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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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mein Gott.«
    »Ja, ich war elf, als du gingst, aber das ist fünfzehn Jahre her. Weißt du denn nicht mehr, wie lange du schon weg bist?«
    Tinktur und Gazebausch fielen zu Boden. Sie legte ihre Finger auf ihren Mund. »Fünfzehn Jahre? Es kommt mir nicht so lang vor. Elysium spielt einem Streiche … Ja, du siehst aus wie er, aber – nein, das ist unmöglich.«
    »Verdammt noch mal«, rief er aus und raufte sich die Haare. »Wir dachten, du seist tot!«
    »Das Leben, das ich auf Vaeth führte … es ist so weit weg, verschwommen … o mein Gott, tu mir das nicht an. Du kannst es nicht sein.«
    Sam umfasste ihre Handgelenke und zog ihr die Hände vom Gesicht. Zu Rosies Erstaunen fing er zu singen an: » There may be trouble ahead … « Ginnys Mund öffnete sich. Rosie traute ihren Ohren nicht, niemals hätte sie damit gerechnet, Sam einen Song von Irving Berlin singen zu hören: Let’s Face the Music and Dance.
    Er sang mit tiefer, melodischer Stimme, die ein wenig rau war. Sie wäre vielleicht nicht kräftig genug gewesen, um damit auf die Bühne zu gehen, aber eine Offenbarung war es nichtsdestoweniger. Rosie und Faith sahen sich erstaunt an. Ginnys Gesicht verwandelte sich. Sie wirkte wie vor den Kopf gestoßen, als Sam sie scherzhaft im Tanz herumwirbelte, was sie mit sich geschehen ließ. Und er sang weiter: » I get no kick from champagne …« Cole Porter diesmal: I Get a Kick Out of You.
    Rosie lächelte. Es war das Absurdeste und Rührendste, was sie je erlebt hatte. Ginnys Augen wurden groß und sie stöhnte: »Oh – o Sam!«
    Sie streckte ihre Hände nach ihm aus. Er schloss sie in seine Arme.
    Noch nie zuvor hatte Rosie erlebt, wie sich seine Aufmerksamkeit voll und ganz auf eine andere Frau konzentrierte. Und in ihre Erleichterung schlich sich unvermittelt Eifersucht.
    »Oh, du bist es wirklich. Mein Sam. Du meine Güte – all die Jahre – warum bist du hier? Und Jon, wo ist er?«
    Ihm liefen Tränen übers Gesicht. »Der ist nicht bei uns, aber es geht ihm gut. Du warst hier gefangen. Ich wusste, dass du uns nicht mit Absicht verlassen hast.«
    Ginny löste sich aus seiner Umarmung und setzte sich neben Faith an den Tisch, wo sie ihr Gesicht in ihren Händen verbarg. Während sie nach Fassung rang, nahm Sam im Schneidersitz neben Rosie Platz und sagte: »Sie liebte diese alten Songs. Nicht wahr, Mum? Wir haben sie zusammen gesungen, weißt du noch?«
    Ginny ließ ihre Hände sinken. Ihr Eisköniginnengesicht war rosa gefleckt. »Ja – aber wenn man lange Zeit hier ist, verblasst die Vergangenheit wie ein Traum. Doch an den Tag, als ich Stonegate verließ, erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen. Auf dem Weg nach draußen bin ich auf dich und deine Brüder gestoßen, Rosie.«
    »Du hast uns Angst gemacht«, warf Rosie ein.
    »Oh, an diesem Tag war ich ganz außer mir vor Wut. Ich kam nach Elysium, um mich dort ein paar Tage auszuruhen und mir zu überlegen, wie es weitergehen sollte. Dann konnte ich nicht mehr weg. Das Portal war blinder Stein. Ich hätte wissen müssen, dass Lawrence die Tore aufgeben würde.«
    »Hat er aber nicht«, sagte Sam. »Er vertritt hartnäckig die Meinung, dass von dieser Seite Gefahr droht. Stimmt das?«
    Ginny antwortete nicht. Sie schüttelte den Kopf und ihre Augen spiegelten die Fülle ihrer unausgesprochenen Gedanken. »Ich bin eine schlechte Gastgeberin, völlig aus der Übung«, sagte sie und ging, um das Feuer anzufachen und einen Kessel über die Flammen zu hängen. Sie holte einen Patchworkquilt und legte diesen über Faiths Schultern, dann stellte sie Tassen und einen Krug mit Fruchtsaft auf den Tisch, gefolgt von Keksen, Obst und Käse. Der Saft schmeckte nach Erdbeeren und Granatäpfeln. Obwohl Rosie hundemüde war, belebten Essen und Trinken sie wieder und die Angst um Lucas kehrte zurück.
    »In Elysium ist es Tradition«, sagte Ginny, »zur irdischen Erntezeit am Portal mit Geschenken für die Vaethyr zu warten. Jahr für Jahr habe ich dort auf euch gewartet, aber ihr kamt nie.«
    »Ich wünschte, wir hätten kommen können.« Sams Stimme brach fast vor Rührung. »Aber Vater gab nicht nach.«
    »Und offenbar können die Aelyr von dieser Seite das Portal nicht öffnen?«, erkundigte sich Rosie.
    Ginny antwortete kopfschüttelnd: »Ein Torhüter sollte beiden Seiten dienen. Aber Lawrence hat sich in dieser Rolle nie wohlgefühlt.« Und sie schloss lässig die Frage an: »Wie geht es ihm?«
    Eine lange Pause folgte. »Er hat wieder geheiratet«,

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