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Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
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Schlamassel geraten.«
    »Ich weiß nicht, was du mir sagen willst. Diese Situation ist für alle beschissen.«
    Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust und wandte sich ab, aber aus dem Augenwinkel sah sie, dass er sie kühl und unverwandt betrachtete. »Lass uns nicht mehr darüber reden«, sagte er. »Wie geht es dir? Was machst du? Wie geht es deinem kleinen Bruder?«
    Sie verschränkte die Arme und sah weg. Mit ihm zu streiten war sinnlos und doch fiel es unglaublich schwer, damit aufzuhören, so wie man auch nicht widerstehen kann, sich bei einem juckenden Ausschlag zu kratzen. »Luc geht es gut, aber er spricht viel über … du weißt schon. Wir haben uns inzwischen alle daran gewöhnt, aber als wir es erfuhren, war der Schock gewaltig. Du fandest es vermutlich zum Lachen und wusstest es sicherlich schon seit Jahren.«
    »Wovon redest du?«, fragte Sam.
    Sie sah ihn fragend an. »Natürlich davon, dass Lawrence Lucas gesagt hat, er sei sein Vater.«
    »Was?«
    Seine Verwirrung war echt. Und Rosie blieb vor Entsetzen der Mund offen stehen. »O mein Gott, sie haben es dir nicht erzählt, oder? Die ganze Zeit und sie haben –?«
    »Erzähl du es mir. Ich habe absolut keine Ahnung, wovon du redest.«
    Sie setzte an, schüttelte dann aber den Kopf. »Nein. Du weißt es doch. Du spielst nur wieder eines deiner Spielchen.«
    »Ich schwöre dir bei allen Göttern, dass ich das nicht tue, Rosie! Das Einzige, worüber wir gesprochen haben, ist mein blödes Verfahren! Was hat mein Vater zu Lucas gesagt?«
    Eine Glocke schrillte. Der physische Schock schien einen Schleier zu zerreißen, und sie sah den Raum plötzlich in seiner eckigen, banalen Realität mit ganz gewöhnlichen Gefängniswärtern, die herumstanden. Diesmal hielt die Veränderung an. Nur Sam sah noch genauso aus. »Noch fünf Minuten, meine Damen und Herren, danke«, sagte ein Beamter.
    »Das war doch nie und nimmer eine Stunde«, sagte Sam und sprang auf. »Erzähl es mir bitte, Rosie.«
    Um sie herum wurden lautstark Stühle gerückt und tränenreich Abschied genommen. Rosie versuchte den Lärm zu durchdringen. »Offenbar hatte Lawrence ein Techtelmechtel mit meiner Mutter – du wirst ihn schon selbst fragen müssen.«
    »Verdammt!«, rief Sam. »Das ist verrückt. Du kannst mir das doch nicht einfach hinwerfen und dann gehen.«
    »Danke, meine Damen und Herren«, kam die Anweisung. Rosie blinzelte verwirrt in das grelle Licht. Sam sah ihren Gesichtsausdruck.
    »Das ist schon in Ordnung«, sagte er. »Geh einfach den Weg zurück, den du gekommen bist, und dreh dich nicht um, dann wird alles gut. Danke fürs Kommen.«
    »Ist schon okay.«
    »Du musst wiederkommen, Rosie, und die Geschichte zu Ende erzählen«, ergänzte er leise. »Bitte.«
    Sie zögerte. »Nein«, sagte sie entschlossen und wandte sich ab. »Das musst du mit deiner Familie ausmachen, nicht mit mir.«
    Als Rosie an diesem Abend das Cottage erreichte, war Jon noch immer da. Er sah besser aus, seine Augen strahlten, die Haut schimmerte und er hatte sich gewaschen und die Haare zurückgekämmt, sodass sie in ihrer ganzen kastanienbraunen Pracht glänzten. Er bedankte sich überschwänglich dafür, dass sie den Weg auf sich genommen hatte.
    »Ist es in Ordnung, wenn ich noch eine Nacht bleibe?«, fragte er.
    »Natürlich«, erwiderte sie verdutzt. »Bleib, solange du willst. Ich bin ziemlich kaputt. Ich mach mich erst mal frisch, dann erzähl ich dir alles.«
    Sie rannte nach oben, duschte und zog ihren besten Bauernrock und dazu ein eng anliegendes schwarzes Top an. Sie trug Lipgloss auf und bürstete ihr Haar, bis es ein weicher, glänzender Schleier war, und musste zugeben, dass sie für eine zehnminütige Verschönerung recht gut aussah. Wie schrecklich die Situation auch war, sie konnte sich schließlich vor Jon nicht als Wrack präsentieren.
    Als sie das Badezimmer verließ, stieß sie mit Clive zusammen, einem ihrer Mitbewohner. »Wow, sieh mal einer an«, sagte er. »Ist das für« – er zeigte mit dem Daumen Richtung Treppe – »deinen Freund da unten? Der Glückliche.«
    »Er ist nicht mein Freund, nur ein Freund.«
    »Aha.« Clive grinste anzüglich und zwinkerte ihr zu. »Ein bisschen seltsam ist er schon, oder? Sieht aus, als hätte er in einer Hecke geschlafen. Hat den ganzen Tag auf dem Sofa verbracht.«
    »Hat er was gegessen?«
    »Jill hat ihm Suppe gegeben. Viel reden tut er wohl auch nicht?«
    »Es geht ihm nicht gut. Sein Bruder ist im Gefängnis.«
    »Dann geh und

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