Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
Vom Netzwerk:
hast du ihn geweckt?«
    »Ich weiß es nicht. Es verstößt gegen jede Vernunft. Durch meine bloße Existenz habe ich einen Feind zum Leben erweckt, der, während ich immer kleiner, immer größer wurde.«
    »Bist du dir da sicher … bildest du dir das nicht alles nur ein?«
    Lawrence lachte. »Wenn Elfenwesen träumen, was erschaffen wir da? Das habe ich mich natürlich viele Male gefragt, aber in der Spirale werden Träume Wirklichkeit. Du hast es doch gespürt, oder? Und Lucas hat es gesehen. All die Jahre habe ich mich darum bemüht, meine Söhne zu beschützen, alle davor zu beschützen … aber jetzt, da mein Lych-Licht verschwunden ist, habe ich das nicht mehr in der Hand. Meine Zeit ist so gut wie vorbei, mein Freund.«
    »Sprich nicht so.« Auberon war aschfahl geworden. »Versprich mir, dass du nicht daran denkst, dir etwas anzutun!«
    Lawrence’ knochenbleiche Finger strichen über Lucas’ Wange. Er murmelte: »Wenn es Zeit sein sollte, die Maschine abzustellen, und du dich dem nicht gewachsen fühlst, Bron … ich bin es.«
    Auberon weinte aus müden Augen. »Lass uns jetzt noch nicht davon sprechen.
    Lawrence wusste erst, als es schon zu spät war, dass er seine Gedanken laut aussprach. »Wird man diese Strafe für ausreichend halten? Gezwungen zu sein, dieses geliebte Leben auszulöschen? Ein Opfer zu bringen. Muss mein Sohn vernichtet werden oder wird Brawth sich durch irgendwas anderes befrieden lassen und zurück in die Dunkelheit sinken? Und nicht irgendein Sohn, sondern der kostbarste. Was könnte schlimmer sein?« Er stieß die Luft aus und flüsterte: »Komm zurück zu uns, Lucas.«
    Die Frau war zweifellos Virginia Wilder. Einmal gesehen, sagte sich Rosie, nie vergessen. Als Sam sie mit »Mum?« ansprach, runzelte sie verdutzt die Stirn, sah sich kurz um und machte dann weiter, als hätte sie es nicht gehört. »Lasst mich eure Wunden sehen; keine Sorge, das Kind werden sie nicht gebrandmarkt haben.« Dabei lächelte sie Heather an. »Was für ein hübsches Mädchen. Kommt doch und ruht euch aus, hier seid ihr sicher.«
    Sam und Rosie sahen sich verdutzt an. Virginia huschte durch einen dunklen Bogengang in den hinteren Teil des Raums und ließ sie sprachlos zurück.
    Der Feuerschein fiel auf roh verputzte cremefarbene Wände. Der Boden war mit einer Art getrocknetem Moos bedeckt, das unter den Füßen federnd nachgab, bestreut mit Trockenblumen und duftenden Kräutern. Die Einrichtung war sparsam, die Küche aufs Wesentliche beschränkt – eine Wasserpumpe, ein Arbeitsblock aus dickem dunklem Holz an der Wand zur Rechten, ein paar Schränke. Neben dem großen Kamin gab es noch einen zweiten Bogengang. Mitten im Raum stand ein niedriger runter Tisch, der an eine große runde Scheibe aus Lapislazuli erinnerte, um den herum Kissen lagen, die als Sitzpolster dienten. Alles war in weichen Gelb- und Blaugrüntönen gehalten.
    Faith ließ sich auf eins der Kissen fallen und zog Heather auf ihren Schoß. »Geht es dir gut?«, fragte Rosie sie, als sie sich neben sie kniete. »Wo haben sie dich getroffen?«
    Faith zog ihr Kleid am Ausschnitt nach unten und legte eine nässende rote Blase direkt unter ihrem Hals frei. Trotz der Schwellung war die Form der Spirale deutlich zu erkennen. Rosie hielt die Luft an. »Oh. Das habe ich schon mal gesehen. Lucas hatte eine, nachdem er …«
    Virginia kehrte mit einer braunen Glasflasche und einem Gazebausch zurück. »Diese Tinktur wird den Schmerz lindern, eine Narbe bleibt allerdings, das ist auch Sinn der Sache.« Sam starrte sie an, als sie sich erst um Faith, dann um Rosie kümmerte. Es brannte fürchterlich und trieb ihnen Tränen in die Augen, bis dann nur noch ein dumpfes Pochen zurückblieb. Sam zuckte nicht, als Virginia seine Wunde versorgte. Als sie damit fertig war, legte er eine Hand auf ihre Schulter und zwang sie, ihn anzusehen. Rosie setzte sich auf ihre Hacken und beobachtete die beiden. Sie sah sie beide von der Seite, das Profil scharf im Schein des Feuers.
    »Hast du gehört, wie ich dich genannt habe?«, sagte er leise. »Erkennst du mich denn nicht? Das sind Rosie, Faith und Heather. Du bist Virginia Wilder, aber sie nannten dich Ginny.«
    Sie blinzelte und das Grün ihrer Augen vertiefte sich. »Woher weißt du das?«
    »Ich bin Sam. Hallo? Mum, ich bin dein verfluchter –« Er mäßigte sich und fuhr dann fort: »Ich bin dein Sohn.«
    Ihr Gesicht erstarrte ungläubig. »Ich hatte einen Sohn, der Sam hieß, aber er war ein Junge … o

Weitere Kostenlose Bücher