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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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mussten, aber wie und wohin?
    Der Winter war feucht, grau und mild. Während der dunklen Tage im Januar fuhr Alastair übers Wochenende mit Matthew auf eine Konferenz, und seine Abwesenheit empfand Rosie als Erleichterung. Drei Tage, in denen sie sich entspannen konnte, ohne ständig ihre Gäste kontrollieren und Spannungen ausgleichen zu müssen. Wie anstrengend das war, war ihr gar nicht bewusst gewesen.
    Für den Freitagabend verabredete sie sich mit Faith. »Jessica und Auberon gehen aus«, teilte Faith ihr mit, »und ich möchte den Abend nicht allein verbringen. Kannst du bitte rüberkommen?«
    Gegen sieben Uhr traf Rosie mit einer Flasche Wein in Oakholme ein. Unter einer langen Jacke aus umbrabraunem Samt trug sie einen Patchworkrock in Herbstfarben und einen rostbraunen Pullover, dazu gegen die Kälte einen langen türkisblauen Schal. Faith war, als sie ihr die Tür öffnete, gekleidet, als wollte sie sich unsichtbar machen: Blümchenkleid und darüber eine blaue Strickjacke. Sie war nervös und ballte ihre Hände unter den überlangen Ärmeln. Ihr Gesicht mit der leicht schräg sitzenden Brille war so süß, dass Rosie sie, von Zuneigung überwältigt, packte und in ihre Arme schloss.
    Faith brach in Tränen aus.
    »Was gibt es denn Schlimmes, meine Liebe?«, fragte Rosie und drückte sie nur noch fester an sich.
    »Nichts.« Faith zog sich zurück und wischte sich ihr Gesicht am Ärmel ab.
    »Lass uns was trinken«, sagte Rosie und hielt die Flasche hoch. »Und reden. Ist es wegen Matt?«
    Faith nahm ihr die Flasche ab und stellte sie auf den Tisch. »Willst du mir vielleicht erst helfen, Heather zu baden und sie zu Bett zu bringen?«
    Der wohlige Duft nach Bienenwachs, den Oakholme verströmte, hüllte Rosie ein, als sie nach oben gingen. Die dunkle Eichenvertäfelung, die knarrenden Dielenbretter, die breiten Flure mit ihrem merkwürdigen Verlauf sowie das Versprechen auf geheimnisvolle zusätzliche Räume, die sich womöglich unerwartet auftaten, erfüllten sie jedes Mal aufs Neue mit einer geradezu körperlich spürbaren Sehnsucht.
    »Wie läuft es mit Alastair?«, fragte Faith, als sie die Wasserhähne aufdrehte und Badeschaum in die Wanne goss. Die Fliesen überzogen sich mit Dampf.
    »Wir wollten doch eigentlich über dich sprechen.« Rosie setzte sich auf den geschlossenen Klodeckel.
    »Tun wir auch«, sagte Faith. »Indirekt. Ist er … Bist du glücklich?«
    »Ja.« Die Frage überraschte sie. »Mehr oder weniger.«
    Faith atmete aus, und als sie das Badewasser kontrollierte, verriet ihre Haltung, wie elend sie sich fühlte. Es war ihr immer schon schwergefallen, es zuzugeben, wenn etwas nicht stimmte. Als Heather, rosig und blond, fröhlich im Schaum planschte, fragte Faith: »Wie ist Alastair so? Ich meine, hat er sich verändert? Sieht er dich als etwas ganz Selbstverständliches an? Kannst du mit ihm über alles reden?«
    Rosie kniete sich auf die Badematte und zog zum Entzücken ihrer Nichte einen Frosch mit Uhrwerk auf. »Weißt du, es bringt nichts, Alastair mit Matthew zu vergleichen. Glaubst du denn, ich hätte die perfekte Ehe?«
    »Ich weiß es nicht. Hast du sie?«
    »Nein, Fai. Ich weiß nicht, was ich erwartet hatte.« Bei einer Freundin kam ihr die Wahrheit leichter über die Lippen, als das bei ihrem Vater der Fall gewesen war. »Bis wir heirateten, sind wir sehr gut miteinander ausgekommen, weil keiner Forderungen an den anderen stellte. Ich mag ihn wirklich sehr, selbst wenn er seine kleinen Wutanfälle hat. Er ist ein großer, gut aussehender Mann, wieso sollte man ihn nicht mögen? Aber als wir heirateten, bekam ich Panik. Es ist wie … Stell dir vor, du hast einen sehr guten Freund, mit dem du gelegentlich schläfst und der nett ist – ein angenehmes Arrangement. Aber an dem Tag, an dem du den Vertrag unterschreibst und dich festlegst, für den Rest deines Lebens jeden Augenblick mit ihm zu teilen und keinen anderen mehr anzuschauen – würde dir da nicht auch der Schweiß ausbrechen und der Gedanke kommen O verdammt, was ich habe ich getan? « Sie hielt inne, um Luft zu holen. »Wir kommen klar. Ich fühle mich nur ein wenig … erdrückt.«
    Faith starrte sie an. »Aber warum hast du ihn dann geheiratet?«
    »Ich hatte mich Illusionen von romantischer, leidenschaftlicher Liebe hingegeben, die mir den Kopf verwirrt haben. Und deshalb versuchte ich stattdessen, nüchtern und vernünftig zu werden.«
    »Aber du hast einen Fehler gemacht.«
    »Nein. Ich habe eine Wahl

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