Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vaethyr: Die andere Welt

Vaethyr: Die andere Welt

Titel: Vaethyr: Die andere Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Freda Warrington
Vom Netzwerk:
oder? Aber nicht Jon. Er hat es nicht einmal bemerkt. Neben ihm fühlte ich mich so sexy wie ein Klumpen Beton. Ein Stein in Kleidern.«
    Sie lachten. Rosie trank ihren Wein und genoss dessen kalte, süße Säure. »Und als er dann in meinem Bett lag … da hatte ich gar keine Lust mehr. Er wirkte so dünn und leblos.«
    »Was du nicht sagst!«, warf Mel ein.
    »Ich meine, was ist Liebe? Man kann schlecht für jemanden Leidenschaft empfinden, von dem nichts zurückkommt. Doch würde ich ihn wahrhaft lieben, dann hätte ich gar nicht erst an meine eigenen Bedürfnisse gedacht. Der Jon, der da vor mir lag, war nicht der Jon, von dem ich geträumt habe, aber wenn ich ihn nicht begehre, dann empfinde ich nur Mitleid mit ihm … Ich bin völlig verwirrt.«
    »Wirst du jetzt endlich damit aufhören, dich selbst fertigzumachen?«, sagte Mel leidenschaftlich. »Dieser Typ ist ein Loser! Er ist diese Selbstquälerei gar nicht wert. Es liegt bestimmt nicht an dir. Ich glaube, er gehört zu den Leuten, denen Sex nicht wichtig ist. So etwas gibt es.«
    Verletzt erwiderte Rosie: »In Anbetracht der Tatsache, dass du ihn kaum kennst, lehnst du dich ganz schön weit aus dem Fenster.«
    Dabei fing sie zufällig Mels Blick auf und das merkwürdige Funkeln in ihren Augen. Mels Puppengesicht wurde feuerrot. »Was?«, fuhr Rosie sie an. » Was? «
    Mels Lippen öffneten sich, während sich die Röte vertiefte. Und dann platzte es aus ihr heraus: »Ich habe mit ihm geschlafen, Rosie.«
    Rosie hatte das Gefühl, als würde ihr sämtliches Blut aus dem Kopf abgezogen, und der Raum drehte sich. »Mit Jon? Das kann nicht sein. Wann? Wie?«
    Ihre Freundin ließ den Kopf hängen und beichtete mit leiser Stimme: »Vor etwa sechs Monaten. Er tauchte hier eines Abends auf und sah ziemlich durch aus, da hatte ich Mitleid mit ihm. Ich hab ihm was zu essen gegeben und ließ ihn hier übernachten. Vermutlich haben wir zu viel getrunken, da ist es einfach … passiert.«
    Rosie starrte sie fassungslos an. Faith hielt sich die Hand vor den Mund. »Mal ganz offen«, fuhr Mel fort, »gut war er nicht. Er war furchtbar dünn und irgendwie passiv, fast zimperlich, was Berührungen anging. Ganz ehrlich, ich musste selbst dafür sorgen, dass ich kam, denn er hat sich überhaupt nicht darum bemüht.«
    »Aber er wollte dich«, sagte Rosie kaum hörbar.
    Mel zuckte die Achseln. »Offensichtlich, aber er schien das Ganze ungefähr so erregend wie ’ne Tasse Tee zu finden. Okay, er ist süß und sieht aus wie ein Engel, aber das reicht nicht. Ein bisschen Begeisterung muss schon sein.«
    »Willst du damit sagen, dass er gar nichts empfunden hat?«
    »Vermutlich schon, als er, du weißt schon, seinen Orgasmus hatte, aber ansonsten war er so temperamentvoll wie ’ne gekochte Nudel.«
    Rosie hätte fast losgelacht. Hätten sie sich über jemand anderen unterhalten, hätte sie es auch getan. Doch das Lachen blieb ihr im Hals stecken. Jon, der mit Mel einen Orgasmus hatte , war eine qualvolle Vorstellung. Jon, der einen Orgasmus hatte. Mit Mel .
    »Wie konntest du das tun, wo du doch meine Gefühle für ihn kanntest?«
    »Es tut mir leid, Rosie«, sagte Mel erschüttert. »Ich wollte dir im Leben nicht wehtun.«
    »Hast du ihn wiedergesehen?«, fragte sie mit bemüht fester Stimme.
    »Er kam noch ein paarmal einfach so vorbei, setzte sich auf mein Sofa und zündete sich einfach einen Joint an, ohne mich überhaupt zu fragen, und ihr wisst ja, wie sehr ich Rauchen hasse! Aber es passierte nichts weiter.« Rosie glaubte ihr, denn dass Mel, die so etepetete und stolz auf ihres schönes Zuhause war, sich in einen verlotterten Kunststudenten verlieben könnte, war schlichtweg eine lächerliche Vorstellung. »Es war ein Fehler, Ro. Ich sagte ihm, dass aus uns beiden nichts wird, und er zuckte nur mit den Schultern und ging.« Mel biss sich auf die Lippe. »Bitte verzeih mir. Es hatte keine Bedeutung.«
    »Für mich aber schon«, erwiderte Rosie. Sie erhob sich ganz ruhig und ging ins Badezimmer, wo sie sich vor das Waschbecken stellte, tief durchatmete und sich kaltes Wasser ins Gesicht klatschte, bis der Tränenfluss versiegte.
    »Alles okay mit dir?«, fragte eine besorgte Stimme nach ein paar Minuten. Faith trat ein und setzte sich auf den Klodeckel. »Mel ist untröstlich.«
    » Sie ist untröstlich?«
    »Bist du wütend auf sie?«
    »Nein, nicht wirklich.« Rosie versuchte ihren Atem unter Kontrolle zu bekommen und betrachtete ihr fleckiges Gesicht im Spiegel. »Es

Weitere Kostenlose Bücher