Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
um Karel geht, und sie liest weiter. Der Artikel ist kurz und berichtet, dass die DDR eines ihrer bekanntesten sozialistischen Wunderkinder, Karel Slavik, mit einem Reiseverbot belegt hat. Er sollte am 17. Oktober in Wien spielen. Das Reiseverbot gilt für sieben Jahre. Man vermutet, dass die DDR -Regierung ihn verdächtigt, im Westen bleiben zu wollen.
Tina fühlt sich elend. Natürlich hat sie mit niemand darüber gesprochen, dass sie Karel helfen wollte. Und als sie mit ihm darüber gesprochen hat, lief das Wasser in der Dusche. Selbst wenn er abgehört wurde, konnte doch niemand verstanden haben, was sie ihm unter dem Wasserstrahl zugeraunt hatte?
Langsam rührt Tina in ihrem Kaffee und überlegt, wie sie Karel helfen könnte, aber es ist aussichtslos. Armer Karel. Tina hatte genau gesehen, wie sehr er sich nach der Freiheit sehnte, auch wenn er vorgab, ein treuer Anhänger des DDR -Regimes zu sein. Sie beißt ein Stück von ihrem Brioche ab und trinkt einen Schluck Kaffee. Plötzlich kommt ihr beides wieder hoch. Sie schluckt, aber zu ihrem Erschrecken muss sie würgen. Gerade noch rechtzeitig erreicht sie das Bad und übergibt sich. Tina setzt sich auf die Fersen und tastet nach ihrer Stirn. Sie hat kein Fieber. Ihr ist nur übel. Vermutlich ist es der Schock wegen Karel. Warum sollte ihr sonst auf einmal schlecht werden? Plötzlich schlägt sie sich erschrocken die Hand vor den Mund und lässt sich schwer auf den Badezimmerboden fallen. Tina versucht, sich zu erinnern, wann sie das letzte Mal ihre Periode hatte, und rechnet. Sie muss noch nicht einmal zum Arzt gehen. Sie weiß, dass sie schwanger ist. Sie fühlt sich genau wie damals, als sie mit Mattia schwanger war – ihr ist übel, und sie hat schmerzende, geschwollene Brüste. Das Baby muss von Karel sein, denn Phil und sie haben immer verhütet, seit sie aus Berlin zurück ist. Und vor Berlin hatten sie monatelang keinen Sex. Tina beginnt zu zittern. Was soll sie tun? Wie wird Phil reagieren, wenn sie es ihm sagt? Wie kann sie erwarten, dass er sie nicht zurückweist? Könnte sie es heimlich abtreiben? Nein, auch wenn sie dadurch vermutlich ihre Familie zerstört, kann Tina sich nicht vorstellen, das Baby abzutreiben. Sie merkt, dass sie die Kleine haben will … sie spürt bereits, dass es ein Mädchen wird. Sie hofft nur, dass Phil das Baby und das, was es bedeutet, akzeptieren kann. Dass Tina nicht die Frau ist, die sie vorgibt zu sein: eine hingebungsvolle Partnerin und Geliebte. Nein, sie ist eine Frau, die Dinge zerstört und die Menschen verletzt, die sie liebt. Tina hofft, dass Phil ihr vergeben kann, denn ein Leben ohne ihn kann sie sich nicht vorstellen.
Valentina
Sie spielen eines von Russells Lieblingsspielen. Er fesselt Valentina an einen Stuhl. Dabei spreizt er ihre Beine, bindet die Knöchel an den Stuhlbeinen fest und die Arme auf ihrem Rücken. Dann steckt er ihr einen Knebel in den Mund. Das bedeutet: Valentina kann das Sicherheitswort nicht sagen und muss Russell völlig vertrauen. Valentina spürt Panik in sich aufsteigen, als Russell nur mit einer Jeans bekleidet barfuß durchs Zimmer geht und sie beobachtet. Sie sind in der Wohnung von Marco und Jake. Die beiden sind noch verreist, und Russel hat darauf bestanden, dass sie die Wohnung »einweihen«.
Valentina war nicht erpicht darauf. In Russells Appartement fällt es ihr leichter, sich zu unterwerfen und bei wilden Sexspielen in ihre Fantasiewelt abzutauchen, in der sie Thomas nah ist. Hier in Marcos und Jakes gemütlichem Zuhause mit Tierfiguren und Nippes fühlt sich das falsch an. Das hat Valentina versucht, Russell zu erklären, aber er meinte, dass er genau deshalb in ihrer Wohnung harten Sex haben will.
»Je unangemessener es sich anfühlt, Valentina«, sagt er, »desto besser ist es.«
Sie hatten zunächst bekleidet auf dem Sofa gesessen und eine Flasche Wein getrunken. Valentina wäre zu gern zurück in Russells glattes Designer-Appartement gegangen – es war schön, aber seelenlos.
»Wie kannst du dir die Wohnung in Chelsea leisten?«, hatte Valentina plötzlich neugierig gefragt. »Gehört sie deiner Familie?«
»Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Es gehört …«, er stockte und befeuchtete seine Lippen, »… einer Freundin von mir.«
»Ach, dann ist es also gar nicht deins.«
»Doch. Sie hat es mir geschenkt.«
Valentina stellt ihr Weinglas ab und dreht sich zu ihm um.
» Was?«
Russell seufzte und rollte mit den Augen.
»Ich habe immer deutlich
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