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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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entscheidest, ich werde nichts dagegen einwenden.«
    »Wenn sie anfangen, Druck auf uns auszuüben, weiß ich nicht, was wir tun werden. Wie wird Jess es aufnehmen? Wenn die elfische Essenz unsterblich ist, wohin ist sie dann verschwunden? Durch die Tore, obwohl sie geschlossen sind? Oder irgendwohin in die Schattenreiche wie ein Geist … vielleicht verbindet er sich mit einem Baum oder einem Stein, bis er bereit zur Wiedergeburt ist, in welcher Gestalt auch immer … aber wir werden ihn nie wieder in dieser Gestalt sehen.«
    »Es gibt so vieles in unserem Leben, das sich um Abschiednehmen dreht«, sagte Lawrence. Seine Stimme war brüchig vor Anspannung. »Unsere Verluste sind nicht so konkret wie für die Menschen, aber das macht sie nur noch schmerzhafter. Nicht wissentlich. Unsere Kinder sollten nicht in der Lage sein, durch die geschlossenen Tore zu fliegen – egal ob in körperlicher oder wesenhafter Gestalt –, um dann in der Weite der inneren Reiche zu verschwinden … und doch verlassen sie uns.«
    Auberon suchte seinen Blick und wählte seine Worte mit Bedacht. »Und es besteht zudem die Möglichkeit, dass ohne Zugang zur Spirale unsere elfische Essenz sterben wird. Wir werden zu Sterblichen werden. Aufgrund von Versorgungsmangel werden die Schattenreiche verblassen und wir werden vergessen, was unser wahres Sein ist. Ist es das, was du immer schon wolltest, mein Freund?«
    Lawrence richtete seinen Blick auf Lucas’ schlafendes Gesicht. »Nein«, sagte er rau. »Niemals. Die Gefahr ist real und schrecklich. Denkst du etwa, ich hätte dich angelogen? Ich liebe die Anderswelt.«
    Erinnerungsbilder tauchten in Lawrence’ Gedanken auf. Maskierte Aelyr, die sich vor ihm verneigten, als sie ihm den Zeremonienstab aus Apfelholz überreichten. Albin, der am Fluss auf ihn wartete, der von Sibeyla nach Melusiel floss; Lawrence, wie er ihm stolz einen Korb voll funkelnder Albinitsteine präsentierte, die er auf der Erde gesammelt hatte, und sagte: »All die hier, Vater, im Austausch gegen den einen Stein, den du mir genommen hast.« Albins nach oben fliegende Faust, welche die kostbaren geschnittenen Steine allesamt in den Fluss beförderte, für immer verloren. Seine verächtliche Antwort: » Das ist ein heiliger Stein. Und es ist ein Sakrileg, ihn zu schürfen und auf Vaeth zu verkaufen!«
    In diesem Augenblick der Verzweiflung war Lawrence klar geworden, dass nichts, was er jemals tun würde, Albins Lob fände. Er war ein Vater, der durch nichts zufriedenzustellen war und der seinen Sohn von Geburt an als schwach und fehlerhaft gebrandmarkt hatte . Und am Ende habe ich seine Prophezeiungen erfüllt, überlegte Lawrence . Er hatte recht, mich zu verachten. Er hatte von Anfang an all meine Fehler in einem Schaukasten aufgespießt.
    Keine Sekunde lang hatte er Albin für die Existenz seiner Nemesis, für Brawth, verantwortlich gemacht. Albin hatte diesen weder geweckt noch geschickt. Nein, es war ein Schrecken, den Lawrence selbst geschaffen hatte, und alles, was Albin dazu sagen würde, das wusste er, wäre: »Ich habe es dir doch gesagt, dass nichts Gutes dabei herauskommt, wenn du mir die Stirn bietest und Liliana in die korrupte Gier der Erde folgst.«
    Hier bei Auberon fiel es ihm nicht schwer, sich das von der Seele zu reden. »Es ist merkwürdig. Wenn sie dir die Macht als Torhüter verleihen, ist das eine große Zeremonie. Wenn sie sie dir wegnehmen, passiert gar nichts. Du wirst noch nicht mal gebeten, deinen Schreibtisch zu leeren. Dir dämmert die Erkenntnis und da ist nichts weiter als kalte, trockene Leere.
    Auberon beugte sich zu ihm und ergriff dabei Lawrence’ Hand. »Willst du damit sagen, dass du die Macht verloren hast?«
    Lawrence nickte mit geschlossenen Augen. »Die Großen Tore sind für mich nur noch blinder Fels.«
    Auberon brauchte ein paar Minuten, bis er seine Fassung wiedergefunden hatte. Schließlich sagte er: »Seit wann? Hast du irgendwem davon erzählt?«
    »Nur dir. Ich hatte noch nicht einmal die Kraft, seitdem dort hochzugehen … Erzähl keinem davon, ich flehe dich an. Die ganze Welt ist aufgrund meines Versagens zu trostlosem grauem Fels verkommen und ich bin in einem Turm aus Granit gestrandet und schaue auf mein Werk herab und kann nichts tun. Das ist meine Strafe.«
    »Wofür?«
    »Dafür, dass ich Brawth geweckt habe, den Eisriesen aus dem Abyssus, und es mir nicht gelungen ist, ihn zu zerstören.«
    Auberon hielt inne und sah ihn ernst an wie ein besorgter Arzt. »Wie

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