Vaethyr: Die andere Welt
getroffen. Und nach dem großen Trara und allem, was die Hochzeit gekostet hat, und nach der langen Zeit, die wir uns schon kannten – habe ich einfach zu viel investiert, also muss es auch funktionieren.«
»Weiß Alastair denn, dass du ihn nicht liebst?«
Die Direktheit von Faiths Frage überraschte sie. »Er … Er bedeutet mir viel. Wir sprechen nicht darüber. Alastair hat sich in die Ehe fallen lassen, als wär’s ein bequemer Sessel. Er ist nicht an Ekstase interessiert. Ich glaube, das macht ihm Angst. Er möchte nichts weiter als ein beschauliches, ruhiges Leben.«
»Und das immerhin mit der Tochter des Chefs«, warf Faith ein.
Das warf Rosie aus der Bahn. Dieser Gedanke war ihr noch nie in den Sinn gekommen. »O mein Gott«, sagte sie flüsternd. »Die Tochter des Chefs. Bin ich wirklich so blind und dumm?«
»Nein – oh, nicht doch, Rosie, so habe ich das doch gar nicht gemeint! Ich bin mir sicher, dass er dich um deiner selbst willen liebt. Wieso auch nicht?«
»Gut. Ich denke, dass wir es schon hinkriegen werden; ich brauche einfach Zeit zum Eingewöhnen. Vermutlich sollte ich mich einfach mehr bemühen, dann werde ich schon eines Tages aufwachen und mir sagen: Wow, ich bin glücklich, wir haben es doch richtig gemacht … aber ich finde das sehr anstrengend. Ich weiß, wie sauer er darüber ist, dass Luc und Jon bei uns wohnen, und ich sollte sie wegschicken … aber irgendwie verstecke ich mich auch hinter ihnen, damit ich mich diesem … Erfolgsanspruch nicht stellen muss.«
Sie seufzte und Faith meinte daraufhin besorgt: »Ich hatte keine Ahnung.«
»Fai, ich will damit nur sagen, wenn du irgendein Problem hast, willkommen im Klub. Ich weiß, wie schwierig Matthew sein kann. Ist denn euer Liebesleben noch immer okay?«
»Das ist gut«, antwortete Faith errötend. »Daran hat sich nichts geändert. Er kann so süß sein, vor allem im Dunkeln … aber …«
»Das Tageslicht verwandelt ihn in ein großes wichtigtuerisches Ego auf Beinen?«, schlug Rosie vor. »Das war schon immer so. Was hat er denn angestellt?«
»Nichts.« Faith schauderte. »Es geht um das, was er womöglich anstellt, wenn …« Sie strich den Schaum von Heathers Taille und schuf auf diese Weise ein Fenster klaren Wassers. Der Oberkörper des Kindes war pummelig und rosa und von Schaumbläschen überzogen, aber auf ihren Beinen und ihrem Bauch, die sich unter Wasser befanden, schillerten blaugrüne Schuppen wie bei einer Meerjungfrau. Ihre kleinen Hände patschten immer wieder ins Wasser, einmal schillernd Grün, dann wieder rosa, sobald sie an die Luft kamen. »Kannst du das sehen, Ro?«
»Ja«, murmelte Rosie.
»Matthew darf das nicht sehen«, sagte sie verängstigt.
Rosie sagte sanft: »Mich überrascht das gar nicht, meine Süße. Sie ist ein halbes Elfenwesen. Manchmal sieht man das. Weißt du, bei uns, die wir zu den der Erde verbundenen Wesen gehören, zeigt sich das für gewöhnlich durch Blätter im Haar oder pelzige Beine, aber …«
Faith lächelte nicht. »Matthew kann es nicht wissen.«
»Bist du dir sicher, dass er es nicht bereits bemerkt hat. Er wird sie doch selbst auch mal gebadet haben.«
Faith schüttelte entschieden den Kopf. »Nein. Er ist altmodisch und überlässt das gerne mir. Ich bin sehr geschickt darin geworden, sie mit Schaum oder einem Handtuch zu bedecken, wenn er reinkommt. Jessica weiß es natürlich, aber er kann es nicht wissen. Er darf es nicht erfahren.«
»Aber er wird es vermuten. Er ist ein Elfenwesen. Er wird nicht erstaunt sein, wenn seine Tochter Zeichen davon zeigt.«
»Nein«, stöhnte Faith. »Das ist nicht der Punkt. Du kennst ihn doch. Er bildet sich ein, ein Mensch zu sein, und das haben wir auch zu sein. Das hier würde seine Illusion zerstören. Die Perfektion wäre nicht mehr vorhanden. Ich hätte gern noch mehr Kinder, Rosie, aber wie kann ich das verantworten? Ich traue mich nicht, ich kann nicht …«
»Hast du denn solche Angst vor ihm, meine Liebe?« Rosie hatte sie nie so bestürzt erlebt. »Er wird sich doch nicht gegen seine eigene Tochter wenden, oder? Der einzige Weg, mit Matthew umzugehen, ist der, genauso auszuteilen, wie du von ihm einstecken musst.«
»Das kann ich nicht. Ich bin nicht wie du. Wenn ich das wäre, hätte er mich nicht geheiratet – oh, das war nicht so gemeint, wie es sich anhört. Ich weiß, dass ich alles so mache, wie er es haben möchte, aber das gefällt ihm. Und genau das liebt er an mir, sagt er.«
»Und inzwischen
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