Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
Vom Netzwerk:
rückte näher und berührte seinen Arm. »Du hast mir in allen schrecklichen Einzelheiten erzählt, wie du einen Mann erstochen hast, was kann es noch Schlimmeres geben?«
    »Das gibt es.« Die Worte waren fast ein Schluchzen. »Genau darum geht es, er ist zurückgekommen.« Er schloss seine Augen. »Die Leiche. Vor ein paar Abenden, als ich nach Hause kam, war das Haus dunkel und keiner mehr wach. Und die Leiche war zurück. Der Mann, den ich umgebracht habe. Lag auf dem Teppich, genau dort, wo ich ihn zurückgelassen hatte, nur splitternackt und weiß leuchtend.«
    »O Gott«, sagte Rosie, als sie sich das ausmalte. »Eine Täuschung?«
    »Nicht wirklich weiß, eher ein entsetzliches Gelb … Man konnte alle Adern sehen und seine Augen …«
    »Es scheint dir mehr zugesetzt zu haben, als du dir eingestehst, Sam. Es war nicht real.«
    »Das dachte ich auch. Aber am nächsten Morgen lag er immer noch da. Und er ist auch jetzt noch da. Ich habe ihn mit meinem Stiefel angerempelt und stieß auf Widerstand. Verdammt, das hört sich so lächerlich an.«
    »Dumannios spielt dir einen Streich.«
    »Sieht ganz danach aus. Aber das macht es für mich nicht weniger real.«
    »Kann es denn sonst jemand sehen?«
    Nach einer Pause: »Lawrence ja, das könnte ich beschwören. Natürlich spricht er nicht darüber, aber die Blicke, die er mir zuwirft, als wüsste er es … Ich weiß nicht, was ich tun soll. Er will nicht weggehen.«
    So entsetzt hatte sie ihn noch nie erlebt. Sam gehörte allerdings nicht zu den Leuten, die man mitfühlend in den Arm nehmen konnte. Er hielt seine Arme vor der Brust, eine Hand berührte seine Stirn. Sie ließ ihre Hand auf seinem Arm liegen. »Ich weiß, was du tun musst«, sagte sie zärtlich. »Du musst ihn nur anerkennen.«
    »Was? Soll ich ihm jeden Morgen einen freundlichen Fußtritt geben und sagen: ›Danke, dass du mein Leben kaputt machst, du Mistkerl?«
    »Nein. Das habe ich damit nicht gemeint. Aber anstatt so zu tun, als wäre er gar nicht vorhanden, geh hin und sieh ihn dir an. Rede mit ihm. Frag ihn, was er will, sag, dass es dir leidtut, oder was immer du sagen musst.«
    »Das ist doch lächerlich. Das kann ich nicht, da käme ich mir vollkommen blöd vor.«
    »Dann sei blöd«, sagte sie mit Nachdruck. »Was Besseres fällt mir nicht ein.«
    »Da haben wir’s, schon bist du wieder nett zu mir.«
    »Bin ich nicht. Ich bin nur praktisch.« Nach einer Pause meinte sie zögernd: »Willst du, äh, möchtest du, dass ich mit zu dir nach Hause komme?«
    Er löste seine Arme und legte eine Hand auf die, die sie auf seinen Oberarm gelegt hatte. Jetzt sah er sie an und das kalte Feuer in seinen Augen verwandelte sich, wurde heiß und intensiv. Der Blick war jedoch eher dämonisch als zärtlich. »Das ist ein Angebot, das ich nicht ausschlagen kann.«
    »Ich meine nur …«
    »Ich weiß, meine Liebe. Nein, ich brauche dich nicht zum Händchenhalten. Aber danke. Du hilfst mir auf jeden Fall dabei, auf andere Gedanken zu kommen.«
    Sein bohrender Blick brannte sich bei ihr ein. Sie spürte, wie sie sich aufrichtete, um ihm entgegenzukommen, sich der Gefahr bewusst, doch ohne Angst – und ebenso wenig fähig, zu widerstehen. Mehr brauchte es gar nicht als diesen bindenden Blick. Dieser allein schaffte es, die Welt zu erschüttern. Sie neigte sich ihm zu, sodass es nur noch einer winzigen Bewegung bedurfte und sie sich an ihn lehnte und ihren Körper gegen seinen presste. Es war so einfach. Lass uns dort weitermachen, wo wir aufgehört haben . Seine Hände umschlangen sie und legten sich warm auf ihr Kreuz. Ihre glitten unter seinen Mantel und unter sein Hemd auf die heiße Haut darunter, und das war völlig eindeutig, denn schließlich fasste man nicht unter jemandes Kleider und berührte seinen nackten Rücken, sofern man dabei nicht dachte, O Götter, ja, ich will dich jetzt …
    Rosie wurde in der Dunkelheit zu einer anderen. Keine Bindungen mehr, kein Gewissen. Keine Worte.
    Sams Hand umschloss ihren Nacken. Sie stellte sich auf Zehenspitzen, während er sich zu ihr herabbeugte, und der Kuss nahm seinen Anfang: heiß und süß wie in Honig getauchtes Opium. Sie öffnete ihren Mund, um ihm Einlass zu gewähren. Elektrische Stoßwellen durchzuckten sie.
    Lange Zeit küssten sie sich nur. Es war viel zu köstlich, um aufzuhören. Nach einer Weile wurde der Kuss tiefer und hungriger. Heiß und dunkel überschwemmte er sie vom Kopf bis zu den Zehen. Erst langsam … dann wie eine entfesselte

Weitere Kostenlose Bücher