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Vaeter und Soehne

Vaeter und Soehne

Titel: Vaeter und Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Sergejevich Turgenev
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Freude machen. Es sind brave Leute, und mein Vater ist dabei ein drolliger Kauz. Zudem haben sie nur mich, ich bin ihr einziges Kind.«
    »Bleibst du lange?«
    »Ich glaube nicht. Vermutlich werde ich mich dort langweilen.«
    »Aber du besuchst uns auf dem Rückwege?«
    »Je nachdem; ich weiß es noch nicht. Nun? einverstanden? reisen wir?«
    »Sei’s,« antwortete Arkad gleichgültig.
    Im Grunde war er mit dem Vorschlag seines Freundes sehr zufrieden; er hielt es aber für nötig, sichs nicht merken zu lassen; so schickte sichs für einen echten Nihilisten.
    Am nächsten Morgen reiste er mit Bazaroff nach X… Die Jugend von Marino bedauerte ihre Abreise; Duniascha vergoß sogar einige Tränen … Paul aber und sein Bruder, »die Alten«, wie Bazaroff sagte, atmeten wieder freier.

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Zwölftes Kapitel.

    Der Stadt X…, wohin sich die beiden Freunde begaben, stand als Gouverneur ein noch junger Mann vor, der, wie man es oft in Rußland findet, Fortschrittsmann und Despot zugleich war. Schon im ersten Jahr seines Dienstantritts war er so geschickt gewesen, sich nicht nur mit dem Adelsmarschall, einem pensionierten Generalstabsoffizier, großem Pferdezüchter und nebenbei sehr gastfreundlichem Mann, sondern auch mit seinen eigenen Beamten zu überwerfen. Die Differenzen, die daraus hervorgingen, hatten in dem Maße zugenommen, daß der Minister sich veranlaßt sah, einen Vertrauensmann an Ort und Stelle zu senden, um die Dinge wieder ins Geleis zu bringen. Diese Sendung war Matthias Ilitsch Koliazin, dem Sohn des Koliazin übertragen, der ehemals Vormund der Brüder Kirsanoff gewesen war. Er war gleichfalls ein Beamter von der jungen Schule, obwohl er die Vierziger schon überschritten hatte; er hatte sich jedoch vorgenommen, ein Staatsmann zu werden, und trug auch bereits zwei Sterne auf der Brust. Einer derselben war übrigens nur ein ausländischer, wenig geschätzter Orden. Gleich dem Gouverneur, über den er zu urteilen kam, galt er für einen Fortschrittsmann, und so einflußreich er auch war, unterschied er sich doch wesentlich von andern Beamten seines Rangs. Er hatte allerdings eine sehr hohe Meinung von sich und eine grenzenlose Eitelkeit, doch waren seine Formen einfach, und in seinem Blick lag etwas Ermunterndes; er hörte mit Wohlwollen zu und lachte so natürlich, daß man ihn beim ersten Begegnen für einen »guten Kerl« hätte halten können. Übrigens war er ganz der Mann, wenn es die Umstände erforderten, rücksichtslose Strenge walten zu lassen.
    »Energie ist unerläßlich,« sagte er, »sie ist die vornehmste Eigenschaft eines Staatsmanns.« Trotz dieser stolzen Sprache aber ward er fast immer düpiert, und jeder nur etwas erfahrene Beamte führte ihn an der Nase herum. Matthias Ilitsch machte viel Aufhebens von Guizot und bemühte sich, jeden, der ihn anhören wollte, zu überzeugen, daß er keiner von jenen zurückgebliebenen Beamten sei, von jenen Männern der Routine, wie man so viele findet; daß seiner Wahrnehmung keine der großen Erscheinungen des sozialen Lebens entgehe … Derartige Schlagwörter waren ihm durchaus vertraut. Auch den literarischen Bewegungen folgte er; aber er gefiel sich darin, es mit einer majestätischen Herablassung zu tun, ungefähr wie ein Mann von reiferem Alter manchmal auf ein paar Augenblicke einem Auflauf von Straßenjungen nachgeht. In der Tat hatte Matthias Ilitsch die Staatsmänner aus der Regierungszeit Alexanders I. nicht sehr überholt, welche damals in Petersburg, wenn sie sich auf eine Soiree bei Madama Swetschine vorbereiteten, morgens ein Kapitel aus Condillac lasen; nur seine Formen waren etwas zeitgemäßer. Er war ein gewandter Höfling, ein höchst seiner Mann, nichts weiter; er hatte keinen Begriff von Geschäften und dabei Mangel an Geist; aber sein eigenes Interesse verstand er sehr gut. Darüber konnte ihn niemand täuschen, und dies ist ein Talent, dem man sein Verdienst nicht abstreiten kann.
    Matthias Ilitsch empfing Arkad mit dem einem aufgeklärten Beamten eigenen Wohlwollen, wir möchten fast sagen mit Heiterkeit. Doch ward er bei der Nachricht etwas verstimmt, daß die übrigen Eingeladenen auf dem Lande zurückgeblieben seien. »Dein Papa war immer ein Original,« sagte er zu Arkad und ließ die Quasten seines prächtigen Samtschlafrocks durch die Finger gleiten; dann wandte er sich rasch zu einem jungen Beamten in streng zugeknöpfter Interimsuniform und herrschte ihn mit Amtsmiene an: »Nun, und Sie?« Der junge Mann, dem

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