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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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verblassten bereits, waren rosa und ausgewaschen. Man sah das Brustbild eines Mädchens, das mit einem älteren Mann posierte; sie lächelte strahlend und glücklich, er wirkte eher wachsam und kompliziert. Ihr Gesicht war jung und sie trug das Haar im Stil der Achtziger in großen Locken, doch man konnte Sapphire eindeutig erkennen. Der Mann mit der Aura eines Jägers, der aussah, als wäre er gerade erst mit einer Trophäe über der Schulter von einer Safari zurückgekommen, war fleischig, arrogant und sonnenverbrannt. Die buschigen Augenbrauen verliehen ihm etwas Dämonisches. Lawrence kannte dieses Gesicht so gut wie sein eigenes. Es war Eugene Michael Barada.
    Feind, Nemesis, Dämon. Barada und Sapphire. Gemeinsam.
    Er hielt das Foto in seiner Hand und starrte es verständnislos an. Dieses Nebeneinander war so aberwitzig, dass er es nicht begreifen konnte. Hinter seinen Augen braute sich ein Gewitter zusammen. Er blickte auf und sah, dass Sapphire ihn von der anderen Seite des Schreibtischs aus beobachtete. Sie war wie versteinert.
    »Was ist das?« Er drehte seine Hand, um ihr das Foto zu zeigen.
    Ihr Gesicht verlor alle Farbe. Ihr Mund zog sich zusammen. »Es scheint ein Foto von mir zu sein.«
    »Und dieser Mann, der neben dir steht – weißt du, wer er ist?«
    Sie hielt inne. Er sah hinter ihren Augen das Wüten einer dunklen Flamme, sie bebte vor Entsetzen, gepaart mit Trotz. Doch schon im nächsten Augenblick war ihr Spiel zu Ende und die Fronten klar.
    »Natürlich weiß ich, wer er ist«, sagte sie gleichmütig. »Er war mein Vater. Er war der Mann, den du getötet hast.«

~  21  ~
Die Büchse der Pandora
    »Kann ich dich mal sprechen, Ro?« Rau und leise drang Matthews Stimme aus seiner Tür, als Rosie an seinem Zimmer vorbeiging.
    »Natürlich«, sagte sie und ging hinein. Das Schlafzimmer, das er mit Faith geteilt hatte, war größer als ihres, aber sonst ganz ähnlich, mit elfenbeinfarbenen Wänden, Eichenverkleidung, bleiverglasten Fenstern und einem großen, dunklen Bett aus Eiche. Erschrocken nahm sie das unglaubliche Durcheinander wahr. Verstreut umherliegende Kleider, das Bett ungemacht, leere Bierdosen. »Meine Güte, Matt …«
    »Ich weiß. Ich krieg das schon wieder hin. Da Faith nicht da ist, sah ich keine Veranlassung.«
    »Du haust wie ein Bär in seiner Höhle. Du musst mal rauskommen.«
    Er nickte und schaute auf seine Füße. Als er sein Haar zurückstrich, zitterte seine Hand. »Als du Faith und Heather bei ihrer Flucht geholfen hast, da hattest du Angst vor mir, nicht wahr?«
    »Um ihretwillen.«
    »Ich hätte ihnen niemals etwas angetan!«
    »So sah es aber nicht aus. Du musst dich den Tatsachen stellen, Matt, du hattest völlig die Kontrolle über dich verloren.«
    »Das weiß ich. Die ganze Woche lang hatte ich Albträume. Ich habe ständig über Sams Worte nachgedacht und weiß, dass er recht hat, aber ich komm nicht darüber hinweg.«
    »Dann lass dir von uns helfen. Entzieh dich uns nicht ständig.«
    »Warum veränderst du dich nicht?« Die Verwirrung in seinem Blick verstörte sie. »In den Schattenreichen. Du wirst doch nicht zu einem Untier, oder?«
    »Ehrlich gesagt habe ich mir das immer gewünscht. Ich hatte das Gefühl, ein Fuchs, eine Eule oder ein Wolf werden zu müssen. Du hältst dich für abnormal, weil du dich veränderst, und ich halte mich für abnormal, weil ich es nicht tue.« Rosie kaute auf ihrer Lippe. »Es steht mir nicht zu, dir was vorzuschreiben, aber was hältst du davon, deine Familie zu unterstützen, anstatt in Selbstmitleid zu baden?«
    Der alte Matthew hätte darauf sofort eine bissige Antwort parat gehabt. Der neue wirkte zu verwundet, um es auch nur zu versuchen. »Das hat Sam auch zu mir gesagt.«
    »Weißt du was? Er ist die klügste Person, die mir nach Dad je begegnet ist. Du behandelst ihn wie einen Idioten, aber das ist er nicht. Er ist zehn Mal mehr wert als Alastair.« Sie wollte bereits kehrtmachen, aber er hielt sie am Ellbogen fest.
    »Rosie, bitte«, sagte er seufzend. »Ich muss es dir sagen. Es fällt mir nicht leicht. Ich wusste das von Alastair.«
    »Was genau wusstest du?«
    Matthew setzte sich auf die Kante seines Betts und ließ den Kopf hängen. »Dass er auch schon in der Vergangenheit Probleme mit Frauen hatte. Es war ein richtiger Komplex. Seine letzte Freundin – als sie Schluss machte, kam es seinerseits zu Vergeltungsschlägen … er hat ihre Kleider zerrissen, ihre Katze getötet … das ging alles weit über

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