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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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tun, woran er sonst nicht im Traum gedacht hätte: Er hatte sich in ihr Apartment geschlichen und ihre Schränke durchsucht, bis er eine Geldschatulle aus Metall fand. Sie war verschlossen, aber er hatte nicht umsonst drei Jahre hinter Gittern verbracht. Drinnen lagen Papiere. Ein Bündel Briefe, zwei Pässe, ein amerikanischer und ein brasilianischer, und eine Geburtsurkunde auf den Namen Maria Clara Ramos. Auch der brasilianische Pass war auf diesen Namen ausgestellt, aber der amerikanische gehörte einer Maria Clare da Silva. Alle mit einem Foto von Sapphire versehen. Es gab auch noch andere Dokumente, die auf den Namen Marie Clare oder Sapphire da Silva lauteten.
    Er verglich die Namen. Rosie hatte ihm Sapphires Geschichte von ihrer ärmlichen Kindheit in Brasilien und die Errettung durch einen reichen Vater erzählt, weshalb eine Namensänderung plausibel erschien. Doch als er die Briefe las, wuchs seine Verwirrung. Das konnte nicht stimmen. Er betrachtete erneut das kleine Foto, das Rosie entdeckt hatte. Das war unmöglich.
    »Verdammte Scheiße«, sagte Sam zu sich.
    Dann legte er sämtliche Papiere wieder so zurück, wie er sie vorgefunden hatte, steckte sich das Foto in die Tasche und ging in den Wintergarten, um dem Schnee zuzuschauen und nachzudenken. Mit einem Glas Whiskey aus den Vorräten seines Vaters trank er gegen die Kälte an.
    Ihm war klar, dass er seinem Vater nichts über Sapphire erzählen konnte, die Beichte musste von ihr kommen. Das hieß, die Beichte ihrer wahren Identität. Am besten wäre es, wenn Lawrence niemals davon erfuhr, dass Jon missbraucht worden war. Auch dass er Ginny wiedergefunden hatte, konnte er ihm nicht erzählen, da sie nicht gefunden werden wollte.
    Sam war gar nicht richtig wütend auf Rosie gewesen. Eigentlich hatte er nur die Arme um sie legen und sie festhalten wollen. Vielleicht hätte er seinen Instinkten misstrauen und genau das tun sollen.
    Nein. Er verzog das Gesicht und trank einen weiteren Schluck Whiskey. Rosie unter Liebesbeteuerungen an sich zu ziehen – während diese niedergeschmettert dasaß, während Lucas gerade mal über den Berg war und der geschwollene Körper Alastairs ihr noch in frischer Erinnerung – nein, das wäre das Letzte, was sie brauchte. Das Richtige zu tun, obwohl es einen fast umbrachte, allerdings – vielleicht verstand man das unter Erwachsenwerden. Er war in Sorge, ihre Schuldgefühle könnten seine Liebe womöglich nie mehr zulassen, und dass sie ihn, je mehr er sie bedrängte, umso mehr von sich wegschieben würde. Die Weisheit bestand darin, einmal das Gespür für einen würdevollen Abgang zu haben.
    Der Schmerz zog sich über seine Schultern, als hätte er Muskelrisse. Aber zugleich saß er wie ein abgebrochenes Messer in seiner Brust und als Zugabe noch wie ein paar Metallspitzen in den Augen. Er ging davon aus, dass man lernen konnte, damit zu leben. Irgendwann.
    Auf der Brüstung draußen häufte sich der Schnee an und verwehte wieder. Wolken und Hügel waren eine einzige grauweiße wirbelnde Masse. Tief unten auf dem weißen Rasen sah er etwas, das sich bewegte. Er trat ans beschlagene Fenster und rieb, bis er durchschauen konnte. Es nützte nichts, er konnte nichts erkennen. Doch da draußen war jemand, ein schleichender Schatten, der sich aufs Haus zu schleppte.
    Sam stellte das Whiskeyglas ab. Rasch und leichtfüßig durchmaß er die inneren Räume, lief über die Galerie und dann nach unten. Sämtliche Lampen waren ausgeschaltet und kaltes graues Licht erfüllte den großen Saal.
    Da draußen war etwas. Er sah, wie der bleiche Schatten dunkler und konturierter wurde, als er sich einem der hohen bleiverglasten Fenster in der Wandmitte näherte. Er hörte ihn an der Scheibe kratzen. Sam trat näher heran. Die Bleiverglasung war noch ganz neu, eine Restaurierung. Es war das Fenster, durch das sich der Einbrecher im Versuch, Sams Zorn zu entfliehen, gestürzt hatte.
    Er trat ganz leise an den Fensterflügel, so dicht, dass er den Hauch sehen konnte, den der Atem dieser Kreatur hinterließ. Auf ihren Schultern lagen dicke Schneeklumpen, und obwohl er die Züge nicht deutlich sehen konnte, erkannte er die Gestalt doch wieder.
    Sam lauschte dem kehligen Atem und dem grässlichen Kratzen der Nägel. Schließlich hörte er die raue, durchs Glas gedämpfte Stimme. »Ich weiß, dass du da drin bist, Samuel. Komm raus in die Kälte und stell dich mir. Komm raus. Lass es uns zu Ende bringen.«
    Und ruhig antwortete er: »Ich

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