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Vaeter und Soehne

Vaeter und Soehne

Titel: Vaeter und Soehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivan Sergejevich Turgenev
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neuer Gelehrter wird Rademacher ersetzt haben, und ihr nehmt ihn an, aber möglicherweise spottet man in zwanzig Jahren über ihn.«
    »Ich kann dir zum Trost sagen,« versetzte Bazaroff, »daß wir jetzt über die ganze Medizin im allgemeinen lachen und keinen Meister anerkennen.«
    »Wie das? Du widmest dich aber doch der Medizin?«
    »Ja, aber das eine schließt das andere nicht aus.«
    Wassili Iwanowitsch stieß den Finger in die Pfeife, in der noch ein wenig warme Asche war.
    »Mag sein, mag sein,« sagte er, »ich will nicht streiten. Was bin ich am Ende? Ein pensionierter Regimentsarzt
›volatou‹.
Jetzt bin ich Landmann geworden. Ich stand bei der Brigade Ihres Großvaters,« fügte er, wieder zu Arkad gewendet, hinzu. »Ja ja! Ich hab gar vieles gesehen in meinem Leben. In welchen Gesellschaften war ich nicht, wem bin ich nicht alles begegnet! Ich selber, ich, wie ich da vor euch stehe, habe den Fürsten Wittgenstein und Jublovsky den Puls gefühlt. Ebenso hab ich in der Südarmee die Männer des Vierzehnten gekannt; ihr versteht mich!«
    Wassili Iwanowitsch begleitete diese Worte mit einem höchst bedeutungsvollen Einkneifen der Lippen.
    »Ich wußte sie alle an den Fingern herzuzählen. Übrigens mische ich mich nicht in Dinge, die mich nichts angehen; man versteht sich auf seine Lanzette, und damit Punktum. Ich muß Ihnen sagen, daß Ihr Großvater ein sehr würdiger Mann, ein echter Soldat war.«
    »’s war ein echter Klotz, gestehts nur,« warf Bazaroff hin.
    »Aber Eugen! wie kannst du solche Ausdrücke gebrauchen! Das ist unverzeihlich … Sicherlich gehörte der General Kirsanoff nicht zu den …«
    »Geh! Laß ihn in Ruh!« erwiderte Bazaroff. »Im Hereinfahren hab ich mit Vergnügen bemerkt, daß dein Birkenwäldchen hübsch herangewachsen ist.«
    Wassili Iwanowitsch belebte sich plötzlich.
    »Das ist noch nichts; du mußt den Garten sehen. Ich hab ihn mit eigener Hand gepflanzt! Wir haben da Obstbäume, alle möglichen Sträucher und Arzneipflanzen. Ihr habt gut schwatzen, ihr jungen Leute, aber der alte Paracelsus hat darum doch eine große Wahrheit verkündigt:
In herbis, verbis et lapidibus …
Ich meinesteils hab, wie du weißt, die Praxis aufgegeben; doch kommts noch zwei- oder dreimal die Woche vor, daß ich mein altes Handwerk wieder aufnehme. Man kommt, mich zu konsultieren; da kann ich doch die Leute nicht aus dem Hause werfen. Oft melden sich Arme; zudem ist kein Arzt im Ort. Ich hab einen Nachbar, einen Major, der mir ins Handwerk pfuscht. Ich frage ihn einmal, ob er Medizin studiert habe. Da gibt man mir zur Antwort: ›Nein, er hat nicht Medizin studiert, er tuts aus Menschenliebe …‹ Ha! ha! ha! aus Menschenliebe! Ha! ha! wie findst du das? Ha! ha! ha!«
    »Fedka! stopf mir eine Pfeife,« rief Bazaroff brüsk.
    »Wir haben noch einen andern Doktor,« nahm Wassili Iwanowitsch wieder das Wort, und seine Stimme verriet eine gewisse Ängstlichkeit.
    »Stell dir vor, daß er eines Tages zu einem Kranken kommt, der schon
ad patres
gegangen war. Der Bediente will ihn nicht hereinlassen und sagt: ›Man braucht Sie jetzt nicht mehr.‹ Der Doktor, der auf diese Antwort nicht gefaßt war, kommt in Verwirrung und fragt den Diener: ›Hat der Kranke den Schlucken gehabt, ehe er starb?‹ – ›Ja.‹ – ›Sehr heftig?‹ – ›Ja.‹ – ›Ah! das ist sehr gut!‹ Und damit entfernte er sich, ha! ha! ha!«
    Der Alte lachte allein; Arkad lächelte aus Gefälligkeit, Bazaroff blies eine Tabakswolke in die Luft. Die Unterhaltung dauerte so fast eine Stunde; Arkad begab sich dann auf sein Zimmer, das, wie es sich herausstellte, als Badevorzimmer diente, gleichwohl aber ganz wohnlich war. Endlich erschien Taniucha und meldete, daß das Essen fertig sei.
    Wassili Iwanowitsch erhob sich zuerst.
    »Kommt, ihr Herren, und entschuldigt gütigst, wenn ich euch gelangweilt habe. Ich hoffe, meine Hausfrau wird euch besser zufriedenstellen als ich.«
    Das Essen, obgleich in der Eile zubereitet, war sehr gut, sogar reichlich; nur der Wein ließ zu wünschen übrig; der Xeres von fast schwarzer Farbe, den Timofeitsch bei einem Weinhändler in der Stadt, einem seiner Bekannten, gekauft hatte, hatte einen Nachgeschmack von Kolophonium und Kupfer. Auch die Mücken waren sehr lästig; gewöhnlich wehrte sie ein kleiner Diener mit einem Baumzweig ab; aber Wassili Iwanowitsch hatte ihn von diesem Amte dispensiert, um sich der Kritik der jungen Fortschrittsmänner nicht auszusetzen. Arina Vlassiewna hatte

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