Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
Vom Netzwerk:
Lippen, die ihm auf den Nägeln brannten: »Rosie und ich haben gesehen, wie du Sapphire geküsst hast.«
    Jons Kopf schnellte hoch. »Oh«, hauchte er. Noch nie hatte Lucas eine derart tief gehende Erschütterung an seinem Freund erlebt.
    »Das hat Rosie das Herz gebrochen. Und das war auch der Grund, weshalb ich mit ihr weggegangen bin.«
    »O mein Gott«, sagte er mit panischer Stimme. »Ihr habt das doch niemandem erzählt, oder?«
    »Natürlich nicht. Jon … äh … war es wirklich das, was wir gesehen haben?«
    »Ach.« Jon stützte sich auf eine Hand und rieb sich abwesend die Stirn. Nach ein paar Sekunden sagte er: »Ja, ich habe meine Stiefmutter gefickt, was soll’s.«
    Lucas schaute ihn mit offenem Mund an.
    Schließlich schaffte er es, zu antworten: »Das scheint mir nicht gerade die beste Idee zu sein.« Und nach einer weiteren Minute: »Ich weiß, sie ist attraktiv, aber sie ist deine Stiefmutter .« Und dann schließlich: »Warum?«
    »Ich weiß es nicht«, seufzte Jon und legte seinen Kopf in beide Hände. »Sie hatte Ärger mit Lawrence. Offenbar war ihr nicht klar gewesen, was für einen übellaunigen Teufel sie geheiratet hat. Sie wollte es ihm mit einem hässlichen kleinen Geheimnis heimzahlen, und ich war ein willfähriges Opfer, das sie kontrollieren konnte. Damals war ich viel zu jung, um das zu verstehen. Ich war sechzehn, als sie damit anfing. Ich wollte das nicht, ganz ehrlich, ich hatte Angst vor ihr. Aber sie war so überzeugend und … dominant. Und sie war immer freundlich und warmherzig zu mir, weißt du? Das wollte ich nicht verlieren. Ich war verwirrt. Also ließ ich es irgendwie geschehen und wusste dann nicht, wie ich es beenden sollte.«
    »Hast du versucht, dich dagegen zu wehren?«
    »Ja, später, aber irgendwie hat sie mich immer wieder rumgekriegt und Gründe gefunden, weiterzumachen. ›Ich werde Lawrence hiervon und davon erzählen, wir sind schon zu weit gegangen‹ und so weiter.«
    »Du lieber Himmel, Jon.« Lucas schnappte fast nach Luft. » Sechzehn ? Aber das war … als du an unsere Schule kamst … als Rosie sich in dich verliebte …«
    »Ich weiß, das ist krank, nicht wahr?« Jon grinste gespenstisch.
    »Aber das sind ja neun Jahre …«
    »Es kam ja nur gelegentlich vor, etwa wenn sie wütend auf meinen Vater war und einen Prügelknaben brauchte. Nicht dass sie mich tatsächlich verprügelt hätte …«
    »Stopp!«, rief Lucas. »Das will ich gar nicht so genau wissen.«
    »Ja, okay, aber wem kann ich es sonst erzählen, wenn nicht dir?«
    »Solange es mir gelingt, das hinterher wieder aus meinem Gedächtnis zu streichen.« Lucas sah ihn beredt an. »Aber inzwischen hättest du dem doch ein Ende bereiten können? Du bist erwachsen. Du bräuchtest nicht mehr nach Hause zu kommen. Hast du es etwa zu sehr genossen?«
    Jon schnitt eine Grimasse. »Das ist genau das Problem. Es ist kompliziert.«
    »Liebst du sie denn?«, fragte Lucas zweifelnd.
    Jons Stimme drang leise durch das Zwielicht. »Auf eine Weise liebe ich sie, aber zugleich hasse ich sie. Mir war immer klar, dass das falsch war, sogar widerwärtig, aber dein Körper hat seine eigenen Vorstellungen … und so haben sich Abscheu und Genuss so miteinander vermischt, dass man sie nicht mehr auseinanderhalten konnte. Ich hasste sie so sehr und war doch hingerissen. Allerdings brachte ich es nie über mich, sie anzufassen, aber genau das gefiel ihr: ein Junge, der wie eine Opfergabe dalag, während sie sich amüsierte. Es war abscheulich, aber es war auch erregend … danach fühlt man sich besudelt. Der Genuss ist die Sache nicht wert und der Ekel übersteigt alles. Nein, ich kann das nicht mehr zulassen.«
    Mit leerem Blick saß er da und kaute auf seiner Unterlippe. Lucas sagte: »Du musst dir jemand anderen suchen.«
    »Ich hab’s versucht«, erwiderte Jon und lachte leise. »Einmal hab ich mit Mel geschlafen und wusste nicht, was ich tun sollte, weil ich es so gewohnt war, dass Sapphire … mich benutzte. Ist das nicht zum Verzweifeln?«
    »Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.«
    »Nun, jetzt weißt du wenigstens, warum ich mich immer in Nottingham versteckt habe und ständig bekifft war. Erinnerst du dich noch an die Zeit, als wir die Band hatten und wir aufwachten und diese fremden Mädchen im Haus waren, und ich mich nicht mal daran erinnern konnte, ob wir irgendwas mit ihnen gemacht hatten? Ich konnte es kaum erwarten, sie wieder loszuwerden, damit ich nur noch mit dir zusammen sein

Weitere Kostenlose Bücher