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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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war unheimlich dort, aber man konnte die Magie förmlich schmecken. Wir haben die Masken doch selbst gesehen, Mel.«
    »Hm. Klingt aber noch immer nach Blödsinn.« Mel lächelte in sich hinein und ließ ihren Blick über den Schulhof schweifen, wo Teenagergrüppchen niedergeschlagen umherschlurften und sich in die kalten Hände hauchten. »Komisch, dass diese merkwürdigen Ereignisse immer nur dir zu passieren scheinen, Rosie.«
    Mel sagte dies zwar mit einem Augenzwinkern, aber Rosie war dennoch niedergeschlagen. »Ich habe es mir nicht ausgedacht, ehrlich«, sagte sie, beschloss aber, nichts von der Dryade zu erzählen, die ihr erst heute Morgen solche Angst eingejagt hatte.
    »Die Cloudcroft-Mafia«, sagte Mel. »So nennt meine Mum Leute wie Lawrence Wilder, die Lyons und die Tullivers und den ganzen Haufen. Sie stolzieren herum, als gehöre ihnen das ganze Dorf. Sie halten sich für was Besonderes, aber sie sind einfach nur viel zu reich. Nichts gegen deine Leute, Ro, die sind großartig – aber einige der anderen …« Sie schüttelte den Kopf.
    »So ist es aber nicht. Ich weiß, dass du mir nicht glaubst, aber sie versuchen nur, alte Traditionen am Leben zu erhalten, wie zum Beispiel … Kornisch zu sprechen«, sagte sie wenig überzeugend.
    Mel zog die Brauen hoch. »Dann bist du jetzt also aus Cornwall?«
    »Äh. Nein. Das war nur ein Beispiel.«
    »Ich weiß, was dahintersteckt«, meldete sich Faith zu Wort. »Rosie muss es geheim halten, aber es gibt Leute im Dorf, die anders sind, eine geheimnisvolle ältere Art, die menschlich aussieht, aber die Gestalt verändern und sich in andere Welten begeben kann. Sie werden Luftwesen genannt.«
    »Elfenwesen«, korrigierte Rosie sie automatisch. Dann hielt sie inne, weil sie sich sicher war, es noch nie so offen ausgesprochen zu haben. »Wo hast du das denn gehört?«
    »Ich weiß es nicht.« Faith errötete. »Entschuldige, ich sag nichts mehr. Aber wenn es wahr wäre, fände ich das schön.«
    »Dann ist unsere Rosie also ein verflixter kornischer Elf«, rief Mel aus. »Na super. Ich liebe euch beide, aber ihr seid ganz schön grenzwertig. Können wir bitte über was Normales reden?«
    »Von mir aus«, sagte Rosie.
    »Ich meine, deine Eltern sehen genauso menschlich aus wie alle anderen. Okay, Lawrence Wilder ist auf unheimliche Art eine ziemlich umwerfende Erscheinung, aber doch ein Mensch. Und er sieht auch aus, als wäre bei ihm alles am richtigen Platz, wenn ihr wisst, was ich meine.«
    Das brachte sie alle zum Lachen. »Du hältst doch jeden für umwerfend«, sagte Faith.
    Mel antwortete nicht. Sie war plötzlich völlig aufgedreht, rutschte nach vorne und stützte sich mit ihren Händen an der Mauerkante ab. »O mein Gott!«, flüsterte sie mit Blick auf die Schultore.
    Dann sah es auch Rosie. Ihr fiel die Kinnlade herunter. Fassungslosigkeit, Aufregung und Panik erfassten sie gleichzeitig.
    Jonathan und Samuel Wilder streiften über den Schulhof, wachsam und raubtierhaft wie zwei dunkle Panther, die man aus ihrem Käfig gelassen hatte. Sie trugen die Schuluniform aus schwarzer Hose und Jackett, weißem Hemd und schwarz-silbern gestreifter Krawatte. »Ich glaub es nicht«, sagte sie.
    Mel lachte. »Mach den Mund zu, Rosie, sonst sabberst du noch Eiszapfen.«
    Rosies Zähne begannen vor Kälte wehzutun. Sie klappte den Mund zu und biss sich dabei versehentlich auf die Zunge, was ihr Tränen in die Augen trieb. »Verdammt«, sagte sie, als ihr wieder einfiel, dass sie atmen musste. »Verdammt.«
    Die Glocke ertönte und durchgefrorene Schüler strömten zum Schulgebäude zurück. Jon und Sam, die sich mittreiben ließen, würden bald an der Mauer vorbeikommen, auf der Rosie saß. Einen Moment lang verschwanden sie hinter den anderen Schülern. Als sie wieder auftauchten, hatte Sam sich ein paar Jungs der Abschlussklasse angeschlossen, und Jon war allein und kam direkt auf sie zu.
    Ihr Puls ging schneller. Ihre Augen trafen sich, lösten sich, trafen sich wieder. Er hielt inne, als wüsste er nicht, was er tun sollte. Mel stupste sie in die Hüfte, und das Nächste, an das sie sich noch erinnern konnte, war, dass sie auf ihren Füßen vor ihm stand.
    Er hatte sein langes Haar im Nacken zusammengebunden und sah noch schöner aus, als sie ihn in Erinnerung hatte: ein perfekt geformtes Gesicht, dunkle Augen mit dichten Wimpern und ein sinnlicher Mund. Ihr Herzschlag ließ ihren ganzen Körper erbeben, als er sich näherte. Sie hatte immer geglaubt, sich zu

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