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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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wirst du krank vor Sorge, indem du versuchst, seine Feentochter als Mensch zu verkleiden? Du glaubst also, dass er, wenn du ihm etwas sagst, was er nicht hören möchte, aufhören wird, dich zu lieben?«
    »Ja«, sagte Faith mit bleichem Gesicht. »Das ist lächerlich, ich weiß, es ist alles falsch und ich sollte für mich selbst einstehen, aber ich kann mich nicht ändern, das habe ich so von meinen Eltern gelernt, halte sie bei Laune, sonst verlassen sie dich. Sie haben mich trotzdem verlassen.«
    »Hey. Nicht. Möchtest du, dass ich es ihm sage?« Sie legte ihren Arm um Faiths Schulter und drückte sie. »Bevor Heather beschließt, das selbst zu tun? Sie spricht jetzt schon mehr als ein Politiker. Weißt du, Matt hat ganz da drinnen doch eine weiche Seele. Er wird sich schon damit abfinden.«
    »Nein.« Faith wusch den Rücken ihrer Tochter mit dem Schwamm. »Wenn es nur Heather wäre. Das ist der springende Punkt. Es ist schlimmer, viel schlimmer.«
    »Wie das?« Rosie senkte ihre Stimme. »Ist Matthew nicht ihr Vater?«
    »Natürlich ist er das! Er ist der einzige Mann, mit dem ich je geschlafen habe. Das weißt du.«
    »Ja. Das wäre ja auch eine wilde Entgleisung deines Charakters. Sorry. Aber was könnte schlimmer sein? Na los, erzähl es mir.«
    Faith stand auf und hob Heather aus der Wanne, um sie in ein flauschiges weißes Handtuch zu wickeln. Rosie ließ das Wasser aus der Wanne und räumte auf, bevor sie den beiden ins Kinderzimmer folgte, wo sie blieb, bis ihre Nichte eingeschlummert war. Dann zog Faith Rosie über den Treppenabsatz in ihr altes Zimmer. Sie schlossen die Tür, knipsten die Nachttischlampe an und setzten sich gemeinsam aufs Bett. Der Raum schimmerte warm und sein Duft nach Holz und Politur war Rosie so vertraut, dass sie Heimweh bekam. »Jetzt schieß schon los.«
    Faith ließ den Kopf hängen. Sie sagte: »Es fällt mir so schwer. Ich kann es dir nur sagen, wenn du mir auch was anvertraust. Ein tiefes, dunkles Geheimnis, das sonst keiner weiß.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Jawohl.« Faith blickte hoch, ihre Augen schimmerten und sahen sie ernsthaft an.
    »Da fällt mir wirklich nichts ein«, lachte sie.
    »Du musst aber was erzählen. Das ist der Pakt.« Faith beugte sich vor und nahm ihre Hände.
    »Okay«, sagte Rosie bedächtig. »Das ist das tiefste Geheimnis, das ich habe. Ich habe mit Sam geschlafen.«
    Ein Herzschlag. »Und das war’s?«
    »Was meinst du damit, ›das war’s‹?«
    »Nun, das ist doch, soweit es Geheimnisse anbelangt, wahrlich nichts Weltbewegendes, oder?«
    Rosie lächelte angespannt. »Du hast keine Regeln genannt, wodurch Geheimnisse sich auszeichnen! Okay. Ich hatte Sex mit Sam – in meinem Hochzeitskleid.«
    Faith fielen fast die Augen raus. »Also wirklich, Rosie, das ist doch grotesk. Du brauchst jetzt nichts zu erfinden, nur um mich bei Laune zu halten.«
    »Tue ich auch nicht«, sagte sie gelassen und ernst. »In meinem Hochzeitskleid. Gegen einen Baum gedrückt. Vier Stunden nach der Hochzeitszeremonie und während des Empfangs. Ist das tief und dunkel genug für dich?«
    Jetzt glaubte Faith ihr. Ihr Gesicht sprach Bände. »Wow, Teufel noch mal«, sagte sie und brachte Rosie zum Lächeln. »Wie, warum?«
    »Das erzähl ich dir später. Ich habe meinen Teil der Abmachung erfüllt. Jetzt du.«
    »Gut.« Faith erhob sich bleich und zitternd. »Mach den Schrank auf.«
    Verdutzt gehorchte Rosie. Die eingebauten Doppeltüren knarzten, als sie sie weit aufzog. Sie hielt den Atem an. Hinter den alten Kleidern, die sie zurückgelassen hatte, schlängelte sich der Tunnel in die Schattenreiche, genau so, wie sie das in Erinnerung hatte. Die Wände aus Birkenrinde glänzten verführerisch im silbrigen Licht.
    Ihre Gefühle waren so überwältigend, dass sie einen brennenden Kloß im Hals spürte. Jahrelang hatte sie diesen Weg nicht mehr gefunden. »Kannst du das sehen, Faith?«, fragte sie. Und wie um darauf zu antworten, schlüpfte Faith in den Schrank und ging durch den Tunnel.
    Rosie folgte ihr. Ein paar sanfte Kurven führten sie zu einer kleinen Höhle, deren Grenzen durch einfallendes Licht verschwammen. In der Mitte stand der dicke, knotige Stamm ihres geheimen Baums. Sie berührte ihn. Die Rinde war glatt wie Satin, wie die Haut eines Geliebten.
    In den Vertiefungen zwischen den dicken Wurzeln funkelten Regenwasserpfützen. Faith tauchte ihre nackten Zehen ins Wasser. Sie tauchte ihre Finger ein und salbte ihre Stirn.
    Sie verwandelte sich.
    Ihre

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