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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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schüttelte den Kopf. Er hatte den ganzen Nachmittag im Ale-Zelt zugebracht und redete nun noch freier heraus als sonst. »Aber du siehst immer nur die schöne Seite, Mum. Dad wollte nie, dass wir durch die Tore gehen, wegen all der schrecklichen Dinge, die uns auf der anderen Seite widerfahren könnten. Und weißt du was? Ich kann ihm nur zustimmen. Sieh dir doch an, was das mit den Leuten macht, entweder werden sie verrückt wie Lawrence oder sie landen im Knast wie Samuel.«
    »Oh, als würde das bei Menschen nie vorkommen?«, erwiderte Jessica mit hochgezogenen Brauen. »Wir können aber auch absolut geerdet und liebenswert sein wie dein Vater und Rosie und Luc.«
    »Ja genau. Tut mir leid, aber keiner, der einigermaßen bei Verstand ist, hängt mit Jon Wilder rum. Und was ist mit Rosie, der es offenbar nicht reicht, in ihn verknallt zu sein, sondern die außerdem noch diesen Blödsinn mit den Gefängnisbesuchen machen muss?« Matthew fing einen Blick von Alastair ein, woraufhin ihm wohl bewusst wurde, dass seine ablehnende Haltung gegenüber Rosie wohl nicht die beste Idee war. »Ja, ich weiß, es ist ganz reizend von ihr, aber sie sollte sich nicht für diese Leute zur Sozialarbeiterin machen. Sie ist zu gutmütig und schadet sich damit nur selbst.«
    »Mir gefällt es auch nicht, dass sie dorthin geht, aber sie hört nicht auf mich«, meldete sich Alastair zu Wort.
    »Ich will damit ja nur sagen, dass du jedes Mal, wenn du die Elfenwesen kritisierst, deine eigene Familie kritisierst«, sagte Jessica.
    Matthew kniete sich neben die beiden Frauen ins Gras und legte einen Arm um seine Mutter und einen um Faith. »Nein, das tue ich nicht. Ich meine das doch nicht so, Mum. Du bist umwerfend und fantastisch und Rosie ebenso. Ihr seid wahre Feenprinzessinnen und das ist auch okay so. Aber das gilt nicht für mich und Faith. Stimmt doch?« Dabei streichelte er mit zärtlicher Hand den gewölbten Leib seiner Frau. Sie lächelte. »Uns reicht die Oberflächenwelt.«
    Rosie kam aufgeregt und außer Atem in ihrem Feuervogelkostüm angerannt, ohne zu ahnen, was gerade gesprochen wurde. Jessica musste lächeln, als sie sah, mit welch liebevoller Leichtigkeit sie und Alastair sich umarmten. Vernünftiges Mädchen, das mit seinen einundzwanzig Jahren erkennt, welche Vorteile Stabilität gegenüber herzzerreißender Leidenschaft hat.
    »Seltsam, dass wir immer das haben wollen, was wir nicht bekommen, nicht wahr?« Das war Sapphire, die elegant an ihnen vorbeischwebte, stehen blieb und Jessica aufmerksam ansah. »Ich würde auch gern am Tanz der Tiere teilnehmen. Das bringt das Blut in Wallung, wie auf der Jagd, nicht wahr?«, meinte sie mit einem breiten Lächeln. »Aber mir ist das nicht gestattet, also keine Sorge, Faith, ein Elfenwesen zu heiraten bedeutet nicht, auch eins zu werden.«
    Plötzlich kam eine eisige Windböe und blies Staub in Jessicas Augen. Graue Wolken erstickten das weiche goldene Licht und schon brannten Hagelschloßen auf der Haut. Die Leute kramten ihre Sachen zusammen und rannten los, um Zuflucht im Pub zu suchen. Sapphire rührte sich nicht vom Fleck, und dieser Augenblick prägte sich in Jessicas Gedächtnis ein wie eine Kamee: Sapphires Worte und ihre gedankenverlorene Einsamkeit, als sie dort stand, ohne auf das weiße Eis zu achten, das um sie herumwirbelte. Und aus plötzlichem Mitgefühl sagte sich Jessica: Lawrence bringt sie um .
    Sam bekannte sich des Totschlags für schuldig und bekam dafür, wie von ihm vorhergesagt, eine fünfjährige Haftstrafe. Rosie verfolgte, wie er immer dünner, stiller und härter wurde. Mit stählernem Blick beobachtete er die anderen Insassen. Darunter waren Männer, die das Doppelte von ihm waren und sich weitaus schlimmerer Verbrechen schuldig gemacht hatten, und sie wusste, dass er nur überlebte, indem er sich zäher gab als sie. Und sie fragte sich, was wohl von ihm übrig sein würde, wenn er wieder herauskam nach all den Jahren zwischen diesen Männern und Dumannios.
    Faith gebar ein Mädchen, einen blonden Engel, den sie Heather nannten. Rosie ging derart in ihrer Rolle als Tante auf, dass sie sogar Matthew alles verzieh. Er und Faith schienen zufrieden zu sein. Das Baby leide an einem Ekzem, klagte Faith, aber Rosie konnte nichts Wundes an Heathers Pummelärmchen erkennen, höchstens ein schwaches Schillern wie von Schmetterlingsschuppen.
    Im Lauf der nächsten beiden Jahre machte Rosie ihren Collegeabschluss mit Auszeichnung und begann als

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