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Vaeter und Soehne

Vaeter und Soehne

Titel: Vaeter und Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Sergejevich Turgenev
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Mittagessen wieder; Arkad, der nicht ausgegangen war, hatte fast eine Stunde mit Katia verbracht. Er hatte sich nicht gelangweilt, sie hatte sich erboten, ihm die Sonate vom Tag zuvor zu spielen; als aber endlich Frau Odinzoff zurückkehrte, als er sie wiedersah, zog sich sein Herz unwillkürlich zusammen. Sie kam sichtlich etwas müde den Garten herauf; ihre Wangen waren gerötet und ihre Augen glänzten mehr als gewöhnlich unter ihrem runden Strohhut. Sie drehte den zarten Stiel einer Feldblume zwischen den Fingern; ihre leichte Mantille war von den Schultern auf die Arme geglitten, und die langen Bänder ihres Huts schmiegten sich an ihre Brust. Bazaroff ging festen Schritts, unbefangen wie immer, hinter ihr. Aber der Ausdruck ihres Gesichts, obgleich er heiter und sogar herzlich war, gefiel Arkad nicht.
    Bazaroff warf ihm einen »Guten Morgen« zu und ging auf sein Zimmer. Frau Odinzoff drückte ihm zerstreut die Hand und schritt ebenfalls an ihm vorüber.
    »Guten Morgen?« dachte Arkad … »haben wir uns denn heute nicht schon gesehen?«

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Siebzehntes Kapitel.

    Die Zeit, die oft fliegt wie ein Vogel, schleicht ein andermal dahin wie eine Schildkröte; aber sie scheint nie angenehmer, als wenn man nicht weiß, ob sie schnell oder langsam geht. Und gerade so verbrachten Bazaroff und Arkad fast vierzehn Tage bei Frau Odinzoff. Die Ordnung, die sie in ihrem Hause und in ihrer Lebensweise eingeführt hatte, trug ohne Zweifel viel hierzu bei. Sie ihresteils beobachtete dieselbe streng, und wenn es galt, die andern dazu zu bringen, griff sie nötigenfalls zum Despotismus. Alles im Hause hatte seine festgesetzte Stunde. Morgens Punkt acht Uhr versammelte sich die ganze Gesellschaft zum Tee, nachher mochte jedes bis zum Frühstück tun, was ihm beliebte; die Herrin des Hauses erledigte während der Zeit die Geschäfte mit dem Verwalter, Haushofmeister und dem Oberschaffner. Vor Tisch versammelte man sich wieder zum Plaudern und Lesen; der Abend war den Spaziergängen, dem Spiel und der Musik gewidmet; Frau Odinzoff zog sich um zehneinhalb Uhr zurück, gab ihre Befehle für den folgenden Tag und legte sich schlafen. Dies regelmäßige und einigermaßen feierliche Leben behagte Bazaroff nicht sonderlich; er sagte, man meine auf Eisenbahnschienen dahinzurollen. Die Livreebedienten, die majestätischen Haushofmeister verletzten sein demokratisches Bewußtsein. Er war der Ansicht, daß man konsequenterweise auch nach englischer Sitte in Frack und weißer Halsbinde bei Tisch erscheinen müßte. Er erklärte sich eines Tages darüber gegen Anna Sergejewna, die jedem gestattete, seine Meinung offen auszusprechen. Sie ließ ihn ausreden und sagte: »Von Ihrem Standpunkte aus ist es wahr, daß ich ein wenig die Schloßherrin spiele. Allein auf dem Lande ist es unmöglich, ohne Ordnung zu leben; man würde rettungslos der Langeweile verfallen«. Sie fuhr nach ihrer Art fort; Bazaroff brummte, aber gerade deshalb, weil das Leben »wie auf Eisenbahnschienen« rollte, schien es ihm und Arkad so angenehm. Übrigens war seit ihrer Ankunft eine bemerkenswerte Änderung mit ihnen vorgegangen. Bazaroff, den Frau Odinzoff sichtlich bevorzugte, obgleich sie selten seiner Meinung war, zeigte nachgerade eine an ihm ungewohnte Aufregung; er brauste leicht auf, sprach ungern, sah oft verdrießlich aus und konnte nirgends ruhig bleiben, als ob ihn fortwährend etwas umhertrieb. Arkad seinerseits, der sich sofort gesagt hatte, daß er in Frau Odinzoff verliebt sei, überließ sich ohne weiteres einer stillen Schwermut, die ihn durchaus nicht hinderte, sich Katia zu nähern, sondern ihn einigermaßen mit dazu bestimmte. »Sie schätzt mich nicht! Nun wohl! … aber hier ist ein gutes Geschöpf, das mich nicht von sich stößt,« sagte er zu sich, und sein Herz genoß aufs neue das süße Glück, sich edelmütig zu fühlen, wie er es gegen seinen Vater gewesen war. Katia ahnte dunkel, daß er einigen Trost in ihrem Umgang suchte; sie versagte ihm die wohltuende Befriedigung nicht, welche eine schüchterne und doch vertrauende Freundschaft gewährt, und gab sich selber diesem Gefühl hin. Sie sprachen in Gegenwart der Frau Odinzoff nicht miteinander. Katia wich dem hellsehenden Blick ihrer Schwester gewissermaßen aus, und Arkad konnte, wie’s einem Liebenden wohl ansteht, in Gegenwart seiner Flamme für irgend etwas anderes auch nicht die mindeste Aufmerksamkeit haben; behaglich fühlte er sich aber nur in Katias Gesellschaft. Er war so

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