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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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muntere ihn ein wenig auf.« Clive klopfte ihr verschwörerisch auf die Schulter. »Ich sorge dafür, dass die anderen noch eine Weile im Pub bleiben, wenn du weißt, was ich meine?«
    »Du bist ein Engel«, sagte sie.
    Rosie öffnete eine Flasche Wein und setzte sich mit wallendem Haar und parfümierter Haut neben Jon. Sie war vor Müdigkeit ein wenig benommen, schaffte es aber dennoch, ihm fröhlich und tröstend von ihrem Besuch zu erzählen – in einer eigens für ihn redigierten Fassung ohne Gargoyles, Höllenfeuer oder Hinterhalte –, in der Hoffnung, ihn auf bessere Gedanken zu bringen. Während sie seine Fragen beantwortete, rückte sie näher an ihn heran. Sie gab sich so warmherzig und verführerisch, wie sie nur konnte. Wenn Liebe ihn trösten konnte, war sie zu allem bereit.
    Jon ging überhaupt nicht darauf ein. Er schien es nicht einmal zu bemerken. Er sah blass aus, ihn fröstelte und er war in Gedanken ganz woanders. Sie fühlte sich so sexy wie ein Stück Holz.
    »Es ist so nett von dir, dass du das tust«, sagte er. »Es tut mir leid, aber macht es dir was aus, wenn ich zu Bett gehe? Mir fallen schon die Augen zu.«
    Sie sprang auf. »Hm, heute Abend bleibt uns nur mein Zimmer. Alle sind zu Hause, es gibt keine freien Betten.«
    »Ich kann auf dem Sofa schlafen.«
    »Nein, das kannst du nicht. Sie werden später aus dem Pub kommen, laut sein und dann stundenlang fernsehen. Außerdem ist es eiskalt da unten. Komm mit, hier entlang.«
    Sie führte Jon nach oben in ihr kleines Zimmer. Alles kam ihr so unwirklich vor. Jahrelang hatte sie davon geträumt und jetzt war es ganz anders als in ihrem Traum. Sie standen verlegen in der Tür und betrachteten das schmale Bett. Mondlicht fiel hell durchs Fenster.
    »Ich kann auf dem Boden schlafen«, sagte er.
    »Nein, nein«, sagte Rosie, »du nimmst das Bett. Du scheinst dich nicht wohlzufühlen.«
    »Danke. Ich kriege wohl eine Erkältung. Aber da ist sicherlich Platz für uns beide«, sagte er. »Ja, komm Rosie, wir haben da beide leicht Platz.«
    »Oh. Okay. Ich will nur noch …« Sie ging ins Badezimmer, putzte sich die Zähne und zog ihren blauen Baumwollpyjama an. Erschaudernd machte sie sich klar, wir surreal das alles war.
    Als sie ins Schlafzimmer zurückkam, schlief Jon bereits.
    Er lag in ihrem Bett, auf der Seite und von ihr abgewandt. Jon nackt in ihrem Bett.
    Er war so dünn, dass sie unendlich viel Platz hatte und, ohne ihn zu berühren, neben ihm liegen konnte. Sie machte die ganze Nacht kein Auge zu. Der Raum erdrückte sie, so fremd erschien er ihr. Sie lag da und hörte die Mitbewohner heimkommen, herumalbern und schließlich zu Bett gehen. Dann wurde es still im Haus, aber sie war hellwach.
    Rosie setzte sich auf und betrachtete Jon. Die bronzefarbenen Wellen seiner Haare waren über das Kissen und seinen Rücken ausgebreitet. Noch nie zuvor hatte sie ihn nackt gesehen, und er war wirklich zart, hatte so gut wie keinen Muskel am Leib. Man sah jeden Wirbel seines Rückgrats. Seine Haut schien farblos zu sein.
    Sie streckte die Hand aus und streichelte sein seidiges Haar. Berührte seine Schulter. Er zuckte, wurde aber nicht wach. Seine Haut fühlte sich kalt und klamm an, er verströmte kaum einen Geruch, roch nur ganz schwach nach frischem Schweiß.
    Was würde er wohl tun, wenn sie ihn herumdrehte und anfing ihn zu küssen? Würde er sich wehren und protestieren, dass er solche Empfindungen nicht für sie habe? Oder würde sie eine schlafende Schlange der Leidenschaft wecken und ihm zu Bewusstsein bringen, was er verpasst hatte?
    Doch das wollte sie gar nicht, und das verstörte sie am meisten.
    Er sah so verletzlich aus. Geradezu ungesund. Sie konnte einfach nicht.
    Rosie schlüpfte aus dem Bett und ging nach unten. Es war ein Experiment gewesen: die verführerische Kleidung, das parfümierte Haar, sie hatte es ausprobieren müssen, obwohl sie mit dem Herzen nicht dabei war. Im Nachhinein hatte sie deswegen einen schalen Geschmack im Mund. Wenn man jemanden wahrhaft liebt, überlegte sie, sollte man ihn dann nicht unter allen Umständen lieben?
    Den Rest der Nacht verbrachte sie auf dem Sofa, wo sie sich ganz klein zusammenrollte. Vielleicht schlief sie sogar ein, aber als der Morgen kam, konnte sie sich nur daran erinnern, in die Dunkelheit gestarrt zu haben.
    Als Jon am nächsten Morgen herunterkam, ging er nicht darauf ein, dass sie nicht in ihrem Bett gelegen hatte. Er war still, nervös und schniefte ständig. Rosies Angebote, ihm

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