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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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ist dein Zauber. Du bringst den erdhaften, häuslichen Aspekt der Anderswelt in das Gebäude ein, und das spüren selbst die Menschen und verlieben sich dann darin. Aber das ist hier nicht der Fall. Das liegt sicherlich daran, dass die Tore geschlossen sind, oder? Die Zauberkraft versagt.«
    Er legte seine große Hand auf ihre. »Keine Sorge, ich werde deshalb nicht arbeitslos werden.« Er lächelte, aber seine Augen blieben ernst. »Häuser verkaufen ist keine Hexerei. Es geht in erster Linie um Entwürfe und Materialien. Du hast recht, für menschliche Käufer ahmen wir dieses Gefühl nach und sie fallen darauf herein, aber ich kann für sie nicht wirklich zaubern. Bist du dir denn sicher, Rosie, dass es das Haus ist?«
    »Wie meinst du das?«
    »Das ist alles neu für dich, meine Liebe. Es ist doch erst zwei Monate her. Es braucht seine Zeit, bis du dich eingelebt hast.«
    »Natürlich«, sagte sie. »Ich vermisse Oakholme. Ich habe die Schattenreiche immer als gegeben hingenommen. Und da war es mir auch egal, ob die wirklichen Tore geschlossen waren, denn die tieferen Reiche konnte ich ja nicht vermissen, weil ich nie dort gewesen war.«
    Auberon nickte. Er war der Einzige, der ihr das Gefühl von Sicherheit vermittelte, ohne sie zu erdrücken. »Aber die Schattenreiche tragen wir in uns selbst«, antwortete er. »Ich kann sie nicht in ein Haus einbauen, meine Liebe, entweder sie sickern ein oder sie tun es nicht, vergleichbar einer streunenden Katze, die spürt, wo sie willkommen ist.«
    Sie trank einen Schluck Kaffee. »Also könnte ein Mensch im Haus eine Barriere darstellen?«
    »Vielleicht. Aber es könnte auch ein Elfenwesen sein, wenn es unglücklich ist. Bedrückt dich etwas, Rosie?«
    »Nein! Nichts. Dad …« Sie hielt die Luft an und war drauf und dran, ihrem Vater ihr Herz auszuschütten.
    Dass sie nichts mehr als richtig empfand und einen Fehler gemacht hatte, ihr Zusammenleben mit Alastair eher einer Wohngemeinschaft mit einem Freund glich, recht angenehm zwar, aber sich nicht so gestaltete, dass man mit ihm leben, schlafen, essen und arbeiten wollte; und weil ihr Leben oberflächlich betrachtet so perfekt war, hatte sie auch nichts, woran sie sich reiben konnte, und das Gefühl, in der Falle zu sitzen; aber wenn sie Alastair doch liebte, warum war sie dann so gefühllos und indifferent allem gegenüber, warum ging sie wie eine Schlafwandlerin durch das, was ihr Leben sein sollte …
    »Dad, ich, äh …«
    Das Telefon läutete und sie zuckte zusammen. Als sie abnahm, war Faith am anderen Ende, klang aufgeregt und überdreht, wie das immer der Fall war, wenn etwas nicht stimmte. »Können wir uns mal treffen, Rosie? Ich kann darüber nicht am Telefon sprechen …«
    »Natürlich, was ist es denn?«
    Ein leiser Seufzer. »Es geht um Matt … ich weiß nicht …«
    »Ist alles in Ordnung mit ihm? Ist es dringend? Es ist nur, Dad ist hier und …«
    »Nein, nein, dringend ist es nicht. Ich muss einfach was loswerden. Es eilt nicht, wirklich nicht.«
    »Doch, das tut es«, sagte Rosie mit fester Stimme. »Ich werde dich später zurückrufen, okay?«
    Als sie zu Auberon zurückkam, war der richtige Augenblick für eine Beichte verstrichen. »Entschuldige, Dad«, sagte sie. »Es ist nur … ich sage mir immer wieder, wir hätten dir dieses Haus bezahlen sollen. Du bist viel zu großzügig.«
    »Unsinn. Wenn ich meiner Tochter schon kein Geschenk mehr machen kann, wem denn sonst? Davon will ich nichts mehr hören.« Er tätschelte ihr die Schulter. »Gib dir selbst Zeit, dich einzugewöhnen, Rosie. Und solltest du irgendwelche Probleme haben, zögere nicht.«
    Nachdem Auberon gegangen war, ging sie zum Telefon, um Faith zurückzurufen. Doch gerade als sie den Hörer abnehmen wollte, klopfte es an der Eingangstür. Sie machte auf und vor ihr stand Lucas und sah aus wie ein Gespenst.
    Er war vollkommen schwarz gekleidet und in einen langen Übermantel gehüllt. Darunter ging er gebeugt und zitterte wie ein Mann, der in einen Sturm geraten war. »Luc?«, sagte sie. »Was ist denn?«
    »Ich muss mit dir reden.« Er wirkte schreckhaft, verstört und erschöpft.
    »Komm rein.« Sie schloss die Tür und zog ihn ins Vorderzimmer, und alle Gedanken an Faith waren wie weggewischt. »Dad war bis vor einer Minute hier …«
    »Ich weiß. Ich habe gewartet, bis er gegangen ist. Er darf das nicht erfahren.« Er ließ sich aufs Sofa fallen.
    »Warum nicht? Du siehst schrecklich aus.« Plötzlich kam ihr ein Verdacht.

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