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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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Ich habe Sue nicht auf dich gehetzt. Sie wusste, dass ich eigentlich dich haben wollte, und war eifersüchtig. Ich hatte keine Ahnung, dass sie vorhatte dir wehzutun. Ich war entsetzt, aber du hast mir nie Gelegenheit gegeben, das richtigzustellen. Ich hab ihr die Meinung gesagt und mich von ihr getrennt, Ende der Geschichte. Weißt du übrigens, dass du ihr eine Heidenangst eingejagt hast?«
    »Das ist gut! Du hast wirklich immer einen tollen Umgang.«
    Sam winkte mit der Hand ab. »Sieh dich um – du hast mich genau da, wo du mich immer haben wolltest. Ich verbüße jetzt meine Strafe. Also verschon mich.«
    Sie schnappte nach Luft. »Kümmert es dich eigentlich überhaupt, dass du jemanden umgebracht hast?«
    »Darf ich dir erzählen, was passiert ist?« Er beugte sich vor, die Ellbogen auf dem Tisch, und sah sie mit ernstem Gesicht und glänzenden Augen an.
    »Von dem Mord?«
    »Ich habe niemanden ermordet!«, rief er aus. »Es war Totschlag!« Die Leute an den Nebentischen wurden still und schauten herüber. »Was?« Sam wandte sich ihnen zu. »Unser Gespräch ist wohl interessanter als eures? Schön, dann rutscht mit euren Stühle rüber!«
    Sie wandten sich alle ab und unterhielten sich murmelnd weiter. Rosie stützte ihren Kopf mit der Hand ab. »Also gut«, sagte sie. »Du sollst deine Chance haben. Erzähl es mir.«
    »Ich kam nach Hause und da war ein Einbrecher«, erzählte er sehr leise. »Er war bereits auf dem Weg nach oben, um meinem Vater Gott weiß was anzutun. Ich wusste nicht einmal, ob Jon oder sonst jemand im Haus war. Was sollte ich tun? Ich versuchte ihn aufzuhalten, aber er griff mich an. Ich würde ja gern behaupten, dass der magische Nebel von Dumannios sich herabsenkte und uns in Dämonen verwandelt hat, aber das war nicht der Fall. Es war einfach nur hässlich.
    Er hatte ein riesiges Messer. Hätte ich ihm nicht das Messer entwunden, wäre ich jetzt tot – und ich hatte nicht vor, ihn zu erstechen, aber es ist passiert.« Sam beugte sich weiter vor. Sie hatte Mühe, ihn zu verstehen, und rückte näher an ihn heran, jedoch ohne ihn anzusehen. Stattdessen starrte sie auf die Tischplatte. Sie spürte seinen Atem an ihrem Ohr. »Er wollte sich aus dem Fenster stürzen, um zu entkommen, also zog ich ihn zurück und würgte ihn. Vermutlich hast du es noch nie erlebt, einfach nur rotzusehen. Das Problem war nur, dass er noch zehnmal mehr Angst hatte als ich, weshalb er sich auch so hart zur Wehr setzte und ich ihn am Ende tötete. Was soll ich also vor Gericht sagen, wenn nicht die Wahrheit? Er hatte sich das Messer aus unserer Küche geholt, also kann ich nicht beweisen, dass er es vor mir hatte. Erst als er blutend vor mir lag und mein Vater das Licht anmachte, wurde mir klar, was ich getan hatte.«
    In dem geisterhaften Licht wich jegliche Farbe aus seinem Gesicht. »Reue ist nicht meine Stärke«, ergänzte er. »Aber ich bin an diesem Morgen nicht aufgestanden und habe mir vorgenommen, jemanden umzubringen, das schwöre ich dir, Rosie.«
    »Du hast deine Familie verteidigt«, sagte sie.
    »Wenn ich ihn hätte gehen lassen und er auf unserem Rasen anstatt auf unserem Teppich verblutet wäre, wäre ich womöglich aus dem Schneider gewesen. Aber das habe ich nicht, weil ich so wütend auf diesen verdammten Mistkerl war, der in unser Haus eingedrungen ist. Also sind fünf Jahre noch ein recht mildes Urteil. Was meinst du?«
    »Ich weiß nicht.« Rosie seufzte. »Worauf willst du hinaus, Vergebung oder Verachtung? Einerseits sage ich mir, dass es absolut ungerecht ist, denn er hätte einfach nicht dort sein dürfen. Andererseits sage ich mir, wenn du deswegen nicht hier gelandet wärst, wäre es wegen was anderem gewesen.«
    »Mein Gott, du hältst mich wohl wirklich für den letzten Dreck?«
    »Zieh nicht so ein Gesicht«, sagte sie. »Das konnte jeder kommen sehen.«
    »Und vermutlich hast du sogar recht.«
    »Was wirst du machen, wenn du wieder rauskommst?«, fragte sie ihn aufgebracht. »Weitermachen wie bisher, bis du dir schließlich lebenslänglich einhandelst?«
    »Rosie«, sagte er eingeschnappt, »kannst du dir vorstellen, was ich getan habe, während ich weg war? Ich habe niemanden verprügelt, ausgeraubt oder umgebracht. Ich habe versucht, das verdammte Stonegate zu vergessen und ein richtiges Elfenwesen zu sein. Ich habe Oliven, Orangen, Aprikosen gepflückt und alles, was es sonst noch so gab. Dann bin ich nach Hause gekommen, von wegen Sohnespflicht und so weiter, und in dieses

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