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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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seine Hände. Sie küssten einander leicht auf Wangen und Lippen.
    »Ich habe dich auch vermisst«, sagte Jon. »Hier, trag das, während ich ernte.« Er schob Luc den Korb zu. Er war schwer, weil er neben den roten Pilzen und dicken Samenkapseln einen steinernen Mörser und Stößel enthielt. Erdiger Duft stieg empor. Jon setzte seine Suche fort und zerdrückte Beeren zwischen seinen Fingern. »Wie geht es übrigens Rosie?«
    »Hervorragend«, sagte Lucas. »Sie ist glücklich verheiratet. Zwei Wochen lang war sie in den Flitterwochen in Italien, dann kam sie nach Hause und ist in ihr brandneues Fox Home in Ashvale gezogen. Und sie hat bei Dad eine ganz neue Abteilung eingerichtet, Fox Landscapes. Sie ist rundum glücklich.«
    »Das ist gut.« Jon lächelte. Geisterhaftes Licht lag auf seinem Gesicht und glättete die Schatten, sodass er so bezaubernd aussah wie in jener Nacht, als er Lucas zum ersten Mal den Traumblätterpilz anbot. »Dann ist das also der Grund, warum du hier bist. Rosie lässt dich in Ruhe und sagt dir nicht mehr, was für ein gemeiner Kerl ich bin.«
    Jetzt wurde Lucas wütend. »Ich bin hier, weil ich hier sein möchte. Ich brauchte Zeit zum Überlegen. Als Reaktion auf Sams Schlamassel fiel dir nichts Besseres ein, als mich in deinen Kifferrausch mit reinzuziehen, der mich drei Jahre meines Lebens gekostet hat. Ich möchte einfach den Grund dafür wissen.«
    Jon sah ihn gequält an. »Ich war neben der Spur, okay? Aber dafür muss doch nicht gleich die spanische Inquisition kommen.«
    »Die kommt auch nicht. Aber du machst nicht den Eindruck, als wärst du wieder in den Spur.«
    Jon strich sich mit der Hand durchs Haar. »Versuch das mal, wenn jemand auf deinem Teppich niedergestochen und dein Bruder dafür weggesperrt wurde, und deine Stiefmutter – es war eine schlimme Zeit und ich kam nicht klar damit. Das ist alles. Es ist vorbei.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Sam ist zurück und das Leben auf Stonegate ist nicht schlimmer als sonst auch. Mir geht es gut.«
    »Du siehst aber nicht danach aus. Du nimmst das Zeug immer noch, oder?«
    »Jetzt komm mir bloß nicht mit einer Moralpredigt, Luc. Nichts, was ich ernte oder verkaufe, ist illegal. Botaniker können das nicht mal identifizieren.« Sein Gesicht näherte sich dem Lucs. »Ihre kleinlichen menschlichen Normen treffen auf uns nicht zu.«
    »Hier geht es doch nicht um Moral«, konterte Lucas. »Als wir in Nottingham lebten, waren wir da nicht ständig kreativ und damit beschäftigt, die Welt zu retten? Aber das haben wir nicht. Außer high zu sein, war da nicht viel.«
    »Damals hattest du kein Problem damit.«
    »Das hätte ich aber haben sollen.«
    »Ist das der Grund, weshalb du nichts mehr mit mir zu tun haben wolltest?«
    »Du hast dich selbst zerstört! Und ich konnte das nicht mit ansehen. Aber wie es aussieht, schaffst du es ganz hervorragend, dich auch ohne meine Hilfe ins Verderben zu stürzen. Du siehst grauenhaft aus.«
    Jon starrte ihn an und seine Augen blitzten hart. Lucas rechnete damit, weggeschickt zu werden. Doch stattdessen schien Jon innerlich zusammenzubrechen.
    »Ich dachte, du würdest das verstehen.« Er drehte sich um, setzte sich auf einen Grashügel und schaute hinunter ins Tal. Geknickt stützte er seine Ellbogen auf die Knie. »Es gab so viel Mist in meinem Leben. Das College war eine Farce – ich bin kein Künstler. Man kann sich durchmogeln, aber mein Herz war nicht bei der Sache.«
    »Warum hast du’s dann gemacht?« Lucas setzte sich neben ihn.
    »Ich dachte, die Kunst sei auch ein Weg, der in die Spirale führt, weißt du? Aber das war nicht der Fall.« Jon war so tief unglücklich, beinahe verzweifelt, dass Lucas nachgiebig wurde. »Du hattest deine Musik, aber ich habe nichts: Ich kann weder malen noch schreiben noch ein Instrument spielen, nichts von alledem, wovon ich geträumt hatte. Selbst meine Songs waren beschissen.«
    »Das ist nicht wahr.«
    »Verstehst du denn nicht, dass der Zweck von Rauschmitteln der ist, den Schmerz zu vertreiben? Du brauchtest das nicht so sehr wie ich, weil du gesund und glücklich an Leib und Seele bist, und deshalb liebe ich dich auch. Ich weiß, dass es nicht gut ist, aber ich brauche es des Gefühls wegen, nach Elysium zu schweben – und die Angst zu verlieren, dass ich in Wirklichkeit dort nie, niemals ankommen werde. Ich mache dir keinen Vorwurf daraus, dass du weggegangen bist.«
    »Es war nicht nur das«, sagte Lucas leise und brachte zögernd die Worte über die

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