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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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fürchterlichen Gesichtsausdruck hatte Lucas noch nie zuvor gesehen. Er wich zurück und stolperte auf dem unebenen Untergrund. Dann verlor er die Nerven und drehte sich, einem Impuls folgend, der immer stärker wurde, in blinder Panik um und nahm Reißaus.
    Das Haus war ein Hochzeitsgeschenk von Auberon. Ein allein stehendes Fox Home mit drei Schlafzimmern am Rande von Ashvale. Außer dem Garten hinter dem Gebäude gehörte auch noch ein kleiner Vorgarten dazu. Das Grundstück lag an einer gewundenen Straße, die so angelegt war, dass man das Gefühl hatte, sich in einem reizenden alten Dorf zu befinden. Ein idealer Start in ein neues Leben.
    Rosie wusste, dass sie mehr als verwöhnt wurde. Andere Paare mussten sich jahrelang abrackern, um sich auch nur ein ganz einfaches Zuhause leisten zu können. Und sie hatte Gewissensbisse, weil sie es nicht lieben konnte.
    Tag für Tag fuhr sie zusammen mit Alastair ins Büro, wo sie mit ihm und Matthew unter den wohlwollenden Blicken Auberons arbeitete. Es war ein angenehmes Leben, doch an ihr rauschte es vorbei, als stünde sie unter Beruhigungsmitteln. Ihr Ehemann und ihr Bruder spannen einen Kokon um sie, und sie ließ es zu, weil es darin sicher und warm war.
    Manchmal zu warm. Heiß und stickig. Sie versuchte sich aus einer zu engen Haut zu befreien, aber wenn sie nach den Ursachen ihres Kummers suchte, fand sie die Welt in ihrer ganz gewöhnlichen Gelassenheit vor. Keiner sperrte sie ein. Sie war frei, durch die Tür zu gehen und zu jeder Zeit jeden zu sehen, den sie sehen wollte. Und da begann sie sich zu fragen, ob sie nicht langsam verrückt wurde.
    Meistens war sie unter der Woche auf irgendwelchen Baustellen und arbeitete in den von ihr entworfenen Gärten. Darin bestand ihre Flucht. Doch niemals, wenn sie diese neuen, nackten Grundstücke landschaftsgärtnerisch gestaltete, gelang es ihr, in die Schattenreiche einzutauchen. Mit Alastair war sie bei einschläfernder Hitze an goldenen Stränden entlanggewandert und hatte auch dort nie die Schattenreiche gespürt. Sie waren ihr verschlossen, nicht mehr da, als wäre sie Mensch geworden. Das Schlimmste aber war, dass sie mit Alastair nicht darüber sprechen konnte, sich nicht an ihn wenden und sagen konnte: »Liegt das nur an mir oder spürst du es auch?«
    Während ihrer Flitterwochen hatte sie sich nach zu Hause gesehnt, aber als sie wieder zurück waren, schienen sich die Schattenreiche wie ein Blatt Papier umgewendet zu haben, zusammengefaltet und verschwunden.
    Wurde man, wenn man mit einem Menschen verheiratet war, aus dem Feenreich verbannt? Genauso empfand sie es.
    Wenn sie allein in ihrem neuen Haus war, lief sie herum und suchte nach dem Geschmack oder dem Duft der Schattenreiche, nach verborgenen Räumen, die sich auftaten, wie das in Oakholme der Fall war, nach ihrem geheimen Baum und den geheimnisvollen feurigen Lichtern. Die Räume jedoch blieben stabil und prosaisch, als verspotteten sie sie ob ihrer Suche. Es fehlte ihr der Antrieb, die schlichten weißen Wände zu schmücken, da sie glaubte, sich damit dem Haus auszuliefern.
    Alastair bekam von dem allen natürlich nichts mit. Und ihr war klar, dass er, würde er ihr Verhalten bemerken, höchst vernünftig zu dem Schluss käme, dass sie verrückt geworden war.
    Es lag sogar eine Spur von Dumannios in der Atmosphäre … doch nicht mal das, denn Dumannios wäre wenigstens eine bösartige Energie gewesen. Dieses Haus hatte nichts. Es war tot.
    Und dann, eines Sonntagmorgens, wurde ihr bewusst, woran es lag.
    »Spürst du das auch, Dad?«, fragte sie Auberon, als dieser vorbeischaute, während Alastair beim Rugbytraining war. »Oder, besser gesagt, spürst du es auch nicht?«
    Auf der Arbeit war er ganz der Chef im Anzug, aber heute, in seiner Alltagshose und einem erdbraunen Pullover, war er wieder ihr Vater. Sie folgte ihm, als er von Zimmer zu Zimmer ging und in jedem Raum verweilte, um die Atmosphäre in sich aufzunehmen. Wenigstens nahm er sie ernst. Er untersuchte sorgfältig das ganze Haus und sagte dann: »Darf ich auf einen Kaffee hoffen?«
    Während sie zusammen in der kleinen hellen Küche saßen, fragte Auberon: »Nun, was glaubst du, was ist das Problem?«
    »Ich möchte nicht den Eindruck erwecken, undankbar zu sein«, beeilte sie sich ihm zu versichern. »Das trifft nämlich keinesfalls zu, uns gefällt das Haus, es ist toll. Aber, Dad, die Leute kaufen ihre Häuser doch von Fox Homes, weil sie sich darin sofort wie zu Hause fühlen. Das

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