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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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sagte Sam.
    Ihr Gesicht versteinerte. »Hat er? Und wen?«
    »Eine Menschenfrau namens Sapphire, die für ihn gearbeitet hat.«
    »Oh. Ich glaube, ich erinnere mich an sie. Sie war im Laden in New York … Ich bin ihr wohl einmal begegnet.«
    »Sehr geschleckt und immer lächelnd, und sie sagt immer allen, was sie tun sollen.«
    »O ja, Lawrence liebte es, gesagt zu bekommen, was er tun soll«, sagte Ginny giftig. »Er wird begeistert sein. Menschlich, tatsächlich? Ist er glücklich?«
    »Wann ist Dad jemals glücklich?«, erwiderte Sam grinsend. Während dieser Unterhaltung rutschte Faith immer tiefer, bis sie flach dalag, den Kopf auf einem Kissen und Heather in tiefem Schlaf in ihren Armen. Ginny deckte beide mit einem Quilt zu. »Sie gaben sich nach außen unerschütterlich, aber seit einer Weile ist der Ton recht frostig.«
    Dabei spielte ein wissendes Lächeln um Ginnys Mund. »Ah. Typisch dein Vater.« Sie sah Rosie an. »Anfangs ist er der Liebhaber, von dem jeder träumt – bis man merkt, dass er einen verschlingt, um den eisigen Riss in seiner Seele zu wärmen. Doch das vermag keiner. Dann wendet er sich ab und krönt sich selbst zum arktischen Prinzen. Das hat er mit mir so gemacht und dann mit Jessica. Und mit Sapphire wird er es genauso machen.« Ihr Gesicht zog sich in die Länge und sie sagte: »O Rosie, das tut mir leid. Du weißt vielleicht gar nicht Bescheid über Lawrence und deine Mutter. Jetzt bin ich wirklich unglücklich abgeschweift.«
    »Ist schon gut, alle wissen es«, sagte Rosie.
    »Gut«, sagte Ginny knapp, »dann ist meine Demütigung ja vollkommen.« Sie war nicht warmherzig und heimelig, wie Rosie auffiel, sondern das polare Gegenteil von Jessica. »Ich habe natürlich nichts gegen Lucas. Ein wunderschöner Junge.«
    »Er ist der Grund, weshalb wir hier sind«, warf Rosie ein und erklärte in knappen Worten, was vorgefallen war.
    Traurig stellte Ginny eine große braune Kanne voll Tee auf den Tisch, bevor sie antwortete. Jede ihrer Bewegungen war selbstsicher und voll göttlicher Anmut. »Es ist richtig, das elfische Seelenwesen fühlt sich zur Spirale hingezogen, hingezogen zum Zentrum von Asru, dem Spiegelteich …«
    »Und können wir ihm nachgehen?«, fragte Rosie voller Angst. Sie spürte Sams Hand auf ihrem Knie. »Nach allem, was ich weiß, könnte das so weit wie eine Reise nach Sibirien sein. Ich habe Angst, dass wir zu viel Zeit verlieren.«
    »Es gibt einen ganz speziellen Weg, den ihr gehen müsst, und ich kann euch nicht versprechen, dass er leicht ist, aber gangbar ist er. Doch ihr könnt erst im Hellen aufbrechen. Sonst verirrt ihr euch, werdet verschleppt oder gefressen. Und ihr haltet keine fünf Minuten lang durch, wenn ihr nach der Initiationsdroge nicht geschlafen habt.«
    Rosie wusste, dass sie recht hatte. Sie trank den heißen honigsüßen Tee und versuchte nicht daran zu denken, dass ihre Mission scheitern oder das Lych-Tor sich hinter ihnen wieder geschlossen haben könnte.
    »Hat Lawrence euch denn jemals erklärt, warum ich gegangen bin?«, fragte Ginny nach einer Weile.
    »Komm schon, wir sprechen hier von Dad«, meinte Sam. »Natürlich nicht. Wir hatten ihn sogar in Verdacht, dass er dich ermordet und im Wald vergraben haben könnte.«
    Ginny verzog das Gesicht. »So weit würde nicht mal Lawrence gehen.«
    Rosie warf ein: »Aber es hat sicherlich nicht gerade geholfen, dass meine Mutter und Lucas immer präsent waren.«
    »Oh, das.« Ginny strich sich das Haar zurück über die Schultern. »Wir glauben zwar immer, den Sterblichen überlegen zu sein, sind es aber nicht. Wir sind genauso anfällig für schlechtes Benehmen wie für unsinnige Eifersucht. Lawrence pflegte einem Streit immer eher aus dem Weg zu gehen, als sich ihm zu stellen«, meinte sie achselzuckend. »Wir bekriegten uns seit Jahren und quälten einander. Richtig treu war keiner von uns beiden. Und was Jessica betrifft, hege ich keinen Groll.«
    Ginny lächelte matt. Sam sah sie entsetzt an. »Nein, der Grund, weshalb ich wegging, war vielschichtiger. Als Elfenwesen sind wir sehr sensibel, was die tieferen Schichten der Realität angeht. Manchmal treibt uns das in den Wahnsinn. Lawrence wollte in Ecuador leben. Für mich jedoch waren der Regenwald und Dumannios albtraumhaft miteinander verbunden. Ich musste nach Hause, wo die Schattenreiche friedlich und freundlich gesinnt sind. Er hielt es für richtig, dich und Jon aufs Internat zu schicken, aber ich war nicht damit

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