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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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sie unter diesem Schicksalsschlag leiden mussten, der ihr privilegiertes Leben getroffen hatte.
    Als Rosie Oakholme betrat, traf sie dort keinen an. Die üblichen Autos standen in der Einfahrt, aber von Matthew, Faith oder Heather war nichts zu sehen. Merkwürdig. Sie suchte die knarzenden Flure ab und rief nach ihnen. Das Haus schwieg. Die Atmosphäre war angespannt, düster und voll glitzernder Staubkörner. Am Rande ihres Gesichtsfelds huschten geisterhafte Gestalten.
    Oakholme war gesättigt von den Schattenreichen.
    Es schienen keine Mäntel zu fehlen. In der Küche lag Spielzeug herum und schmutziges Geschirr. Faith würde niemals das Haus verlassen, ohne vorher aufzuräumen. Aber noch viel verstörender war die offen stehende Hintertür.
    Rosie suchte auch im Garten. Als sie wieder zur Vorderseite des Hauses kam, querte sie den Rasen und ging auf Sam zu, der in Lawrence’ glänzend schwarzem Wagen saß. Er hatte darauf bestanden, Rosie nach Hause zu bringen, was bei genauerer Überlegung nicht gerade die beste Idee gewesen war. Bring Sam nach Oakholme, wo ein irrer Matthew wartete – ja, sehr durchdacht , hatte Rosie sich gesagt und ihn deshalb draußen warten lassen.
    »Was ist los?«, rief er und ließ das Fenster herunter.
    »Es ist keiner zu Hause.«
    Sam stieg aus. »Glaubst du, sie sind zum Krankenhaus gefahren?«
    »Schon möglich.« Sie runzelte die Stirn. »Aber wie? Ihre Autos sind hier. Und die Küchentür steht offen.«
    Er schloss die Wagentür und sperrte ab. »Darf ich reinkommen?« Das schelmische Funkeln in Sams Augen war zwar gebändigt, aber trotzdem da. »Sollte Matt auftauchen, werde ich schon damit fertig. Friedlich natürlich, Ehrenwort.«
    »Ja, komm rein«, sagte sie besorgt. »Mir wäre ein Faustkampf sogar lieber als diese Geisterschiffatmosphäre.«
    Sam nahm sie an der Hand. »Lass uns einen Tee trinken. Nun schau doch nicht so verängstigt, Foxy.«
    Sie führte ihn durch die Eingangstür. Als sie den Flur betraten, blieb er abrupt stehen und sagte » Wow «.
    »Ganz schön heftig, nicht wahr?«, meinte sie. In der Luft wogten Schleier, alles leuchtete in Blau und Grün und braunen Herbsttönen.
    »Ist euer Haus immer so?«
    »Nein. Bei uns machen sich zwar die Schattenreiche bemerkbar wie bei euch Dumannios, aber niemals in dieser Intensität.« Sam sah seltsam aus in diesem Licht, er war ein leuchtender Schatten, dessen Augen von innen wie ein feuriger Aquamarin strahlten. Sie richtete den Blick nach unten und sah, dass ihr Hände gesprenkelt waren, als würde die Blätterkrone eines Baumes ihren Schatten darauf werfen. »Komm in die Küche.«
    Als sie die Tür aufstieß, stand dort jemand mitten im Raum. Ein Hauch von einer Frau, grün, mit fließendem Blätterhaar. Die Dryade streckte ihre Arme aus, die dünn wie Baumäste waren, und starrte mit Entsetzen auf das rote Blut, das von den Enden ihrer Zweigfinger tropfte.
    »Ich werde diesen Geschmack im Mund nicht los «, sagte die Erscheinung. Ein blutgetränkter blättriger Arm schwebte nach oben und zeigte auf die offene Tür. » Bringt euer Licht zurück, sonst werde ich das Blut nie los! Findet ihn und bringt ihn zurück!« Schimmernd löste sie sich auf wie Hitzedunst in der Atmosphäre.
    »Verdammte Scheiße!«, keuchte Sam. »Was sollte das denn?«
    »Du hast sie gesehen?«
    »Ja, klar und deutlich.«
    »Oh«, sagte Rosie und versuchte wieder zu atmen. »Es war die Grüne Frau. Die Dryade aus der Alten Eiche. Sie verfolgt mich schon seit Jahren und beklagte sich immer über Blut an ihrem Baum … als hätte sie immer gewusst, was passieren würde, und flehte mich an, es zu verhindern.« Rosie setzte sich an den Tisch und vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. »Wieso zum Teufel habe ich nicht kapiert, was sie meinte?«
    »Wie konntest du?«, sagte Sam und strich ihr mit seiner Hand übers Haar. »Selbst wenn du es kapiert hättest, wie hättest du es verhindern wollen? Unser Licht – glaubst du, damit meinte sie Lucas?«
    »Der Name Lucas bedeutet ›Licht‹«, sagte Rosie.
    »Dann war deine Idee, die Tore zu kontrollieren, doch nicht so abwegig, oder?«, sagte Sam ernsthaft. Er stützte sich neben ihr auf dem Tisch auf und sie hätte so gern seine schöne, kräftige Hand gestreichelt, konnte ihn aber nicht ansehen, ohne sich an die Lust und die Schuld und den Unfall und die Gesichter ihrer Eltern und den toten Alastair zu erinnern, und … es war ein Teufelskreis, der letztendlich zu Lucas führte, der an Maschinen

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