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Valentine

Valentine

Titel: Valentine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inka-Gabriela Schmidt
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sich in Sekundenschnelle. Ihr Gesicht war unsagbar schön und ihre großen leuchtend blauen Augen, umgeben von einem Kranz langer schwarzer Wimpern, starrten ihn überrascht an, als hätte sie selbst nicht damit gerechnet, ihm plötzlich so nah gegenüberzustehen.
    Ihre Überraschung währte indes nur Sekunden, dann hatte sie sich gefangen , und die Neugier in ihrem Blick hatte die Oberhand gewonnen . Im Lichtschein der Taschenlampe stach ihr Gesicht mit de m auffällig hellen Teint aus der Finsternis der Umgebung geradezu magisch hervor. Die rabenschwarzen Haare wurden im Nacken zusammengehalten, nur eine vorwitzige Strähne hing über ihrem linken Ohr herab, das ein Ohrring mit einer weißen Perle zierte.
    V on einer Sekunde zur nächsten spielten s eine Hormone verrückt, jagten das Blut durch seine Adern , direkt hinein in seine Lenden, wie er es schon lange nicht mehr gespürt hatte . Zwar hatte es das ein oder andere Liebesabenteuer in seinem Leben gegeben und davor eine drei Jahre währende feste Beziehung. Eine Frau, die ihn wie diese durch eine bemerkenswert natürliche Schönheit und eine geheim n isvolle Aura umwarf, war ihm jedoch nie begegnet. Sie war einfach perfekt und gleichzeitig zu unnahbar für ein simples Abenteuer. Bestimmt war dies alles nur ein wunderbarer Traum.
    »Na also«, brachte er endlich über die Lippen, seinen harten Herzschlag ignorierend . Er nahm die Taschenlampe in die Linke, senkte sie ein wenig und streckte ihr die andere Hand entgegen. »Hallo, ich bin Maurice.«
    Er sah, wie sie schluckte, dann ging sie mit einem Kopfnicken auf seine Begrüßung ein. Mein Gott, ist ihre Hand kalt. Ihr Druck hingegen war angenehm fest. Dennoch schien es ihm, als wäre zumindest ein Teil ihrer selbstbewussten Haltung nur Fassade – oder bildete er sich das ein ?
    »Sollen wir hinaus gehen?«
    Wiederum nickte sie wortlos und ging im Lichtschein der Lampe, mit dem er ihr den Weg zeigte, voraus. Der taillierte schwarze Ledermantel bewegte sich über ihrem Po bei jedem Schritt hin und her. Maurice unterdrückte mit Mühe ein lustvolles Stöhnen und zwang sich , auf ihre von einem Band gerafften Locken zu sehen. Er musste wissen, wer sie war, wo sie wohnte, die schweigsame Schöne. Sonst wäre sein Seelenfrieden für immer dahin.
    »Sind Sie denn nun Archäologin oder nicht?«
    »Ja, bin ich.«
    Ein kurzes Zögern lag in ihrer Antwort , das genügte, dass Maurice ihr nicht glaubte.
    »Hm, netter Versuch«, brummte er.
    Sie erreichten die Krypta, wo alles begonnen hatte, und Valentine wandte sich zu ihm um.
    »Wie bitte?«
    Er lächelte sie breit an. Irgendwie gab ihm diese Frau das verflixt gute Gefühl, ein Mann zu sein , und schürte das Machoverhalten, das mit ihm nur selten durchging. Im Augenblick tobte jedoch das Testosteron so heftig durch seine Adern, dass ein rationales Denken fast unmöglich wurde. Lag es nun daran, dass sein Sexleben momentan so gut wie brachlag, oder gab es wirklich diesen magischen ersten Blick, der einem Herz und Verstand verdrehen konnte? Falls ja, war er auf dem besten Wege, beides zu verlieren.
    »Sie arbeiten nicht hier. Sonst würden wir uns bereits kennen«, brachte er hervor, obwohl ihn das Kribbeln, das ihn von Kopf bis Fuß erfasst hatte, um den Verstand zu bringen drohte.
    Ihr Blick wich ihm kurz aus, dann war die Sanftheit daraus einer unerklärlichen Härte gewichen, als hätte er etwas Falsches, etwas ganz und gar Ungehöriges gesagt. »Aha, und was machen Sie hier?« Ihr Tonfall war provokant und selbstsicher.
    »Ich bin Journalist«, kam ihm zu seiner eigenen Verwunderung leicht von den Lippen. 
    »Natürlich. Und was recherchieren Sie?«, erwiderte sie spöttisch. »Mitten in der Nacht?«
    Maurice hätte sich ohrfeigen mögen. Wozu sollte seine Lüge gut sein? Andererseits konnte er ihr schlecht sagen: Ich bin der Sohn eines Vampirjägers und bin hier, um das Verschwinden meiner Cousine zu klären, von der ich bisher dachte, sie ist meine Schwester , und überhaupt ist sie jetzt eine Elfe … Wie hörte sich das denn an! Vielleicht war er ja doch reif für die Klapsmühle , und alles, was er gerade zu erleben meinte, fand nur in seinem Kopf statt?
    Valentine wartete seine Antwort nicht ab, sondern drehte sich wortlos um, rannte die gegenüberliegende Treppe hinauf, ohne Mühe zwei Stufen auf einmal nehmend, so schnell, dass Maurice sich beeilen musste, ihr zu folgen. Dann jedoch nahm sie nicht den Weg zum Fahrstuhl, sondern wählte einen anderen, der

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