Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
gesagt, du sollst herkommen!«, brüllt Russell.
»Du solltest jetzt lieber gehen.« Valentina versucht, Leonardo zur Tür zu schieben, sie fühlt sich unendlich gedemütigt. »Sag mir, wo du wohnst, und ich komme sobald ich kann.«
»Nein«, entgegnet Leonardo fest. »Ich glaube, er sollte gehen.«
»Was?«
Sie ist bestürzt und versucht, sich zu sammeln.
»Es ist wirklich schön, dich zu sehen, Leonardo, aber es tut mir leid, ich bin gerade beschäftigt.«
Leonardo holt Luft.
»Valentina«, sagt er. »Ich bin nicht zufällig in New York. Ich bin deinetwegen hier.«
»Wie meinst du das?«
»Marco hat mir geschrieben, dass er sich Sorgen um dich macht. Er meinte, du seist nicht mehr du selbst. Der ganze Stress und die Sache mit diesem Glen hätten dich stark mitgenommen. Und ich finde, er hat recht.«
»Mir geht es bestens«, sagt Valentina und ist gereizt, weil ihre Freunde hinter ihrem Rücken über sie reden. Sie weiß, dass Marco Russell nicht mag, aber dass er sich deshalb an Leo wendet, geht zu weit.
»Du kannst froh sein, dass er nicht Antonella gebeten hat herzukommen!«, meint Leonardo.
»Ich bin kein Kind, auf das man aufpassen muss«, entgegnet Valentina, doch es klingt jämmerlich.
»Wo zum Teufel bleibst du?« Russell steht in seiner ganzen Größe mit zerzausten Haaren, in Jeans und mit freiem Oberkörper im Türrahmen von Marcos und Jakes Schlafzimmer.
»Wer ist das?«, fragt er Valentina.
»Ich heiße Leonardo«, antwortet ihr Freund in eisigem Ton.
»Alles klar. Macht’s dir etwas aus, später wiederzukommen, Kumpel?« Russell tritt zu Valentina und legt besitzergreifend den Arm um sie.
»Ich gehe nirgends hin«, erwidert Leonardo ruhig. »Es sei denn, Valentina möchte, dass ich gehe.«
Beide Männer sehen Valentina an. Sie spürt den Druck von Russells Arm auf ihrer Schulter, seine Finger graben sich in ihre Haut. Er tut ihr weh. Er tyrannisiert mich . Es liegt ihr auf der Zunge, Leonardo zu sagen, dass er gehen soll. Doch als Valentina Leonardo ansieht, erinnert sie sich an all die Male, die er für sie da war. Wie er sich in der Woche, nachdem Thomas verschwunden war, um sie gekümmert hat. Wie er immer an ihrer Seite gewesen ist, wenn sie ihn wirklich gebraucht hat. Genau wie jetzt.
Sie stößt Russells Arm von ihrer Schulter.
»Ich glaube, du solltest jetzt gehen, Russell«, sagt sie, ohne ihm dabei in die Augen zu sehen.
»Bist du sicher, Valentina?«, fragt er, und es klingt wie eine Drohung. »Wenn du mir sagst, dass ich jetzt gehen soll, war’s das. Du weißt, was ich will.«
»Ja, ich weiß, was du willst. Du willst kaputte Mädchen. Das hast du doch gesagt, oder?«
Leonardo betrachtet den anderen Mann voller Abscheu.
»Ich bin nicht dein Spielzeug, Russell …« Valentina bemüht sich, ihr altes Ich wiederzufinden, ihren Stolz und ihre Würde.
Russell greift sein T-Shirt und zieht es sich über den Kopf. Er ist wütend.
»Tu nicht so, als hätte es dir keinen Spaß gemacht«, zischt er. »Du hast mich genauso benutzt wie ich dich.«
Er hebt drohend den Finger.
»Ich weiß, dass du von deinem toten Freund geträumt hast, wenn du mit mir gevögelt hast. Tu nicht so«, wirft er ihr vor. »Du hast voller Inbrunst seinen Namen geschrien!« Er wendet sich an Leonardo und grinst ihn böse an. »Sex ist am besten mit Frauen wie Valentina. Mit denen, die ein bisschen fertig sind. Viel Spaß!«
Mit diesen Worten verlässt er die Wohnung und knallt die Tür hinter sich zu. Valentina ist wie gelähmt. Sie schwankt vor Entsetzen, denn was Russell eben gesagt hat, stimmt. Es hat ihr gefallen, weil sie das Gefühl hatte, durch ihre sexuellen Fantasien Thomas nahe zu sein. Jetzt ist Russell für immer gegangen, und das heißt, dass sie Thomas endgültig loslassen muss.
»Es ist okay, Valentina.« Leonardo ist neben ihr und drückt ihre Hand. »Du kannst ihn gehen lassen«, sagt er, und Valentina ist nicht sicher, ob er Russell oder Thomas meint.
Tina
1984
Sobald Tina den Grenzübergang Heinrich-Heine-Straße überquert hat, fängt es an zu schneien. Es ist wie ein Zeichen, dass sie jetzt eine kühlere, härtere Welt betritt. Tina weiß, dass nicht alle Bewohner der DDR so denken. Sie halten vielmehr den Westen für einen gnadenlosen Ort, für eine Gesellschaft, in der jeder gegen jeden kämpft. Hier in der DDR werden sie vom Staat beschützt, sie haben immer Arbeit und ein Zuhause. Man kümmert sich um sie, aber für Tina ist das eine Form der Kontrolle. Und wenn man
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