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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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der Leiche setzte, anstatt sie zu verfluchen oder vor ihr wegzulaufen. Nach einiger Zeit begann er zu sprechen.
    »Ich rufe die Mächte von Elysium, Sibeyla, Naamon, Melusiel und Asru an, diesen Raum zu beschützen. Ich rufe die Mächte des Äthers zum Zeugen.« Er hielt inne und machte sich klar, dass es nicht darauf ankam, ob er sich dabei lächerlich fühlte. »Pass auf, Kumpel. Es tut mir aufrichtig leid. Du hast was riskiert und bist schlecht dabei weggekommen; es hätte genauso gut andersherum ausgehen können. Das weißt du doch, oder? Ja, du hast es vermutlich nicht verdient, zu sterben. Falscher Ort, falsche Zeit. Aber ich werde dir was sagen, ich werde diesen Weg nie wieder beschreiten. Ich möchte kein Mörder sein. Wenigstens das hast du mich gelehrt.« Sam blieb sitzen und stellte sich auf eine lange Nachtwache ein. »Also gut, ich werde jetzt hier bei dir wachen. Du bist nicht mehr allein. Ich werde erst gehen, wenn du gehst. Mal sehen, wer von uns die Nacht durchhält, was meinst du?« Im Laufe der folgenden Woche versuchte Rosie mehrmals, Sam anzurufen. Beim ersten Mal war zu ihrer Bestürzung Sapphire in der Leitung. »Tut mir leid, meine Liebe, aber Sam ist nicht da«, sagte Sapphire freundlich und ruhig, konnte jedoch nicht verbergen, dass sie wilde Spekulationen anstellte.
    »Hat er ein Mobiltelefon?«
    »Wenn er eins haben sollte, weiß ich seine Nummer nicht. Geht es um Jon?« Nun war deutliches Interesse herauszuhören. »Sie können es mir sagen.«
    Rosie zögerte und fluchte innerlich darüber, dass Sapphire sich als falsche Freundin erwiesen hatte. Ihr würde sie nicht einmal den Wetterbericht anvertrauen. »Nein. Jon geht es gut«, sagte sie eisig. »Sollten Sie Sam sehen, richten Sie ihm doch bitte aus, er möge mich in der Arbeit anrufen.«
    »Natürlich«, lautete die fröhliche Antwort, aber Sam rief nie zurück. Sie wollte sich nur vergewissern, dass mit ihm alles in Ordnung war. Mehr nicht.
    Jetzt saß sie an ihrem Computer und bewegte ziellos digitale Bäume über einen Grundstücksplan, um den Anschein zu erwecken, beschäftigt zu sein. Sie konnte sich nicht konzentrieren. Das Hintergrundgemurmel im Büro schien weit weg zu sein. Wie lächerlich, sich um Sam Sorgen zu machen, wo Faith doch diejenige war, die sie brauchte. Doch sie konnte nicht anders. Matthew und Alastair unterhielten sich am anderen Ende des Raums mit einer Gruppe von Kollegen. Ihr Geplauder drang immer wieder kurz in ihr Bewusstsein ein, um genauso schnell wieder daraus zu verschwinden.
    Dann spürte sie jemandes Atem in ihrem Nacken. »Hey, du.«
    Rosie schrak entsetzt aus ihrer Träumerei auf. Hinter ihr stand Sam und grinste. Sie wirbelte auf ihrem Stuhl herum und sah ihn an. Auf die Erleichterung, ihn wohlauf zu sehen, folgte unmittelbar die übliche mit Erregung gewürzte Panikattacke.
    »Meine Güte, was machst du denn hier?«
    »Es hat funktioniert, Rosie. Es hat funktioniert!« Er war blass vor Müdigkeit, aber seine Augen blitzten und sie sah das neckische Funkeln seines Lächelns. Er hatte die Ärmel seiner schwarzen Jeansjacke aufgerollt und trug eine zusammengefaltete Zeitung unter dem Arm. »Ich habe gemacht, was du mir gesagt hast. Fünf Nächte habe ich neben dieser verdammten Leiche Wache gehalten. In der Morgendämmerung des sechsten Tags wurde sie immer weniger und verschwand. Dann wartete ich zur Sicherheit noch ein paar Tage ab, aber – weißt du eigentlich, dass man, wenn man sich einer Sache ganz sicher ist, es hier drinnen spürt?« Er legte eine Faust auf seine Brust. »Es ist vorbei.«
    Sie bekamen mit, dass seine Ankunft die Gemüter ein wenig erregt hatte. Alle ihre Kolleginnen – und dazu ein paar Männer – hatten zu arbeiten aufgehört, um ihn unter die Lupe zu nehmen. Sie sah, dass anspielungsreich gelächelt und Blicke getauscht wurden.
    »Das freut mich zu hören, Sam, aber –«
    Er setzte sich vergnügt auf die Kante ihres Schreibtischs. »Ich musste herkommen und es dir sagen. Ich bin dir so dankbar, Rosie. Ich weiß, dass ich nur Spott dafür übrig hatte, aber du hattest recht. Ich kann dir gar nicht genug danken.«
    »Ist schon gut«, sagte sie und neigte sich ihm zu. »Aber –«
    »Ich glaube, es war eine – eine Art von ätherischem Ausgleich. Keine Heimsuchung und auch keine Frage von Schuld, sondern etwas … Höheres. Wie eine Prüfung. Ich musste mich dem, was geschehen war, stellen, bis er bereit war zu gehen. Und dank dir habe ich das durchgestanden.«
    »Und ich

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