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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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schützt uns im Moment vor ihm. Die Gefahr besteht für uns alle – für Jon und Sam, für dich, für alle, aber es ist mein Feind, und deshalb ziehe ich die Aufmerksamkeit von Brawth umso weniger auf dich, je weiter du von mir wegbleibst. Und jetzt solltest du lieber gehen, Lucas.«
    Die Ängste der vergangenen Nacht wurden wieder geweckt und jagten ihm einen Schauder über den Rücken. Brawths Aufmerksamkeit . Die Worte rutschten ihm heraus, bevor sie sich ihm ankündigten. »Werden die Tore jemals wieder geöffnet werden?«
    »Niemals.« Das Wort fiel wie ein Grabstein. Lawrence zitterte, als er es flüsterte. »Niemals.«
    Der Sturm war vorüber, aber noch nach Tagen campierten Jon und Lucas in Rosies Gästezimmer. Während der ersten drei Tage ließ Jon sich kaum blicken. Dann, am vierten Morgen, traf sie ihn allein in der Küche an. Er trug eine Cargohose und ein Kakihemd, das sauber, aber ungebügelt war. Als sie ihn eine Selbstgedrehte rauchen sah, runzelte sie die Stirn, aber als sie in ihrem Kopf ihre eigene Stimme wie die einer empörten Zimmervermieterin sagen hörte: » Keine Drogen. Hier wird nicht geraucht «, verschloss ihr das die Lippen.
    »Ich denke, wir sollten Miete zahlen«, sagte er.
    »Wieso?« Rosie konnte ihm nicht in die Augen schauen. Er sah viel besser aus, als er aussehen durfte, sein zerzaustes Haar hing ihm über die Schultern, die pseudomilitärischen Klamotten schmeichelten seinem schlanken Körper und seine Unterarme waren so wohlgeformt wie die von Sam. Die blauvioletten Schatten um seine Augen verstärkten nur noch seine bleiche Schönheit. »Miete zahlen Mieter, aber keine Gäste, die in Not sind. Wie lange willst du denn noch bleiben?«
    »Ich weiß es nicht. Selbst wenn mein Vater einlenkt, werde ich nicht nach Stonegate zurückkehren.«
    »Und was ist mit Nottingham?«
    »Vater hat die Zahlungen für mein Zimmer dort eingestellt, dorthin kann ich also nicht zurück.«
    Rosie beschäftigte sich, indem sie Becher abspülte, hatte allerdings große Mühe, nicht aus der Haut zu fahren. »Ich wage es ja kaum vorzuschlagen, aber wie wär’s, wenn du dich nach einem Job umsehen würdest?«
    Er lachte kurz auf. »Du hast sie wirklich verinnerlicht, nicht wahr? Die Menschenwelt. Hast einen Menschen geheiratet, arbeitest und tust so, als hätte die Spirale nie existiert.«
    Sie wandte sich ihm zu und schaute in seine zusammengekniffenen Augen. »Wir leben nun mal hier. Vielleicht wärst du nicht mehr so unzufrieden, wenn du dich an diese Vorstellung gewöhnen würdest.«
    Jon schwieg und blies Rauch aus. Dann sagte er: »Du magst mich nicht, stimmt’s?«
    »Im Moment nicht, nicht besonders. Das hat aber nichts mit meinen Gefühlen zu tun, sondern vielmehr damit, wie du Lucas behandelt hast.«
    »Lucas hat nie etwas gemacht, was er nicht selbst tun wollte«, konterte Jon. Drückte seine Selbstgedrehte am Abtropfblech aus und ging. Rosie hätte ihm am liebsten einen schweren Gegenstand an den Kopf geworfen.
    Zwei Monate später waren die Flüchtlinge noch immer da. Lucas fand einen Job in einem Musikladen; Jon kam und ging wie ein Streuner. Manchmal hörte Rosie sie durch die Zimmerwand streiten, Gemurmel bis in die frühen Morgenstunden. Natürlich wusste sie, dass sie sie rauswerfen sollte – aber wo sollten sie hin? In Oakholme zu wohnen, kam für Jon nicht infrage, und Lucas wollte ihn nicht alleinlassen. Solange sie unter ihrem Dach wohnten, bekamen sie wenigstens keine neuen Probleme.
    Alastair brachte regelmäßig seinen Ärger zum Ausdruck, aber Rosie beschwichtigte ihn, indem sie auf seine Klagen gar nicht einging und ihn mit Zuneigung belohnte, sobald er sich beruhigt hatte. Fast, als würde sie ein Kind erziehen, sagte sie sich und hasste sich dafür, ihn derart zu manipulieren. Weihnachten gestaltete sich problematisch, weil Jon sich allen Einladungen verweigerte, Lucas ohne ihn rastlos war und Auberon und Jessica peinliche Fragen stellten. Rosie und Luc tischten ihnen eine sorgfältig bereinigte Version der Wahrheit auf: dass Lawrence auf eine ganz unschuldige Situation überreagiert habe. Und jeder, der Lawrence kannte, nahm ihnen dies ab.
    Lucas schenkte Jon zu Weihnachten eine Gitarre. Ein paar Tage später traf sie Jon in der Küche an, wo er sich bitter darüber beklagte, dass die Gitarre kaputt war, was nicht einfach so passiert sein konnte. Er beschuldigte Alastair, der es glatt leugnete und ihm vorwarf, paranoid zu sein.
    Sie wusste, dass Jon und Luc gehen

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