arkad! So müssen sich die jungen Leute jetzt ausdrücken. Oh, ich verstehe vollkommen, warum sie sich an euch drängen. Sonst fühlten sie die Notwendigkeit, sich zu unterrichten; da es ihnen nicht darum zu tun war, für Ignoranten zu gelten, waren sie gezwungen, zu arbeiten. Jetzt können sie einfach sagen: ’s ist ja doch alles einfältiger Plunder auf dieser Welt! Und das Kunststück ist gelungen. Sie haben allen Grund, sich zu freuen. Vormals waren sie bloß Laffen, und nun sind sie im Sturm in Nihilisten verwandelt.«
    »Mir scheint, daß Sie das Gefühl persönlicher Würde, wovon Sie so viel Aufhebens machen, vergessen,« erwiderte phlegmatisch Bazaroff, während Entrüstung die Stirne seines Freundes rötete und seine Augen belebte. »Unsere Erörterung hat uns viel zu weit geführt, und ich glaube, wir tun wohl daran, hier abzubrechen. Ich wäre einverstanden mit Ihnen,« fügte er im Aufstehen hinzu, »wenn Sie mir in unserer Gesellschaft eine einzige, auch nur eine Einrichtung bezeichnen können, die nicht verdiente, ganz und erbarmungslos abgeschafft zu werden.«
    »Eine Million könnte ich Ihnen nennen, eine Million,« rief Paul. »Da ist z.B. die Gemeinde.«
    Ein kaltes Lächeln verzog Bazaroffs Lippen.
    »Was die Gemeinde anbelangt,« erwiderte er, »so würden Sie besser tun, darüber mit Ihrem Bruder zu reden. Er muß, denk ich, wissen, was man heutzutage von der Gemeinde, von der Solidarität der Bauern untereinander, von ihrem Mäßigkeitssinne und von vielen andern Scherzen der Art zu halten hat.«
    »Und die Familie, die Familie, wie wir sie noch bei unserem Landvolk finden!« rief Paul Petrowitsch.
    »Das ist abermals ein Kapitel, worauf Sie nach meiner Meinung besser nicht weiter eingingen. Folgen Sie meinem Rat, Paul Petrowitsch, und lassen Sie sich zwei oder drei Tage Zeit, darüber nachzudenken. Für den Augenblick wird Ihnen nichts einfallen. Nehmen Sie unsere Stände der Reihe nach durch und prüfen Sie genau; indessen werden wir, Arkad und ich …«
    »Alles ins Lächerliche ziehen,« fiel Paul Petrowitsch ein.
    »Nein, wir werden uns damit beschäftigen, Frösche zu sezieren. Komm, Arkad! Auf Wiedersehen, meine Herren!«
    Die beiden Freunde entfernten sich. Paul und sein Bruder blieben allein und schauten sich im ersten Augenblick nur schweigend an.
    Dann hob Paul an: »Dahin also ist es mit unserer Jugend gekommen! Das sind unsere Nachfolger!«
    »Unsere Nachfolger!« wiederholte Kirsanoff mit einem tiefen Seufzer. Er hatte während des ganzen Streits wie auf Kohlen gesessen und sich damit begnügt, von Zeit zu Zeit einen traurigen Blick auf Arkad zu werfen. – »Weißt du wohl, lieber Bruder, welche Erinnerung das in mir wachruft? Eines Abends stritt ich mich lebhaft mit meiner verstorbenen Mutter; sie schrie und wollte mich nicht hören. Endlich sagte ich zu ihr: ›Sie können mich allerdings nicht verstehen; wir gehören zwei verschiedenen Generationen an.‹ Diese Worte verletzten sie sehr; aber ich sagte mir: ›Was ist da zu machen? Die Pille ist bitter, und doch muß sie verschluckt werden.‹ So kommen auch jetzt unsere Nachfolger zu uns und sagen: Ihr seid nicht von unserer Generation, verschluckt die Pille!«
    »Du

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