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Vaeter und Soehne

Vaeter und Soehne

Titel: Vaeter und Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Sergejevich Turgenev
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Zeit gefunden, Toilette zu machen; sie trug eine große Bänderhaube und einen blauen geblümten Schal. Sie fing aufs neue zu weinen an, sobald sie ihren Eniucha erblickte, aber es war nicht nötig, daß ihr Gatte behilflich war, sie zu beruhigen; sie selber trocknete eiligst die Tränen, da sie fürchtete, ihren Schal zu verderben.
    Die jungen Leute taten dem Essen alle Ehre an; die Wirte, die schon zu Mittag gespeist hatten, aßen nicht mit. Die Aufwartung besorgten Fedka, den seine Stiefeln sehr inkommodierten, und ein einäugiges Weib mit männlichen Zügen, namens Anfisuschka, welche die Verrichtungen des Kellermeisters, der Wäscherin und des Hühnermädchens in ihrer Person vereinigte.
    Während des ganzen Essens ging Wassili Iwanowitsch mit einem glücklichen, wahrhaft verzückten Gesicht im Zimmer auf und ab, wobei er die grausamen Befürchtungen auseinandersetzte, welche ihm die Politik des Kaisers Napoleon und die Dunkelheit der italienischen Frage verursachten. Arina Vlassiewna schien Arkad gar nicht zu sehen: das Kinn auf die Hand gestützt, zeigte sie ihr ganzes rundes Gesicht, dem kleine, aufgequollene kirschrote Lippen und Schönheitsmale auf den Wangen und über den Augenbrauen einen ganz eigentümlichen Ausdruck von naiver Güte gaben. Die Augen auf ihren Sohn geheftet, seufzte sie fortwährend; sie hätte für ihr Leben gern gewußt, auf wie lange er gekommen sei, wagte es aber nicht, ihn drum zu fragen. »Wenn er mir antwortete: nur auf zwei Tage?« sagte sie sich, und ihr Herz schlug vor Furcht. Nach dem Braten verschwand Wassili Iwanowitsch auf einen Augenblick, kam aber bald wieder mit einer halben Flasche Champagner, die er geöffnet hatte.
    »Obgleich wir in einer wilden Gegend leben,« sagte er, »so fehlt es uns doch nicht an Stoff zur Erheiterung bei den großen Gelegenheiten.«
    Er füllte drei große und ein kleines Glas, erklärte, daß er aufs Wohl der »teuern Besucher« trinke, leerte sein Glas nach Soldatenart auf einen Zug und zwang Arina Vlassiewna, das kleine Glas bis auf den letzten Tropfen auszutrinken. Als man ans Eingemachte kam, hielt es Arkad, der die süßen Speisen nicht vertragen konnte, doch für schicklich, dreierlei frischbereitete Arten zu kosten, um so mehr, als es Bazaroff rundweg abschlug und seine Zigarre anzündete. Nach dem Dessert kam Tee mit Rahm, Brezeln und Butter; alsdann führte Wassili Iwanowitsch seine Gesellschaft in den Garten, um den Abend zu genießen, der prachtvoll war. An einer Bank vorbeigehend, flüsterte er Arkad ins Ohr:
    »An diesem Platze hier lieb ichs, zu philosophieren im Anblick des Sonnenuntergangs, das schickt sich für den Einsiedler. Ein wenig weiter vorn hab ich Horazens Lieblingsbäume gepflanzt.«
    »Was für Bäume?« fragte Bazaroff brüsk.
    »Aber … Akazien, ich denke …«
    Bazaroff gähnte.
    »Ich glaube, daß unsere Reisenden gut daran täten, in Morpheus’ Arme zu sinken,« sagte Wassili Iwanowitsch.
    »Das heißt, daß es Zeit ist, ins Bett zu gehen,« nahm Bazaroff das Wort. »Ich billige den Vorschlag. Kommt!«
    Und damit sagte er seiner Mutter »Gute Nacht!« und küßte sie auf die Stirn; sie aber machte, während sie ihn umarmte, dreimal das Zeichen des Kreuzes hinter seinem Rücken. Wassili Iwanowitsch geleitete Arkad auf sein Zimmer und verließ ihn, nachdem er ihm »die süße Ruhe, deren er selbst in diesem glücklichen Alter genossen«, gewünscht hatte. In der Tat schlief Arkad sehr gut in seinem kleinen Stübchen; es roch nach frischen Hobelspänen, und zwei hinter dem Ofen versteckte Grillen machten eine einschläfernde Musik. Wassili Iwanowitsch ging von Arkads Zimmer in sein eigenes Kabinett, setzte sich unten aufs Bett seines Sohnes, d.h. auf das Sofa, und schickte sich an, ein wenig zu plaudern; aber Bazaroff hieß ihn sofort wieder gehen, weil er schläfrig sei; gleichwohl schloß er die ganze Nacht kein Auge. Er ließ seinen mürrischen Blick durch die Finsternis schweifen; die Jugenderinnerungen hatten keine Macht über ihn, und die traurigen Eindrücke vom Tag zuvor erregten noch immer seinen Geist. Arina Vlassiewna betete andächtig vor ihren Heiligenbildern; dann blieb sie noch lange bei Anfisuschka, welche gleich einer Bildsäule vor ihrer Herrin stand und sie mit ihrem einen Auge anstarrte, während sie ihr geheimnisvoll und leise eine Menge Bemerkungen und Vermutungen über Eugen Wassiliewitsch mitteilte. Freude, Wein und Tabaksrauch hatten das Hirn Arinas so erschüttert, daß ihr der Kopf

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